Zwei Schweizer in Mexiko
5. Bericht an die Sempacherwoche
Sommerliche Weihnachtszeit
Im Moment herrschen hier in Cuernavaca angenehme Temperaturen. Und dies ist wohl auch ein Grund, warum bei uns keine Weihnachtsstimmung aufkommt. Wir fühlen uns eher wie im Sommer als im Winter. Vereinzelte Geschäfte und auch ein paar Strassen sind weihnächtlich dekoriert. Doch der Weihnachtsmann mit Rentieren und Schlitten passt irgendwie für uns nicht in diese sommerliche Vorweihnachtszeit.
Neben dem Klima sind auch die Bräuche in der Adventszeit etwas anders als wir dies uns gewohnt sind. Den "Samichlaus" und den Adventskranz kennt man in Mexiko nicht. Hingegen ist der 12. Dezember ein Feiertag, an der die mexikanische Nationalheilige "Virgin de Guadalupe" geehrt wird. Es ist eine beispiellose Verehrung der Jungfrau Maria. In der Nähe des heutigen Mexiko Citys, in Guadalupe, soll einem Indianer im 16. Jahrhundert die Heilige Mutter erschienen sein. Der Erzählungen nach soll dies an der Stelle gewesen sein, wo der aztekischen Göttin "Tonantzin" ein Tempel gewidmet war. Sie war u.a. die Göttin der Erde, des Maises, des Lichtes und der Fruchtbarkeit. Die katholische Kirche hat sich diese Konstellation zu Nutzen gemacht und sie als "Mariaerscheinung" anerkannt; die "mexikanische Maria" wurde geboren. Am 12. Dezember feiert das ganze Land. Die Kirchen sind reichlich geschmückt, vor ihren Eingängen sind grosse Märkte aufgebaut und es herrscht ein reges Treiben. An diesem Tag werden den Kleinkinder "Maya - Trachten" angezogen und ihre Eltern erhoffen sich den Segen der Jungfrau Maria. Es gibt auch Leute, die zu bestimmten Kirchen pilgern und die letzten Metern auf den Knien zurücklegen. Das staatliche Fernsehe berichtet stundenlang von der Wahlfahrtskapelle in Guadalupe. Eine typische Aussage von Mexikanern betreffend ihrer Religionszugehörigkeit ist, dass 90% der Bevölkerung römisch - katholisch und 99% "guadalupenos" sind.
Ein weiterer typischer vorweihnächtlicher Brauch ist die "Pasada". Sie wird ca. 10 Tage gefeiert und endet am 24. Dezember. Eine Gruppe von Leuten singt vor den verschlossenen Haustüren typische "Pasada - Lieder". Sie stellen Maria und Josef auf der Suche nach einer Herberge dar. Die Bewohner des Hauses antworten singend und lehnen den "fremden" Besuch ab. Bis sich dann ein paar Strophen später herausstellt, dass es sich um Maria und Josef handelt. Die Gruppe wird hineingelassen und es beginnt eine (weitere) Fiesta. An der "Pasada" werden in den Wohnungen oder im Garten "Piñatas" aufgehängt. Es sind dies ballonähnliche Sterne, die mit Süssigkeiten gefüllt sind. Ziel ist es, dass der Gastgeber mit verbundenen Augen versucht den Stern mit einem Stock zu zerschlagen. Die Süssigkeiten werden dann an die anwesenden Gäste verteilt.
Auch etwas anders als bei uns in der Schweiz ist der Zeitpunkt der Übergabe der Weihnachtsgeschenke. Nicht wie bei uns werden die Geschenke am 24. Dezember überreicht sondern am 6. Januar, am Tag der Dreikönige.
Was wir in unserer Zeit hier in Mexiko festgestellt habe, dass die Religion den Alltag und auch die Feiertage sehr stark prägt.
Aufbruch: | Oktober 2007 |
Dauer: | 21 Monate |
Heimkehr: | Juli 2009 |
Guatemala