Brasilien - Von Sao Luis nach Sao Paulo
Fortaleza
Die Maenner in Brasilien haben schon sehr unangenehme Eigenschaften. Es entgleiten ihnen allerhand seltsame Geraeusche. Vom ´Chodern´und Spucken ueber den Naseninhalt hochziehen u.s.w.. Besonders beliebt ist in aller Oeffentlichkeit sich am besten Stueck zu kratzen. Gepinkelt wird ueberall hin und wenn sie doch mal eine Toilette aufsuchen, dann - auch wenn es Wasser hat - sehen sie keine Notwendigkeit die Spuehlung zu betaetigen. Von Haendewaschen ganz zu schweigen.
Ich bin unterwegs nach Fortaleza. In Piripiri steige ich auf einen anderen Bus um. Der Billettverkauefer ist erst bereit ein Ticket zu verkaufen, wenn der Bus eingetroffen ist. Doch auch dann gefaellt er sich in der Rolle, alle warten zu lassen und telefoniert hier- und dorthin. Erst als ich mich genervt auf den Tresen stuetze und ein blablabla imitiere, bekomme ich sofoert und als Erster ein Ticket. Immerhin bekommt der Bus wegen unserem umtriebigen Verkaeufer 20 Minuten Verspaetung.
Ungern erinnere ich mich an Fortaleza. Vor 5 Jahren war die Stimmung extrem aggressiv. In der Diskothek Dos Sigual wimmelte es von Frauen. Der erste Satz war jeweils "pay me beer" und auf meine Verneinung folgte ein "Fuck you". Damals liess ich mir nichts gefallen und lief meinem Opfer jeweils nach und schrie ihr Minuten lang "Fuck you, go" ins Ohr. Noch viele andere aehnliche Begegnungen kommen mir in den Sinn.
Heute ist alles anderst, das Dos Sigual gibt es nicht mehr. Ich gehe wieder in die Pousada Abril em Portugal, wie damals vor 5 Jahren. 20 Real kostet hier das Zimmer mit Bad. Ein aelterer Herr schrieb schon damals die Quittungen. Aeusserst genau und in Zitterschrift. Er braucht 20 Minuten dafuer. Heute ist Party in der beruehmten Pirata-Bar. Unglaublich schoene Frauen schlendern am Praia Iracema. Das Pirata ist aber fuer einen "Einzelbiertrinker" nicht geeignet, hier geht man als Gruppe hin. Ueberhaupt passt mir hier nur ein Reggae-Schuppen und hier gibts Antarctica. Die Kellnerin ist extrem muerrisch.
Ploetzlich schrecke ich auf. Ein Rieseninsekt krabbelt mein Bein hoch und schafft es spaeter, in mein Bierglas zu fallen. Erbost nehme ich das Copo und schuettle es heftig durch. Dann stelle ich fest, dass mich alle ansehen und so leere ich das Copo mit Insekt und rotem Kopf aus. Die Menschen scheinen viel relaxter zu sein als noch vor 5 Jahren und ich versoehne mich mit Fortaleza. Zufrieden gehe ich ins Bett.
Hier im Nordosten scheint es nur Maedchen zu geben. Die kleinen Kinder sind fast immer weiblich! Langsam gewoehne ich mich auch an den Umstand, dass das Toilettenpapier nicht in die Schuessel, sondern in einen Kuebel nebenan zu werfen hat. Erstaunlicherweise haelt sich der Gestank in Grenzen. Fortaleza ist eine Grosstadt und es scheint ihr gut zu gehen. Aus allen Ecken Brasilien kommen sie nach Fortaleza - entweder um hier zu leben oder um Ferien zu machen. Der Praia Iracema ist zum baden nicht geeignet, hier findet vorallem das Nachtleben statt. Der naechste Strand ist der Praia Meireles. Hier sind die teuren Hotels. Grosse Hochhaueser liegen gegenueber der schoenen Strandpromenade. Der Strand selbst ist schmutzig. Die Brasilianer haben nunmal die Angewohnheit, jeden Abfalll auf den Boden zu werfen, auch wenn der Kuebel 10 cm. entfernt ist. Der Topstrand ist der saubere Praia do Futuro. 12 Kilometer soll er lang sein, voll von Strandkneipen. Es gibt hier keine Haueser, weil die Sanderosion zu stark sein soll. So konnte er zum Glueck nicht verbaut werden. Mich überzeugt aber keiner von den Stränden.
Nachdem ich diverse administrative Sachen erledigt hatte, gehe ich an den Praia Meireles und werde prompt von einer Gruppe Brasilianer aus allen Landesteilen eingeladen. Wir trinken Bier und ihr Diskussionsthema wendet sich natuerlich dem Sex und Frauen zu. Hier in Fortaleza seien sie besonders zaertlich und sollen besonders ´easy´ sein. Ich frage mich zu welchem Preis. Am Abend verlasse ich diese illustre Runde und trinke ein Bier in einer Strandkneipe. Doch jetzt beginnt der unangenehme Teil, der mich bis Chachoeira begleiten wird: An allen Straenden werde ich endlos von Strassenverkaeufern belaestigt. Sie verkaufen alles. Von einem Fenstervorhang bis zu einer Indianermaske. Ignorieren nuetzt nichts, sie stupsen solange, bis man nein sagt. Da ich praktisch der einzige zu sein scheine, der kein Tatoo hat, sind die Tatoewierer, besonders nervig. Hartnaeckig versuchen sie mir eins anzudrehen, einer nach dem anderen und nach einer Stunde kommen die gleichen wieder. Fuer mich ist numal die blosse Haut am Schoensten und ich kann mit dieser Modestroemung nichts anfangen. Warum also soll ich mir meine Haut von diesen hautschaendern verunstalten lassen? Besonders weh tut mir der Anblick der kleinen Kinder, die Kaugummi verkaufen. Einige schmutzige Strassenkinder fordern einen Real.
Irgendwann setzt sich ein Maler zu mir und wir unterhalten uns und er trinkt mir alles Bier weg. Die einzige Moeglichkeit ihn loszuwerden ist somit zu gehen. Er muss noch an der Meireles ein paar Bilder verkaufen und ich gehe an die Praia Iracema in die Reggae-Bier und trinke ein Antarctica. Nun mag man mir an dieser Stelle vorwerfen, dass ich ja nichts anderes tue als Biertrinken. Es stimmt, aber jeder hier tut es und es sei euch versichert, dass ich im Vergleich zu den Unmengen welche die BrasilianerInnen ins sich reinleeren, praktisch nichts getrunken habe. Trotzdem bleibt alles gesittet, keiner benimmt sich daneben. Ich mache noch einen Rundgang und werde von Animierdamen in die Diskothek Europe geschleppt. Frauen bezahlen keinen Eintritt und kommen und gehen, ich hingegen bin quasi hier drin gefangen. Doch heute erlebe ich was wunderbares. Hier wimmelt es von Studentinnen, welche sich ein Zubrot verdienen wollen, wie ich vermute. Ich stehe an der Theke und viele, die an mir vorbeilaufen, streicheln mir noch irgendwie den Bauch oder die Huefte und tun so, als ob der breite Durchgang wahnsinnig eng sei. Ich muss gestehen, dass mir das total gefaellt. Eine Garota quatsche ich an und nach kurzer Zeit will sie ein Bier, aber hier kostet ein kleines Bier 8 Real, in der Reggae-Bar ein grosses nur 2.50.-. Also schlage ich vor, in die Reggae-Bar zu gehen, aber von dem will sie nichts wissen. Sie will noch dies und das und dorthin und ich sage ihr, dass ich kein Geld mehr dabei habe. (Stimmte auch) Ich gehe noch auf ein Feierabendbier und denke nach, als sich Vanessa neben mich setzt. Ich frag sie was sie arbeitet und sie sagt direkt: "trabalho sexo." Wir reden noch eine Weile, zwischendurch versucht sie mit mir ihr Geschäft abzuwickeln. Aber ich stehe nicht zur Verfügung.
Die Brasilianer nehmen vieles lockerer. Ich kann problemlos in ein Restaurant gehen und die Toilette benutzen ohne zu konsumieren. Bisweilen nimmt diese Gelassenheit bizarre Konturen an. So kann ich ich Supermarkt einkaufen und das Gekaufte in einem Restaurant essen ohne zu konsumieren. Oder ich setz mich in ein Restaurant und bestelle in einem anderen, der Kellner kommt dann halt rueber. Ich kann auch den Salat in einem, die Hauptspeise in einem anderen Restaurant bestellen! Es gaebe noch unzaehlige Beispiele. Beim Busfahren hoert diese Lockerheit auf. Auch wenn der Bus fast leer ist, die Leute wollen immer moeglichst weit vorne sitzen. Das bedeutet, dass vorne alle Sitze besetzt sind und hinten niemand sitzt. So schaue ich immer, dass ich einen Platz in der hintersten Reihe kriege, speziell auf Nachtstrecken, da niemand ind er hintersten Reihe sitzen will und ich so mehr Platz habe.
Am nächsten Tag besichtige den schönen Bahnhof, doch auf eine Fahrt mit den alten, überfüllten Eisenbahnwagen verzichte ich. Wer weiss wo ich da enden würde. Am Mittag fängt es an zu regnen. Also genauer gesagt, es stuermt. In Brasilien heisst es, wenn es regnet ist die Party zu Ende. Am Abend gehe ich wieder in die Diskothek Europe. Doch es regnet, es hat kaum Leute. Ich entdecke einen zweiten Gringo, einen grauhaarigen Deutschen, der sich damit prustet, ein Sextourist zu sein. Mich ekelt er total an. Nichts dagegen, wenn jemand diese Dienste in Anspruch nimmt, aber es geht mir total gegen den Strich, wenn man es zelebriert, wenn man darauf stolz ist. Jemand, der sich den Sex kaufen muss ist doch eine arme Sau, genauso wie diejenigen Frauen, die ihren Koerper dafuer hergeben.
So streichelt mir niemand ueber den Bauch, dafuer stresst mich eine Kellnerin. Zuerst will sie einen Champagner, dann sonst einen Drink. 10 Minuten spaeter ein Bier. Dieses Verhalten widert mich genauso an. Zuerst redet man doch und wenn man sich gut unterhaelt, dann kann man ihr auch einen Drink offerieren, aber wenn sie mit dem zweiten Satz bereits einen teuren Champagner verlangt, dann werde ich bestimmt nie ja sagen. Ich werde sie los, als ich sage, dass es mir hier viel zu teuer ist. Sie laesst ein engeschnapptes "Pfff" von sich und los bin ich sie. Dann kommt ne Dicke und sagt: "Quero uma agua". Man muss sich diesen Satz mal vorstellen! Kommt daher und sagt, ich will Wasser! Ich antworte ihr, dass sie sich selber eins kaufen kann, wenn sie nichtmal das Wort "bitte" kennt. Sie meint, sie habe schon verstanden. Eine Weile spaeter kommt eine weitere Kellnerin und schaut mich scheltend an, weil ich nichts mehr konsumiere, dabei hatte ich bereits vorher ein warmes, teures Antarctica und eine Wasserflasche gekauft, was mich etwa soviel kostet wie eine Nacht in meiner Pousada! Ich gehe zur Kasse um zu bezahlen. Aber man zieht und zerrt an mir und meint, ich solle doch nicht gehen.
Obwohl ich hier das ganze negativ schildere, waren alle freundlich und nett, alles geschieht mit einem Lachen und nicht ist aggressiv. Aber mir dreht es sich hier zuviel ums Geld.
Ich gehe raus und laufe Vanessa ueber den Weg. Sie gesteht mir, dass sie erst 17 Jahre alt ist! Wir wollen zusammen auf ein Bier, mittlerweile sind viele Transvestiten aufgetaucht und haengen im Zentrum rum. Vanessa deutet auf besonders haessliche, deren haessliche Arschbacken fast vollstaendig sichtbar, haesslich geschminkt und klar als Maenner erkennbar sind und sagt doch tatsaechlich, meine Freundinnen kommen auch mit! Ein brummlieges Yes hoere ich und ich bin ploetzlich muede und will kein Bier mehr. Bei der Verabschiedung frage ich Vanessa noch, ob sie echt, also, Hm, sie ist doch eine Frau, oder? Sie bejaht und ihr kleiner, schlanker Koerper und ihre weibliche Stimme geben auch keinen Grund zum zweifeln, aber kleine Restbedenken bleiben...
Aufbruch: | August 2005 |
Dauer: | circa 9 Wochen |
Heimkehr: | Oktober 2005 |