Brasilien - Von Sao Luis nach Sao Paulo
Porto Seguro
Ich entscheide mich nach Porto Seguro zu gehen. Und heute ist ein guter Tag. Alles klappt, ich habe in Itabuna einen schnellen Anschluss nach Eunapolis, von wo aus ich problemlos einen Bus anch Porto Seguro finden sollte.
Auf der Strecke von Itabuna nach Eunapolis sehe ich mit Abstand die schönste Landschaft auf meiner Reise. Alles ist unglaublich saftig grün, das Land hügelig, überall Palmen. Ab und zu durchqueren wir hässliche Ortschaften. Die Strasse ist sehr kurvig, den sie schlängelt sich um die höchsten Hügel herum.
In Porto Seguro entscheide ich mich für einen 1,5 Kilometer langen Fussmarsch ins Zentrum. Überall rufen die Scouts mir nach. Irgendwann lass ich mich von einem führen. Ich verlange eine Pousada für 15 R.. Wir besuchen die Erste, eine wunderschöne Pousada und ich weiss schon, dass es hier nichts zu handeln gibt. Doch mein Scout kämpft und erzählt der Chefin das Blaue vom Himmel. Einmal bleibe ich 3 Tage, dann 5 und ich verzichte aufs Frühstück etc.. Er will die Kommission kassieren. Er schleppt mich noch vergebens in eine Zweite. Mir wird schnell klar, dass ihm nur die gehobeneren Pousadas Kommission bezahlen, zudem habe ich keine Lust, von einer POusada in die nächste zu wandern, wenn ich doch eine weiss, die 15 R. kostet. So schicke ich ihn fort, aber er will nicht aufgeben und erst als ich einfach meinen Weg gehe, hört er nach einer Weile auf mir zu folgen. Ich beziehe ein Zimmer in der Raizas Pousada. Die Putzfrau ist mir gleich symphatisch. Es scheint, dass ich, als Einzelreisender, etwas schmutziger, armseliger Kleidung bei manchen älteren Frauen einen Mutterinstinkt wecke. So werde ich von ihr bestens umsorgt.
Das Wetter lädt nicht zum baden ein und so mache ich einen Spaziergang. Oben auf dem Hügel steht eine kleine Kirche, ein paar alte Häuser und ein Museum. Hier soll der erste Weisse Brasilien betreten haben. War es Cabral? Vespucchi? Ich mag mich nicht mehr erinnern. Auf jedenfall ist es sehr hübsch hier. Ganz anders das Zentrum: Es ist schlicht und einfach ein modernes Touristenzentrum mit allem drum und dran. Es scheint, dass 100te von Läden die gleichen T-Shirts verkaufen. Ich beobachte die brasilianischen Touristen: Sie kaufen alles! Es wird jeder Laden betreten und überall wird was gekauft. Manchmal denke ich, ich könnte ein Holzstück gelb anmalen, in die Luft werfen und auf den speziellen Klang beim Aufprall auf den Boden hinweisen und die kaufen es. Und ich komme zum Schluss, dass Europas Tourismus gut daran täte, Brasilianische Touristen anzulocken. Freundlich, meist in Gruppen, gesittet und vorallem konsumsüchtig!
Porto Seguro lockt mit endlosem Strand, am Abend ist hier immer etwas los. Ich merke aber, dass ich langsam aus dem Discoalter raus bin. Ich mag es mehr gemütlich, gesellig. Das Publikum besteht zumeist aus Päärchen oder Ehepaaren und so vergnüge ich mich, einfach dazusitzen und den Brasilianern beim Einkauf zuzusehen.
Ich muss lachen. Zum erstenmal in Brasilien wird mir das Bett gemacht! Ich unterhalte mich mit der Putzfrau übers Wetter, aber sie sieht wenig Chancen, dass es in den nächsten Tagen Badewetter gibt.
Am Abend setze ich mich in eine Kneipe und möchte nocheinmal etwas den Touristen beim Einkaufen zusehen. Aber es beginnt zu stürmen. Und so sitze ich in der gemütlichen Kneipe fest. Irgendwann kommt eine Frau zu mir und bringt irgendsoeine Geschichte, dass ihre Kollegin mich mag, aber zu schüchtern ist etc.. Ich bin lange genug in der Welt herumgereist und weiss, worum es geht. Doch ich sage mir, soll ich das Bier alleine trinken oder mich etwas unterhalten. Das Bier ist billig, der Entscheid gefällt und so sitze ich mit drei Damen am Tisch. Touristinnen aus Espirito Santo. Touristinnen, die aber ihre Ferien irgendwie finanzieren müssen! So bestelle ich ein Bier und vier Gläser als ein Franzose vorbeikommt und mir in Französisch zuruft, ich soll auf mein Bier aufpassen! Zuerst verstehe ich nicht, was er meint, aber bald sehe ich es! Die Frauen bestellen ungeniert Bier und schon stehen 4 volle Flaschen da! Und so sehe ich mich gezwungen, mit dem Kellner ein ernstes Wörtchen zu reden, da schliesslich sowieso ich alles bezahlen muss. Ich unterhalte mich mit dem Franzosen in seiner Sprache und während zwei Frauen relaxt bleiben, treibt es die Dritte zur Weissglut. Sie will unsere Gesrpäche kontrollieren; sie scheint ja einige Leichen im Keller zu haben. Der Franzose trinkt sein Bier allein, aber er scheint die Frauen zu kennen und einschlägige Erfahrungen gemacht zu haben. Nur mit mir teilt er das Bier, aber er erwähnt nur beiläufig, dass es Prostituierte sind, was ich schon wusste. Die Frauen wollen mit mir in eine Disco, gleich um die Ecke, aber ein Taxi braucht man doch um dort hinzukommen. Ich lehne ab, ich sowieso kein Geld mehr dabei. Die eine (die Gleiche) erbost und schalt mich, weil ich nur sowenig Geld dabei habe. Sie meint, wie ich nur so dumm sein könne sowenig Geld in den Ausgang mitzunehmen und sagt, ich soll abfahren. Ich bedankt mich bei ihr für das Bier und sage, sie sei ein besonders nettes Mädchen und denke, dass diese Frau doch ziemlich frustriert sein muss. Der Franzose bestellt noch Bier, teilt es aber nur mit mir. Er ist mir sehr symphatisch und wiedereinmal stelle ich fest, dass Sprache verbindet. Wenn ich Franzosen, Norditaliener oder Deutsche treffe, entsteht gleich ein viel vertrauteres Verhältnis als mit anderen Nationen. Er will mich auch in die Disco einladen, aber ich lehne dankend ab.
Aufbruch: | August 2005 |
Dauer: | circa 9 Wochen |
Heimkehr: | Oktober 2005 |