Ghana und Burkina Faso

Reisezeit: August / September 2007  |  von Roland E.

Bolgatanga

Die Gemeinsprache in Ghana ist Englisch. Unter sich reden sie hier im Norden in einer Sprache, die vorallem nach Popo, Kulu und Wawa tönt, gespickt mit englischen Wörtern. Ich gehe zum Busbahnhof, es regnet, dennoch schwitze ich. Der Bus nach Bolgatanga ist voll, ich will schon zum Busbahnhof einer anderen Gesellschaft aufbrechen, doch werde ich zurückgepfiffen, irgendwie haben sie doch noch einen Platz für mich gefunden. Ich habe noch zwei Stunden Zeit, sitze da, beobachte die Leute, schwitze und schlottere, denn der Busbahnhof wurde so gebaut, damit immer Zugluft herrscht, anders lässt sich die Hitze wohl nicht ertragen.

Die Ashanti-Frauen sehen so ganz anders aus, als ich sie mir vorgestellt habe. Sie sind weder dick, noch haben sie grosse Hinterteile, im Gegenteil sie sind schlank, schoen.

Um 11 Uhr sitzen alle im Bus, aber fahren tut er nicht. Als erfahrender Reisender hat man manchmal auch so ein Gespühr und heute sagt mir dies, dass es heute nicht gut laufen wird. 20 Minuten nach elf fährt der Bus los. Warum genau jetzt weiss wohl nur der Chauffeur. Wir fahren aus der Stadt raus Richtung Norden, um 20 Uhr sollte er Bolgatanga erreichen. Die Strasse ist meist gut, asphaltiert, bis auf die ersten 20 Kilometer. Das Gelände ist hügelig und unterwegs halten wir an Strassenmärkten, wo allemöglichen Früchte feilgeboten werden. Überhaupt scheint Afrika hauptsächlich aus Märkten zu bestehen. Verkaufen tun hier ausschliesslich Frauen, sie vollbringen eine wahre Meisterleistung. Die Ware auf dem Kopf, oft ein Kind auf den Rücken gebunden. So stellen sie die Ware vom Kopf auf den Boden und nehmen sie wieder hoch. Das alles geschieht mit einer unglaublichen Geschicklichkeit und Kraft.

Je nördlicher wir kommen, desto mehr lösen runde Lehmhütten die eckigen Backsteinhütten ab. Die Dörfer die wir passieren sind meist armselige Siedlungen, die hauptsächlich aus einem Markt um die Strasse zu bestehen scheinen.

Die Passagiere werden immer aufgebrachter. Von Afrikanern, die reglos der Dinge harren und der Zeit keine Bedeutung zumessen ist hier nichts zu spüren. Die Leute haben Uhren und schauen auf sie. Der Bus hielt zu oft und zu lange immer wieder an, warum weiss wohl nur der Chauffeur und der ist jetzt sauer, weil ihm die Passagiere zusetzen. Als einziger ertrage ich das ganze äusserlich in störrischer Ruhe, innerlich bin ich aber stark beunruhigt. Ich komme nicht gerne im dunkeln an in einer Stadt, die ich nicht kenne und schon gar nicht in Afrika, wo die Städte keine Lichter haben. Um 22 Uhr komme ich an und das ungute Gefühl wird sich bestätigen.

Ghana hat ein Energieproblem. Der Strom wird rationalisiert, abends ist es dunkel, ausser ein paar Neonröhren leuchtet nichts.

Ich laufe los vom Busbahnhof in Bolgatanga zu einem Hotel. Noch fühle ich mich sicher, solange es genug fahrende Autos hat und Leute umherlaufen. Doch je mehr ich mich dem Hotel nähere, desto dunkler wirds, desto finsterer die Gestalten, desto weniger Autos. Ich frage nach dem Weg, werde aber dreimal ignoriert. Ich bekomme es mit der Angst zu tun und drehe um, nehme ein Taxi, widerwillig bringt mich der Fahrer hin, nachdem ihm zuerst eine resolute Lady, die sich für mich einsetzte, Beine machte. Ohne Taxi hätte ich es nie gefunden, es ist in einer dunklen Seitengasse.

In der Rezeption heisst es "full", mehr wird nicht gesagt. Ich frage nach dem Weg zu einem anderen Hotel, keine Antwort, ich frage draussen den Sicherheitswärter und der holt einen Jungen, einen Guide, der mich hinführen soll. Zusammen machen wir uns auf die Suche, ohne ihn wäre ich wohl gescheitert. Nicht nur, dass die Hotels im dunkeln nicht als Hotels zu erkennen sind, sondern auch, weil die Rezeptionisten bereits am schlafen sind und gesucht werden müssen. Dies alles übernimmt Nick, mein Guide. Wir laufen von Hotel zu Hotel: immer voll. Zwischendurch versinke ich im Schlamm, muss meine Latschen im dunkeln ertasten, meine Füsse sind jetzt voll Schlamm, meine Hände, notdürftig reinige ich mich und meine Schuhe mit einem Tuch. Nick ist hundemüde, ich ertrage es nach wie vor mit Gelassenheit, die beste Art, solche Situationen zu meistern. Nach zwei Stunden Suche die Erleichterung, ich habe ein gutes und günstiges Zimmer. Nick, mein Retter, der von einem MP3-Player träumt, gebe ich etwas Geld, dass er ziemlich gierig greift. Er sagt dauernd "see you tomorrow", ich bedanke mich endlos.

© Roland E., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Keine Bettler, keine aufdringlichen Menschen, gar nichtmal so billig und dann die Nebenwirkungen der Malariaprophylaxe ...
Details:
Aufbruch: August 2007
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: September 2007
Reiseziele: Ghana
Burkina Faso
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.