Brasilien - Von Sao Luis nach Sao Paulo
Canoa Quebrada
Ich verlasse Fortaleza. Am Busbahnhof kaufe ich eine Fussballzeitung. Hier tut das sonst niemand, denn man liest die Zeitung oder sein Heftchen im Kiosk und legt sie/es wieder zurueck, wenn man alles durchgelesen hat. Im Fernseher laeuft wieder Fussball, doch die Sendung ist voll von Werbung. Sogar der Reporter ruft zwischedurch immer wieder:" Skoll, das Bier, dass am besten schmeckt!"
Ich plane, in Aracati in die Banca do Brasil zu gehen um mit der VISA-Karte mein Cashproblem zu loesen, weil ich mein Budget aufstocken will. Danach moechte ich nach Canoa Quebrada. Um 15.00 Uhr stehe ich vor der Banca do Brasil, doch sie schliesst um 15.00 Uhr, auf die Sekunde! Die armen Baenkler haben auch soviel zu tun, von 10.00 Uhr - 15.00 Uhr arbeiten...Smile Moises laueft mir noch ueber den Weg und empfiehlt mir seine Pousada in Canoa Quebrada. 10 Real soll das Zimmer kosten.
Doch als ich vor eben dieser Pousada mit Namen Alternativa stehe, sind alle billigen Zimmer belegt mit rastas, welche hier in Canoa ihre Kunstwerke verkaufen. Mir schwant uebles, denn seit meinem "Hoellentrip" in Jamaica kann ich kaum mehr Symphatien fuer Rastas aufbringen. Zu meiner Erleichterung, gehoeren diese Jungs zur aeusserst angenehmen Sorte und sie sind ausgesprochen symphatisch. Die Rezeptionistin will mir ein Zimmer fuer 20 R. andrehen. Deshalb verlange ich Moises zu sehen und sie lenkt ein und ich bezahle 15 Real. Ich renne sofort an den Strand, die Taucherbrille auf dem Kopf und schwimme zum Riff raus, aber die Sicht ist viel zu schlecht. Kein Fisch zu sehen. Der Strand liegt unter einem steilen Felsen und sieht sehr idyllisch aus. Einzig die Buggies stoeren, die hier am Strand ihre Runden drehen. Sie stinken graesslich nach Dieseloel. Zurueck in der Pousada bemerke ich, dass ich keinen Ventilator habe. Das Zimmer gleicht einem Backofen. Dafuer hats einen Kuehlschrank, aber in den pass ich nicht hinen...
Der Abend ist eine Enttaeuschung. Hier leben viele zugewanderte Gringos mit ihren Brasilianerinnen. Es faellt mir schwer einen Kontakt herzustellen. Zudem sind die Menschen hier nicht mehr so herzlich, eher knurrig, muerrisch, wortkarg. So setze ich mich in eine Bar und lese Peter Scholl Latour´s Koloss auf toenernden Fuessen.
Italiener sind in Brasilien ueberhaupt nicht beliebt. Flirten ist hier Nationalsport - unabhaengig des Status der Beteiligten. Die Italienischen Touristen hingegen sollen sehr aggressiv auftreten. Ein solches Exemplar setzt sich neben mich an den Tresen. Er hat seine huebsche brasilianische Freundin dabei. Wahrend hier alles in legerer Kleidung herumlaeuft, konnte er auf seine Designerhoeschen und Hemdchen nicht verzichten. Seine Haarpracht verraet, dass er im Bad laenger braucht als seine Freundin. Mich hat er als Feind auserkoren, obwohl ich in mein Buch vertieft war. Er steht auf und stellt sich zwischen mich und seine Freundin, Gesicht zu mir, Ruecken zur Freundin! Er spuere, wie er meine Blicke kontrolliert. Seine Freundin klettert an ihm rum und versucht mit ihm zu reden, aber er steht nur da mit wehendem Haar, kontrolliert und sagt nichts. Und das ueber eine Stunde, bevor sie verduften! Mir ist langweilig, Melancholie macht sich breit.
Am nächsten Tag ist meine Laune auf dem Tiefpunkt. Ich liebe schnorcheln, aber ich finde keine geeigneten Gewaesser. Doch was meine Laune wirklich belastet ist die Dusche - es kommt kein Wasser raus. Ich brauch nunmal Wasser auf dem Kopf um wach zu werden.
Puenktlich um 10.00 Uhr stehe ich in einer langen Schlange in Aracati vor der Banca do Brasil. Die Tuer wird geoeffnet. Es gibt zwei Bereiche und ich werde in den rechten geschickt und ziehe eine Nummer. Bereits in 10 Nummern bin ich dran, aber von den drei Schaltern ist nur einer fuer die Kunden da. Die andern beiden tun wichtig und hauen ab zu auf irgendeinen Beleg einen Stempel. Um 12.00 Uhr komm ich dran - mittlerweile haben die meisten die Warterei aufgegeben und sind frustriert nach Hause gegangen. Es klappt alles vorzueglich, aber das Geld bekomme ich nur in der linken Abteilung. Ich ziehe eine Nummer und erschrecke: 40 Nummern kommen noch vor mir! Aber es geht schnell, die meisten haben die Warterei aufgegeben und sind nach Hause gegangen.
Ich gehe zurueck nach Canoa und reklamiere in der Pousada wegen der Dusche. Er drueckt auf einen Knopf und sagt, dass es in 10 Minuten Wasser hat. Dem ist aber nicht so und ich gehe wieder runter, aber niemand ist anwesend und so druecke ich den Knopf halt selber, aber nichts passiert. Angesaeuert gehe ich nach draussen. Zuvor druecke ich noch den Knopf nochmals, damit er wieder in der Ausgangsstellung ist.
Als ich wieder nach Hause komme ist die Strasse vor meiner Pousada voller Wasser, dass aus der Rohrleitung vom Dach des Hauses kommt. Auch innerhalb der Pousada ist im unterem Stock ein regelrechter See entstanden. Ob das was mit dem Knopf zu tun hat?
Aufbruch: | August 2005 |
Dauer: | circa 9 Wochen |
Heimkehr: | Oktober 2005 |