Auf gehts nach down under!
tamworth - die wege trennen sich: Der Ponyhof der Jungs
Warnung: Diesen Artikel haben wieder Simon und Paul verfasst, wer also ein schwaches Herz hat, nicht auf sinnlose Vergleiche steht oder sich einfach gerne langweilt, der moege lieber die anderen Artikel lesen.
Nachdem wir uns in Tamworth, das liegt 400km noerdlich von Sydney, fast zu Tode gelangweilt haben, hat der schlaue Simon einen wunderbare Ort an Land gezogen, wo wir beide uns die naechsten zwei wochen so angenehm herzhaft den Arsch aufreissen lassen koennen.
Tamworth waerend der Rush-hour
Farmer Rob suchte naemlich zwei Knechte, und zwei Stunden spaeter, frisch behutet (also mit Hueten auf dem Kopf ihr Idioten) sassen wir im Auto der beeindruckend fetten Farmerstochter Rachel, die uns vom YHA abholte. Die Farm -irgendwo im nirgendwo gelegen- erstreckt sich von Horizont zu Horizont, dann noch zum naechsten Horizont und noch einen Horizont weiter.
---ZWISCHENMELDUNG---
Simons Speicherkarte hat sich gerade ein one-way-ticket gen Jordan gekauft. Alle verdammten Bilder weg, auch die die wir haetten zeigen wollen! Unser Mitgefuehl gilt vor Allem seiner Familie.
Wir bitten um eine Gedenkminute.
---ZWISCHENMELDUNG ENDE---
Wer meint, wir wuerden auf dieser Farm nicht arbeiten, dem sei dieses Bild praesentiert:
Wir streichen froehlich ein Gatter, da kommt eine tote Kuh auf ihrem Traktor vorbei...
Ein durchschnittlicher Tag auf Robs "kleiner" Farm sieht folgendermassen aus, und zwar jeden Tag und 6 1/2 Tage die Woche:
- zw. 6.00 und 7.00 Uhr: Freudiger Weckruf aus Robs seit zwei Stunden wacher Kehle "youboysreadytogo?" Man sollte dazusagen, dass Rob Australier UND Farmer ist. Deswegen ist seine Sprache etwa so verstaendlich, wie die eines Iren 2 Stunden nach Gottesdienst.
Der Kuhstall und einer von 23 Traktoren (stimmt wirklich, wir haben extra Rob gefragt!)
- 7.30-10.30 Uhr: Irgendwo tonnenweise Heu auf Trucks schaufeln. Durschnittlich 6 Tonnen am Tag (wir zaehlen mit!)
Simon auf einer kleinen(!) Ladung Heu.
- 10.30-13.00 Uhr: Je nach Robs Laune noch mehr Heu stapeln (Rekord, heute frisch aufgestellt, liegt bei sagenhaften 15 Tonnen) und noch mehr unter gewaltigen Heuschnupfenattaken (Paul hat Simon mit 28 zu 9 Niessern gnadenlos fertichgemacht) leiden ODER Gatter streichen und zwar im duzend. Merke: nicht gegen den Wind pinseln.
Zitat: "Diese Farbe deckt besser als der Bulle dessen Gatter wir grade streichen."
Brokeback Mountain
13.00-13.20 Uhr: Lunch. Meist lecker Sandwich oder EINE Pizza fuer ZWEI... Hallooooo?!? Erde an Frau Rob, Halloooo?!?
13.20-18.00 Uhr: Entweder NOCH MEHR verdammtes Heu hiefen oder zur Abwechlung Stroh stemmen, was einen spaetestens dann endgueltig abknallt wie ein gelangweilter Bauernsohn ein Strassenschild.
Paul nach einem gezielten 6-Tonnen-Schuss Heu
Oder wir widmen unsere volle Aufmerksamkeit und geballte Liebe den ca 700 Rindern. Man heizt in einem Jeep (das perfekte Fahrzeug um Kriege zu gewinnen) zu den Futtergruenden der Viecher und zwingt sie dann zu irgendwas. Man muss Kuehe naemlich zu ALLEM zwingen, die juengeren sogar zum fressen. Nur fressen, scheissen und schlafen koennen sie von selber. Also treiben wir beispielsweise Kuehe durch Wald und Wiesen von A nach B, bringen eine kranke Kuh heim (das heisst: schnapp dir ihr Kalb, knall es auf die Ladeflaeche des Jeeps und tuckel zwei geschlagene Stunden im Schrittempo vor ihr her durch die Pampa. Paul durfte die halbe Strecke hinterherwatscheln und sich ueber den Ozonlochgestaerketen Sonnenschein freuen.).
Kuehe glotzen einen IMMER an.
Oft brachten wir den Viechern auch das Fressen bei indem wir einen mit (wie sollte es auch anders sein) heubeladenen Jeep ueber ihre Weiden rumpeln und sie dabei mit Heu bewerfen.
- 18.00-18.45 Uhr: Kuehe im Stall fuettern. Durch den Mist waten und die viecher zum fressen zwingen.
- 19.30 Uhr: Diner. Fleisch plus Gemuese. Trotzdem lecker.
- 20.15-20.30 Uhr: American Idol oder Rugby gucken.
- 20.30-20.45 Uhr: Ins Bett gehen und pennen.
Sonstige Zeitvertreibe:
- Kuehe und Bullen zu jeder Tageszeit herumtreiben. Zitat: "Herrlich. Es ist Acht Uhr in der Frue und schon stinken meine Haende nach Scheisse."
- Tote Kaelber auf die Welt bringen, auf Jeeps laden, durch die Gegend schlappen oder fahren und irgendwo abladen.
- Blasen an den Haenden zaehlen
- dem hyperaktiven Koeter der Familie stundenlang stoeckchen werfen.
- Kuehen Spritzen verpassen
- den Jeep ueber alles was nicht schnell genug aufm Baum ist drueberjagen
- einen 22 000 $ Zuchtbullen (900kg!) von hinten mit einem Plastikrohr pruegeln
- gegen die verdammte Markise rennen (gilt nur fuer Paul)
ERKENNTNISSE:
- Heu ist unser Feind. Immer und ueberall. Auch wenn es schlaeft. Heu hasst uns. Leider ist Heu immer in der Ueberzahl.
- Kuehe sind unser Feind. Kuehe hassen uns.
- Kuehe sind unglaublich dumm. Man muss sie zu allem zwingen.
- Bullen sind unsere Freunde.
- Abendgaudi: Beginn 19.00/ Ende 20.30/ Inhalt: essen, schlafen.
- Jeeps sind unsere Freunde.
- Farmer denken wenig.
Unser Feind im Sonnenaufgang
FARMTABELLE:
Anzahl tage auf farm verbracht bis jetzt: 9
Weibliche Wesen gesehen: 1
Staelle ausgemistet: 1
kein Wort verstanden: 14
rausgekommen: 2
Zeitung gelesen: -
Waesche gewaschen: 2
geduscht: 4
betrunken gewesen: -
Sonnencreme aufgetragen: 10
Socken gewechselt: 6
Sehr gut gegessen: 11
Ausgebrochene Kuh zurueckgebracht: 4
Heu geladen (in tonnen): 38
gegen die verdammte Markise gerannt (gilt nur fuer Paul): 6
Anzahl Gatter gestrichen: 14
fix und fertig vor halb zehn ins Bett gefallen: jeden Abend
Sonntagsausflug
Brokeback Mountain II
Es geht uns mehr als gut, wuenscht uns trotzdem viel Glueck fuer die verbleibenden vier Tage! Dann kommt Claudi von ihrem Ponyhof wieder, Anna und Basti kehren vom Arbeiten zurueck und wir fahren mit unserem Ford Richtung Ayers Rock!
Eure Knechte, Kuhhirten und Goldgraeber
Paul und Simon
Aufbruch: | 13.08.2007 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 12.08.2008 |
Singapur