Zwei Schweizer in Mexiko
25. Bericht an die Sempacherwoche
Leben auf der Strasse
Hat es in der Nacht eine Invasion von Obdachlosen gegeben? Zu Dutzenden liegen oder hocken Frauen, Kinder und Männer auf dem Trottoir. Am frühen Morgen auf dem Weg zur Arbeit sind mir die vielen Leute aufgefallen. Einige Frauen haben angefangen das Morgenessen zu kochen. In der Luft liegt ein Geruch aus Bohnen, Tortillas und Abgas. Am Strassenrand hat es mehrere "ältere" Lastwagen. In denen haben die Leute ihre Sachen verstaut. Nein, es sind keine Obdachlosen, sondern Pilger. Es ist die jährlich stattfindende Pilgerfahrt nach Chalma. Chalma ist ein Wahlfahrtsort in der Nähe von Cuernavaca. Den Wasserquellen an diesem Ort werden heilende Wirkung nachgesagt.
Heute ist es ein katholischer Wahlfahrtsort. Das war nicht immer so. Bevor die Spanier und mit ihnen die katholische Kirche nach Amerika kamen, war Chalma den Aztekengötter "Oztoteotl" und "Tlazacotl" gewidmet. Die katholische Kirche hat im 17. Jahrhundert an diesem Ort ein Wunder geschehen lassen. Seit diesem Zeitpunkt ist der Ort nicht mehr den aztekischen Götter gewidmet sonder dem "Señor de Chalma", also dem christlichen Gott. Viele Leute glauben teilweise immer noch an ihre alten Götter. So können die Gläubigen an einem Ort eigentlich verschiedene Götter anbeten...
Die Leute auf dem Trottoir kommen vorwiegend aus dem Bundesstaat "Puebla". Dies bedeutet, dass die Leute schon ein paar Tage zu Fuss unterwegs sind. Sie wandern auch in der Nacht, dann ist es nicht so heiss. Dies ist eigentlich sehr gefährlich, denn Strassenbeleuchtungen oder Wanderwege gibt es fast keine. Die Pilger marschieren in kleinen Gruppen und treffen sich mit den anderen Gruppen in Dörfer oder Städten wieder, um sich zu erholen oder gar zu übernachten. Dort bringen auch die Lastwagen ihre persönlichen Dinge hin. Einige, vor allem Kinder und ältere Leute fahren dann auch teilweise mit den Lastwagen mit. Die Fahrzeuge erkennt man an den grossen bedruckten Aufschriften, auf den steht, dass sie Pilger nach Chalma sind.
Es sind vor allem arme Leute, die auf diese Art unterwegs sind. Eindrücklich war für uns, dass die Leute sich die Zeit und die Strapazen auf sich nahmen, um an diesen "heiligen" Ort zu gelangen.
Aufbruch: | Oktober 2007 |
Dauer: | 21 Monate |
Heimkehr: | Juli 2009 |
Guatemala