Osnabrücker Land
Bad Iburg
Bad Iburg ist eine Kleinstadt und ein staatlich anerkannter Kneippkurort im Südwesten des Landkreises Osnabrück in Niedersachsen. Bedeutendstes Bauwerk ist das über der Stadt thronende Schloss Iburg mit ehemaliger Benediktinerabtei, das über sieben Jahrhunderte die Residenz der Osnabrücker Bischöfe war.
Nach ersten Vorarbeiten des Osnabrücker Bischofs Benno I. gründete sein Nachfolger Benno II. (1068-1088) auf den Resten einer älteren Anlage, möglicherweise der Sachsen und Franken, eine Burg zum Schutz seines Bistums. In unmittelbarer Nähe begann er mit dem Bau einer Kirche und stiftete um 1080 ein Benediktiner Kloster.
Die Osnabrücker Bischöfe, die 1236 mit der Militärhoheit die fürstliche Souveränität im südlichen Bereich ihrer Kirchenprovinz (etwa der heutige Landkreis Osnabrück) erringen konnten, bauten die Iburg nach und nach zu ihrer Residenz aus. Der achteckige, das Schloss überragende Bergfried stammt aus der Zeit Ende 15. / Anfang 16. Jahrhundert.
Das heutige Gebäudeensemble geht auf die vierflügelige Renaissanceanlage des baufreudigen Fürstbischofs Philip Sigismund von Braunschweig – Wolfenbüttel (1591 – 1623) zurück, der auch die Schlossmühle am Charlottensee und das Jagdschloss am südlichen Berghang erbauen ließ. Den heutigen Platz im Kurbereich erhielt es erst 1650.
Höhepunkt jeder Führung ist der Rittersaal in der Bischöflichen Residenz.
Der Rittersaal des Schlosses von zwölf mal 15 Meter Größe wurde im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts von Fürstbischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel als Jagd- und Speisesaal geschaffen, während des Dreißigjährigen Kriegs 1633 bis 1650 unter schwedischer Besatzung jedoch schwer beschädigt.
Die heutige barocke Ausstattung aus der Zeit von 1650 bis 1661 gab Franz Wilhelm von Wartenberg bei dem Architekten Johann Crafft († 1667) in Auftrag. Die Deckenmalerei aus den Jahren 1656 bis 1658 von Andrea Alovisii mit Zeus im Mittelpunkt, umrahmt von den Heldentaten des Herakles, ist ein herausragendes Beispiel perspektivischer Scheinarchitektur. Sie ist die einzige dieser Art, die nördlich der Alpen im Original erhalten ist. Älter war nur die Deckenmalerei der Münchner Residenz, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. 73 Porträts an den Wänden zeigen die Osnabrücker Bischöfe in der Iburg sowie Landesherrn.
Der Steinfußboden mit blauschwarzen und weißgrauen Fliesen, die in Rautenform verlegt wurden, symbolisieren das bayrische Wappen Franz Wilhelm von Wartenbergs. Der Boden wurde 1997 rekonstruiert, nachdem der Rittersaal viele Jahrzehnte mit einem Holzfußboden ausgestattet gewesen war.
Die Zerstörungen während des Dreißigjährigen Krieges, vor allem durch die schwedischen Besatzungstruppen, beseitigte der von ihnen vertriebene Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg nach seiner Rückkehr. Ihm verdankt das Schloss den Rittersaal, ein Beispiel italienischer und süddeutscher Barockarchitektur.
Durch den Welfenflügel geht die Führung weiter.
Man gewährt uns auch einen Einblick in das Verlies
Bei archäologischen Grabungen infolge der Erneuerung des Fußbodens in der Klosterkirche wurden 1979 ca. 50 Gräber, darunter fünf Abtsgräber, freigelegt. Die ältesten Beisetzungen stammten aus der Zeit des 11./12. Jahrhunderts, die jüngste von 1802.
Die Gebeine der Toten wurden in diesem Keller beigesetzt, der sich hier in der Nordwestecke der Kirche vermutlich bis ins 12. bzw. 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.
Aufgrund der im Westfälischen Frieden für Osnabrück festgelegten wechselnden Herrschaft von katholischen und evangelischen Fürstbischöfen, jeweils auf Lebenszeit, folgte ihm der protestantische Welfe Ernst August von Braunschweig Lüneburg. Seine kluge Gemahlin Sophie von der Pfalz, durch ihre Mutter eine Enkelin des englischen und schottischen Königs Jakob, brachte höfischen Glanz nach Iburg. Das Paar ließ die Evangelisch-lutherische Schlosskirche errichten (1664). Seine einzige Tochter wurde 1668 auf der Iburg geboren und auf den Namen Sophie Charlotte getauft.
Die 1664 eingeweihte evangelische Schlosskirche war ehemals eine Kapelle des ersten evangelischen Fürstbischofs von Osnabrück, Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg (1661-1698). Dieser ließ den gesamten südlichen Gebäudeteil mit Kapelle, Arbeits- sowie Wohnräumen für die fürstbischöfliche Familie erbauen. Die Kapelle konnte nur durch das Schloss betreten werden. Ein äußerer Zugang wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelegt. Heute dient sie der evangelischen Gemeinde als Kirche. Aus der Erbauungszeit um 1664 stammen u. a. das Altarbild und die Kanzel.
Weil der anspruchsvollen Sophie die Iburg bald zu bescheiden war, baute sich das Paar in Osnabrück das neue Schloss und verlegte 1673 die Residenz nach dort.
1679 erbte Ernst August das Herzogtum Hannover - Kalenberg und zog nach Hannover. Dort erlangte er 1692 vom Kaiser die neunte Kurwürde, nachdem er für das Welfenhaus das Erstgeburtsrecht eingeführt hatte.
Aufgrund der Abstammung seiner Mutter Sophie aus englischem Königshause erbte Georg Ludwig 1714 die Krone Großbritanniens und ging als Georg I. nach London (Personalunion Hannover-Großbritannien bis 1837).
Heute beherbergt das im Eigentum des Landes Niedersachsen stehende Schloss das Amtsgericht und die Polizeistation Bad Iburg, das Schlossmuseum und als neue Behörde den „Schul - TÜV“.
Aufbruch: | 21.08.2022 |
Dauer: | 8 Tage |
Heimkehr: | 28.08.2022 |