Zwei Schweizer in Mexiko

Reisezeit: Oktober 2007 - Juli 2009  |  von Reto Loretz

19. Bericht an die Sempacherwoche

Musik liegt in der Luft

Seit längeren wird an unserem Nachbarhaus umgebaut. Die Baustelle stört uns nicht gross, weil sie fast keinen Lärm verursacht. Die Handwerker arbeiten meistens ohne Maschinen. Einzig das Radio läuft dauernd und ist somit die lauteste "Baumaschine". Je nach Lied und Stimmung wird kräftig mitgesungen.
Musik ist ein wichtiger Bestandteil des mexikanischen Alltages. Man hört sie überall und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Auch gibt es verschieden Stillrichtungen. Die bekannteste ist wohl die der "Mariachis". Die Bezeichnung geht vermutlich auf französische Soldaten zurück (1861 - 1867 besetzte Frankreich einen Teil von Mexiko), die glaubten, dass diese Art von Musik vorwiegend bei Hochzeiten gespielt wird. Die Lieder handeln meistens von der Liebe und werden von Gitarre, Trompete und Geige begleitet. Typisch für die "Mariachis" ist auch ihre Tracht mit den grossen "Sombrero". "Mariachis" trifft man in jeder Stadt und an jedem Touristenort hier in Mexiko an. Gegen Geld spielen sie einem ein oder mehrere Ständchen.
Auch für Geld spielen die Musiker in der Metro von Mexiko City. In den U-Bahnstationen ist es verboten zu musizieren. Aus diesem Grund verlagert sich die Darbietung in den Zug. Die Künstler wandern von Wagen zu Wagen und erhoffen sich für ihre Darbietung ein paar Pesos. Auch in den Bussen läuft meistens Musik. Hier kommt sie ab Radio oder CD. Je nach Musikgeschmack des Fahrers kann die Fahrt sehr "ohrenbetäubend" sein. Auffallend ist, dass vorwiegend spanisch gesungen wird. Englische oder gar deutsche Lieder hört man fast nie. Dies hat sicher auch damit zu tun, dass man zwar die USA teilweise bewundert, aber sich auch von ihr abgrenzen will. Ein weiterer Grund ist, dass hier die meisten nur Spanisch sprechen.
Am Fernseher gibt es immer wieder grosse Musikshows. So flimmern hier mehrere Musik - Talent - Wettbewerbe à la "Musicstar" über den Bildschirm. Die heissen dann einfach "Academia Azteca" oder "Latinamerica next Idol". Das Konzept der Show ist das gleiche wie in der Schweiz: kreischende Fans, gerührte Künstler und polternde Jurymitglieder.
Musik ist neben Show auch ein Teil der Kultur. An der Schweizerschule wird grosser Wert auf den Musikunterricht gesetzt. Alle Kinder lernen Blockflöte zu spielen. Bei jeder Gelegenheit wird das Instrument unter dem Pult hervorgeholt und kräftig geprobt. Wenn ein Kind ein weiteres Musikinstrument erlernen möchte, kann es dies bei verschiedenen privaten Musiklehrer tun. Wie auch in der Schweiz, sind hier Gitarre, Klavier, Trompete und Geige sehr beliebte Instrumente.
Wenn Musik läuft, sind die Mexikaner mit Herz und Seele dabei. Darunter haben dann zeitweise auch die Ohren zu leiden. Wir haben hier manchmal den Eindruck, je lauter die Musik, umso besser ist die Stimmung...

© Reto Loretz, 2007
Du bist hier : Startseite Amerika Mexiko 19. Bericht an die Sempacherwoche
Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Leben in Cuernavaca, Mexiko.
Details:
Aufbruch: Oktober 2007
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: Juli 2009
Reiseziele: Mexiko
Guatemala
Der Autor
 
Reto Loretz berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.