Ghana und Burkina Faso

Reisezeit: August / September 2007  |  von Roland E.

Zwischenbilanz

Die Ghanaer, also die männlichen, gehören zu den aufmerksamsten, korrektesten, höflichsten Menschen, denen ich je begegnet bin. Kein Hotelier, der mich unbedingt in seinem Hotel haben will, kein Taxifahrer, der das Blaue vom Himmel lügt um mich irgendwo hinfahren zu können, kein Restaurant, dessen Küche ich unbedingt probiert haben muss und auch sonst niemand, dem ich unbedingt etwas spenden sollte. Man wird hier, wie kaum in einem anderen Land in Ruhe gelassen. Ganz im Gegensatz zu den Frauen - hier seien die Ashanti ausgenommen und Ausnahmen bestätigen die Regeln - die ich zu den miesestgelauntesten meiner bisher besuchten Länder zähle.

So will ich dies an ein paar Beispielen illustrieren: Wenn ich in ein Internetcafe gehe, frage ich jeweils, ob ich vorher oder nachher zahlen muss, weil jedes Cafe andere Regeln hat. Wenn ein Mann dort arbeitet, wird mir ausgesprochen höflich das Prozedere erklärt, ich werde zu einem Platz geführt und dort wartet er noch kurz, damit er sieht, ob alles klappt. Mein Dankeschoen wird stets mit einem gerngeschehen etc beantwortet. Wenn jetzt eine Frau dort arbeitet, geht das ganze folgendermassen: "Guten morgen, dürfte ich hier browsen?" Der Blick bleibt gesenkt, kein Aufblicken, es folgt ein brüskes "Wie lange?" "Aha, ich muss also vorher bezahlen?" "Bezahlen, browsen." "1 Stunde." "1 Cedi" Dann knallt sie mir einen Code hin und das wars. Mein Danke erfährt nie ein Bitte oder Gerngeschehen. Während der ganzen Transaktion blickt sie nicht einmal auf.

Ein weiteres Beispiel. Ich wechsle Geld, eine Frau arbeitet dort, ein Mann sitzt auf dem Stuhl im Warteraum. Mein Hallo wird sowieso nicht beantwortet, sie packt wortlos das Geld und gibt mir das Wechselgeld. Ich frage, ob das alles sei, dabei hatte ich daran gedacht, evt etwas unterschreiben zu müssen. Sie meint darauf, wenn es mir nicht passt, kann ich ihr ja das Geld zurückgeben. Der Mann hingegen rafft das Ganze und ruft mir zu, dass ich nichts zu unterschreiben habe, hier ginge alles ganz informal.

Ich gehe zur Royalairmarc um meinen Flug rückbestätigen zu lassen. Unterwegs frage ich einen Mann nach dem Weg (Ich frage hier nur noch Männer - verdammt hartes Leben ... ), sofort habe ich seine Aufmerksamkeit, er nimmt sich Zeit, geduldig beschreibt er mir haargenau den Weg. Dort angekommen arbeitet eine Frau, die genau ein einziges Wort sagt. "2.September".

Dasselbe in Restaurants. Mit den Männern gibt es meist ein kurzes, aber sehr korrektes Gespräch, sie sagen, dass sie sich freuen, dass ich hierbin und schade dass ich gehe. Die Frauen sagen mit etwas Glück mal noch Hallo.

Auf der Strasse werde ich ausschliesslich von Männern angesprochen. Manchmal sind es Künstler, die immer jemanden in deinem Heimatland kennen, aber sie sind danach gar nicht hartnäckig, sie sagen, wo sie arbeiten und ich solle doch vorbeikommen und wenn ich nicht will, finden sie es schade, aber das sei schon okay so. Manchmal spazieren sie einfach rasch 5 Minuten mit, quatschen kurz und verabschieden sich wieder. Die Gutartigkeit der Männer hier ist wohl auch ein Grund, warum es in Ghana praktisch keine Kriminalität gibt. Wohl selten wurde mir auf einer Reise von Seiten der Frauen mit solchem Desinteresse begegnet. Gespräche sind meist fruchtlos. Es gibt hier keine neugierigen Blicke, neugierige Fragen, keine frechen Sprüche, nichts. Ich finde das ist dann doch etwas zuwenig. Ich würde mich gerne mit Männlein und Weiblein unterhalten. Aber die Weiblein sind mir zu barsch, zu resolut, mag ich nicht.

Ehrlich gesagt, ist aber dieses höfliche, wahnsinnig nette, zuvorkommende, korrekte Verhalten der Ghanaer genau mein Problem. Ich bin zuviel gereist, als das mir banale Gespräche über Herkunft etc genügen. Auch fehlt ihnen - das merkt man schnell in den Gesprachen -schlicht und einfach die Bildung. So werde ich gefragt, ob in der Schweiz auch die Männer die Fische fischen und die Frauen sie auf den Markt bringen um sie zu verkaufen. Mir fehlt auch bei den Ghanaern das spontane Element, ja, ich finde Ghana gar ein eher langweiliges Land. Ich mach einen Witz und muss sagen, dass ich einen Witz gemacht habe, erst dann wagen sie es zu lachen. Für einen Alleinreisenden, der am Abend gerne auf ein Bierchen geht und den Leuten zuguckt, ist Ghana doch viel zu brav. Bierchen trinkt man alleine, vielleicht wird man von einer miesgelaunten Kellnerin bedient oder von einem höflichen Kellner. Gäste hat es meist nicht und etwas den Leuten zuzugucken kann man gleich vergessen - diese Kneipen sind zumeist von einer Wand umgeben.

Auch ist es sehr einfach zu bereisen. Ich habe ja bereits gesagt, dass es mich mehr an die Karibik als an Afrika erinnert. Ich würde gar behaupten, es ist eines der einfacheren Reiseländer. So mit einer Freundin durch Ghana zu reisen könnte ich mir durchaus noch als spannend vorstellen. Allerdings ist die Infrastruktur noch weit zurück. Die Hotels sind meist doch eher "run-down", manchmal ohne Wasser, doch zumeist sauber. Schmutzig wird man hier täglich, wegen den Autos, die den Staub aufwirbeln. Also wer lieber einen auf Komfort macht, braucht gar nicht erst hierherzukommen.

Ghana ist auch kerineswegs so billig wie Südamerika, dafür ist die Flugzeit und der Zeitunterschied viel angenehmer. Auch ist das Klima sehr angenehm.

Burkina Faso, hier kann ich natürlich nur für Ougadougou sprechen hat auf mich viel mehr Reiz. Abgesehen vom Klima, ist es so ganz anders wie alle Orte, an denen ich bisher war. Es ist für mich Afrika. Ghana ist ein Entwicklungsschritt weiter, also zu viel Verkehr, zuviel Gestank, zuviele Bausünden, dafür funktioniert alles. In Accra ist alles voller Autos, in Ougadougou radeln die Menschen auf leeren Strassen. Burkina Faso ist Abenteuer, Ghana ist Entspannung.

© Roland E., 2007
Du bist hier : Startseite Afrika Ghana Zwischenbilanz
Die Reise
 
Worum geht's?:
Keine Bettler, keine aufdringlichen Menschen, gar nichtmal so billig und dann die Nebenwirkungen der Malariaprophylaxe ...
Details:
Aufbruch: August 2007
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: September 2007
Reiseziele: Ghana
Burkina Faso
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.