Ghana und Burkina Faso
Kumasi
Mit dem Geld pack ichs noch nicht. Etwas kostet 8 Cedis, also 80,000 alte Cedis. nun sagt man 80 und nicht etwa 8. Dazu habe ich lauter 1 Cedi-Noten, also 10,000 und nun das: Ich habe jetzt auch 1 Cedi-Muenzen! ...
Irgendwie haben die Afrikaner immer gute Ansätze, aber ziehens nicht durch. Man sieht oft halbfertige Häuser, mein frisch renoviertes, schönes Zimmer in Takoradi , mit Heisswasser, wird dann doch wieder mit ein paar Kabel auf dem Boden durchzogen. Das eklantanteste Beispiel sah ich im Norden, wo auf einem Feld kleine Lehmhütten gebaut wurden. Aus den Fenstern wuchs das Gras heraus. Sie haben also tatsächlich Lehmhütten auf ein Grasfeld gebaut, ohne vorher das Gras zu mähen!
Das Essen schmeckt hervorragend. Alles bekommt man. Ganz gute Pizza und Pasta. In Ouagadougou ass ich die beste Bolognese-Sauce meines Lebens. Die Einheimischen essen eigenartige Dinge, wie Banku oder Yam. An die hab ich ich nicht rangewagt. Ich vertrage keine scharfen Speisen und die Gewürze schienen mir gefährlich. Also ass ich Fufu. Schmeckt wie Kartoffelstock und wird glaub ich aus Kassawa oder Maniok gemacht. Allerdings wird es in einem Suppenteller gebracht, der voller Sauce ist und für einen, bei dem bereits eine Pfefferschote eine aufgedünstete Zunge bedeutet, war diese Sauce ein Killer. Überhaupt essen sie besonders gerne so ein bösartiges, rotes Gewürz, dass sie ueberall draufstreuen, auf Spiesse, Würste etc. Aber ab diesem bösartig scharfen Gewürz leide ich jeweils unsäglich.
Entlang jeder Strasse sieht man Autowracks. Also nur noch die Karrosserie, alles andere wurde abeschraubt und da liegen sie. Es fährt solange es fährt und wenn es nicht mehr fährt bleibt es stehen. Und da steht es dann.
Eigentlich wollte ich an den Voltasee und von dort mit dem einzigen Schiff, wahrscheinlich auch aus der Kolonialzeit stammend, nach Süden. Aber das Schiff ist kaputt und deshalb befinde ich mich jetzt in einem uralten Vehikel nach Kumasi.
Warum ich in einem uralten Bus bin? Die spärlichen Fahrten der guten Busse, oft zu einer Unzeit, also 4 Uhr morgens und so, verkehrend, waren ausgebucht. So sitze ich jetzt wieder in so einen vollgestopften Tro-Tro, einem etwas kleineren Bus und freue mich gar nicht auf die rund 7 Stunden Fahrt. Eingepfercht in der hintersten Reihe geht es mir aber immer noch besser als der Nachbarin, die 2 Sitze für sie und ihre drei artigen Kinder kriegt und die müssen sich nun irgendwie zusammenquetschen. Mein Nachbar ist ein Rüpel sondergleichen, dauern fuchtelt er rum, regelmässig hab ich seinen Ellbogen im Gesicht. Und natürlich wird gestritten, diesmal glaube ich auch zu wissen wieso.
Die Tro-Tro, also die alten Klapperbusse, fahren erst los, wenn der Bus voll ist, also inklusive der Klappsitze im Gang. Wenn jetzt jemand ein Ticket kauft und warten muss, so legt er einen Gegenstand auf einen Sitz und wartet draussen. Nun hat einer den Gegenstand des anderen auf einen anderen Sitz getan und seinen Gegenstand dorthingestellt, was den anderen total ausflippen lässt. Als Reaktion flippt jetzt der Täter ebenfalls aus und nun flippen ab dem Lärm die anderen Passagiere aus, die ihre Ruhe haben wollen. Die Zwei sind nicht zu beruhigen, sie gehen raus und als sie 10 Minuten später wieder reinkommen, streiten sie immer noch.
Nach 6 Stunden sitzen habe ich die Schnauze sowas von voll. Mir tut alles weh, der Rüppel zu meiner linken stresst zusätzlich und dann diese Polizeikontrollen. Immer müssen wir anhalten, immer passt dem Polizisten etwas nicht und immer gibt es eine Diskussion. Einmal bin ich mir sicher, drückt der Polizist beide Augen zu, einmal gehts nach hinten und einmal sehe ich, wie der Chauffeur den Polizisten Geld hinhält, der aber ablehnt, schimpft und der Chauffeur kehrt stinksauer zurück. Ich bin vielleicht naiv, aber nach Korruption sah das nicht aus.
Die letzten 20 Kilometer kann man nur noch als Sandpiste bezeichnen. Ich glaube, die Strasse wurde vom Regen weggewaschen. Wir erreichen eine Baustelle mit Einbahnverkehr, also müssen wir warten, bis der Gegenverkehr gestoppt wird. Und hier geschieht etwas, was nur Männer zustandebringen. Wie Haifische reihen sich die Fahrzeuge auf, warten nur auf das grüne "Licht". Über drei Bahnen gehen sie in Startposition, lassen dem Gegenverkehr eine kleine Gasse und irgendwann startet einer, zu früh, aber er hielt es wohl nicht mehr aus und jetzt rasen alle mit vollgas auf die Baustelleneinfahrt zu, mittendrin stecken noch ein paar Fahrzeuge des Gegenverkehrs und natürlich staut sich dann alles vor der Baustelleneinfahrt.
Später bricht die hinterste Sitzbank, auf meiner Höhe, doch es lässt sich noch einigermassen sitzen, bequem war es ja noch nie. Bald stehen wir im Stau, es regnet, also werde ich nass, weil es in den Bus regnet. Endlich in Kumasi helfe ich noch einer Frau, Kohlesäcke vom Dach des Buses hinunterzutragen und nun bin ich derart schmutzig, abartig.
Kumasi ist ein eher wohlhabender Ort für afrikanische Verhältnisse. Ohne Sehenswürdigkeit mit viel zu viel Verkehr. Um 18 Uhr leert sich die Stadt und die wenigen Restaurants, gar nicht so einfach zu finden, sind leer, Kneipen gibt es kaum. Neben den netten Menschen gibt es einen scheusslichen Zoo, eine gut gemeinte, aber schecht ausgeführte Parklandschaft und einen Markt, einen riesigen Markt! Er scheint keinen Bauplan gehabt zu haben, sondern einfach gewachsen zu sein und nun zieht er sich ueber Plätze, an Häuser vorbei und überall wird auf engstem Raum was feilgeboten und dazwischen waelzt sich die Masse durch, ein einziger Körper, der sich stets nach vorne bewegt, analten geht nicht. Ich werde nach vorne geschoben, verliere die Orientierung, bis ich irgendwann an den Rand gespühlt werde. Angeboten wird fast alles, was man brauchen kann und noch viel mehr unnütze Dinge. Verkaufen die Händler etwas? Geht es darum überhaupt? Ist es nicht viel mehr ein riesiger Treffpunkt umd Tratsch und Klatsch auszutauchen?
Kumasi hat irgendetwas an sich. Man bleibt gerne hier. Aber bei mir machen sich - ohne dass ich es ahne - die Nebenwirkungen von Lariam bemerkbar. Ich werde launischer, lustlos, lache weniger.
Aufbruch: | August 2007 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | September 2007 |
Burkina Faso