Canet De Mar
Canet de Mar, Mataro und Argentona
Erst bei meinen Recherchen zum Jugendstil bin ich auf Canet de Mar gestoßen. Ansonsten wären wir als Anti-Wasserratten nie auf die Idee gekommen in einen Ort an der Costa Brava zu fahren.
Die Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern liegt ca. 40 km nördlich von Barcelona; wir mußten also quer durch Barcelona. Erstaunlicherweise war das in einer Stunde erledigt.
Canet de Mar konnte sich bislang seinen Charme als Küstenort erhalten, ohne vom Tourismus beherrscht zu werden. Allzu viele Unterkunftsmöglichkeiten gibt es nicht, außer einigen wenigen kleineren Hotels vor allem noch fünf Campingplätze. Man kann hier noch einen kleinen Badeort im Umfeld der Millionenmetropole Barcelona kennen lernen, der auch noch einen schönen Strand hat.
Sehenswertes
Im Zentrum steht die aus dem 16. Jh. stammende Kirche Sant Pere i Sant Pau. Genau hier durchstreift man auch den alten Ortskern mit einigen schmalen Gassen und historischen Häusern.
Casa Domenech - Architekt: Lluis Domenech i Montaner - 1908-1910 -
Ecke Riera Gavarra und Riera Buscarons
Der Ort wurde durch den Star-Architekten Lluis Domenech i Montaner bekannt, der hier lange Zeit lebte. Sein ehemaliges Wohnhaus - die Casa Domenech - wird heute als Museum zu Ehren des Architekten geführt. Domenech lebte von 1849-1923, sein bekanntestes Werk ist der Palau de la Musica in Barcelona.
Im Inneren der Casa Domenech
Badezimmer
Fenster
Eigentlich besteht das Museum aus zwei Häusern: der bereits dargestellten Casa Domenech und dem direkt dahinter liegendem Landhaus Masia Rocosa aus dem 16. Jh.. Hier werden u.a. Pläne und Entwürfe der Arbeiten von Montaner ausgestellt.
Masia Rocosa
Brunnenecke
Plan zu einem Bau am Marktplatz von Reus, das wir vor ein paar Jahren besichtigen konnten
Vom Erker der Casa Domenech blickt man die baumbestandene Riera Sant Domenec Richtung Meer hinunter: Hier finden sich weitere bemerkenswerte Häuser spanischen Jugendstils.
Ca la Bianga - 1889 - Arch.: Montaner
Detail des Turmes
Ateneu Canetenc - 1885 - 1887 - Arch.: Montaner - heute Bibliothek
Ecke Riera Sant Domenenc und C. Ample
Can Floris - 1914 - 1920 - Arch.: Pere Domenech i Roura - C. Ample
ausgeprägtes Wanddekor und ungewöhnliche Bogenreige mit gedrehten Backsteinsäulen
Fabrica Isidre Jover i Cia - 1910 - Arch.: Pere Domenech i Roura
Schon ein Stück landeinwärts liegt in der Riera del Pinar wieder mal ein Industriebau, der durch umfangreiches Backsteindekor beeindruckt.
Fährt man noch weiter bergauf, so gelangt man an das Sanctuari de la Mare de Deu de la Misericordia. Unmittelbar daneben liegt ein kleiner Park mit einem Restaurant, das von Josep Puig i Cadafalch entworfen wurde:
Restaurant im Parc de la Misericordia
Turm im Parc de la Misericordia
Nach einem kleinen Snack auf der Terrasse des Restaurantas suchen wir die noch verbliebenen Sehenswürdigkeiten.
- Das Castillo de Santa Florentina, das noch zwei Türme aus dem 13. und 14. Jh. hat und von Domenech i Montaner renoviert wurde finden wir zwar, können aber vom Zaun durch den Baumbestand nichts erkennen.
- Der Friedhof mit wohl einigen lohnenswerten Objekten ist in der Mittagspause von 14-17 Uhr wieder mal geschlossen.
Vil-la Flora - 1910-1925 - Arch.: Eduard Ferrés i Puig
Hofseite
Detail Balkon
- Etwas ausserhalb - westlich der Altstadt - liegt noch die Vil-la Flora in der Riera Gavarra. Das repräsentative Gebäude ist heute ein Heim für Behinderte; daher können wir in den Park und das Äußere des Gebäude hinreichend in Augenschein nehmen.
Wir haben noch einen weiteren Ort auf unserem Programm: Mataro - inzwischen bereits fast eingemeindet ist in die Großstadt Barcelona.
Anläßlich eines besonderen Festes stehen lauter überlebensgrosse Figuren in der Stadt herum.
Dort ist ein großes Fest, dessen Anlaß wir nicht herausbekommen, aber daher ist die Stadt, die eh nicht sonderlich autofreundlich ist (hochgefahrene Poller, gegeneinanderlaufende Einbahnstrassen, unübersichtliche Verkehrsführung), fast zu.
Casa Boada - Via Europa - ca. 1870 - Arch.: Jeroni Boada
Auf einem kleinen Hügel steht ein Gebäude, das u.a. auch einwenig arabisch anmutet, aber auch schon erste Jugendstilanklänge erkennen läßt. Es wurde zwar restauriert, ist aber völlig abgeschottet, so dass man nur mit Mühe einen kleinen Blick über hohe Mauern werfen kann.
Nachdem wir glücklich in der Innenstadt einen Parkplatz gefunden haben, machen wir uns für die wichtigsten Gebäude zu Fuß auf den Weg. Da wir wegen der Feierlichkeiten auch keinen Stadtplan (Touristinfo geschlossen) haben, suchen wir uns die Straßen mit unserem Navi.
La Beneficiencia - 1892-1894 - Carrer de Sant Josep 9 - Arch.: Puig de Cadafalch
Fensternischen mit schmeideeiserenen Gittern
Das ursprünglich für eine Wohltätigkeitsorganisation von Mataro erbaute Haus 'La Beneficiencia' dient heute vornehmlich Büros der Stadtverwaltung.
Die Fenster sind mit neogotischen Elementen verbunden. Auch dieses Gebäude ist geschlossen, soll aber im Inneren praktisch entkernt und völlig den heutigen Bürobedürfnissen angepasst sein.
Innenhoffassade
Interessant ist neben der Straßenfassade auch die Innenhoffassade.
Casa Parera - Carrer Nou, 20 - 1894 - Arch.: Josep Puig i Cadafalch
Dekorationselemente an der Traufe
Die Casa Parera wurde 1894 nach einem Projekt von Josep Puig i Cadafalch erbaut, und zeigt als eines der ersten von ihm entworfenen Gebäude seine Genialität. Das Gebäude weist direkt an der Traufe neogotische Skulpturen auf. Die ganze Fassade ist mit floralen Motiven verziert, die auf Ziegelimitationen gemalt sind.
el mercado "El Rengle" - (die Reihe) - 1891 - Arch. Emili Cabanyes
Die kleine, aber lange Markthalle (daher der Name) wurde 1891 nach von Emili Cabanyes geplant. Zwei Jahre später änderte Josep Puig i Cadafalch das Dach mit Keramik und schmiedeeisernen Verzierungen.
Die Markthalle wird noch heute als solche benutzt. Leider waren wir auch hierfür - wie man sieht - zu spät.
Casa Sisternes - Carrer de Sant Simó 18 - 1891 - Arch.: Josep Puig i Cadafalch
Die Casa Sisternes gilt als erstes von Cadafalch geplantes Haus im Jahr seines Examens. Es ist ein kleines zweistöckiges Gebäude, dessen interessantester Teil die Keramikdekoration über den Fenstern des ersten Obergeschosses ist. Der Name des Gebäudes stammt von seinem ersten Besitzer: Musiker und Komponist Ernest de Sisternes i Bruguera
Schlachthof von Mataro - Carrer Prat de la Riba, 110 - Arch.: Melcior de Palau i Simon
Wasserturm
Der ehemalige Schlachthof von Mataro ist ein ganzer Komplex unterschiedlichster Gebäude und wurde 1914 von Melcior de Palau i Simon entworfen und gebaut. Die drei Flügel sind sind durch überdachte Gänge und Höfe miteinander verbunden. Der Wasserversorgung diente ein eigener achteckiger Turm mit einem Fliesenkranz und darüber 3x8=24 kleinen Fenstern. Baumaterialien waren wie so häufig, Ziegelstein und Keramikfliesen. Der Aussenzaun besteht aus schmeideeisernen Elementen.
Heute wird das Ensemble als städtisches Maschinendepot genutzt.
Recherchiert, aber nicht besucht:
Sant Josep Residence - C. Muralla de Sant Llorenç
Casa Palau - La Riera -
Casa Coll i Regas - Carrer d'Argentona, 55 - Puig i Cadafalch
Auf der Rückfahrt verlassen wir nur einmal kurz die Schnellstraße, um in Argentona nach der Casa Gari von Cadafalch zu suchen. Aber auch dieses Haus liegt versteckt hinter Bäumen.
Casa Gari - Camí de Sant Miquel del Cros, 9 -
Schmiedeeisernes Jugendstilgitter
Der Tag neigt sich dem Ende, wir fahren zurück und müssen auch mal an profane Dinge wie Einkaufen denken. Irgendwo müssen wir dann trotz Navi eine Gabelung verpasst haben, denn wir befinden uns schließlich doch in der Innenstadt von Barcelona und fahren direkt an einem neuen Büroturm (Form einer großen Zigarre - die Barcelonesen haben uns dann aber gesagt, dass sie andere Assoziationen haben) vorbei, den wir für unseren Barcelonatag, den wir bei jedem Aufenthalt in der kleinen Wohnung einlegen, vormerken.
Aufbruch: | 01.10.2006 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 15.10.2006 |
Canet De Mar