Indien/Nepal 2008
Agra-Delhi-Varanasi
30.03.2008
Etwas traurig bin ich schon heute morgen, denn es wird die letzte von so vielen lustigen Autofahrten mit R. Wir haben uns immer total gut verstanden, viel Spaß gehabt, ich konnte ihn Löcher in den Bauch fragen, den CD-Player bis zum Anschlag aufdrehen, wenn mir die Musik gefiel und so fort. Aber man sieht sich ja häufig 2-mal im Leben, oder ?
Am Delhi domestic airport verabschieden wir uns. Im sittenstrengen Indien ist ja ein Händedruck zwischen Mann und Frau schon halbwegs verpönt, mir ist das jetzt aber echt egal und umarme R. einmal herzlich, sollen die Umstehenden doch denken, was sie wollen !
Am check-in schiele ich auf die Waage, oh, oh: Schon 5 KG Übergewicht ! Hier sagt aber keiner was, aber für den Rückflug nach Europa werde ich wohl noch irgendwie umpacken müssen und außerdem gilt ab sofort shopping-Verbot !
Ankunft in Varanasi. Auch hier soll ein Fahrer für mich bereit stehen. Tut er auch. In Begleitung meines Guides für die nächsten 48 Stunden. Er heißt Rahul, ist extrem jung (22) und wahnsinnig neugierig. Damit habe ich kein Problem und beantworte all die üblichen Fragen nach meinem Familienstand usw. Ich kugele mich vor Lachen, als er mit extrem betroffenem Gesicht sein tief empfundenes Mitleid angesichts meiner Ledigkeit äußert. Wer als alleinreisende Frau auf derartige Mitleidsbekundungen keine Lust hat oder findet, daß das niemanden etwas angeht oder sich allzu heftig flirtende Inder vom Hals halten will, erfindet besser einen Ehemann + Kinder + Ausrede, warum die nicht mit sind. Gefakten Ehering nicht vergessen ! Mir ist´s egal und ich finde die Reaktionen auf die Wahrheit immer recht spannend. In Rahuls Fall bedeutet das, daß er mich manchmal anstarrt, als käme ich mindestens vom Jupiter. Naja, das "Vergnügen" sei ihm gegönnt !
Auf der Fahrt in die Innenstadt schlägt er vor, heute abend noch einer heiligen, hinduistischen Zeremonie am Ganges beizuwohnen, das sei echt interessant, alle Touristen würden hingehen, aber es sei leider nicht Bestandteil meines Programms. Ob ich trotzdem wolle ? Natürlich müsse ich extra bezahlen...Na klar will ich ! Könnte man natürlich auch auf eigene Faust regeln, aber meine Zeit in Varanasi ist knapp und ich verschwende lieber etwas mehr Geld, als Zeit. Ich checke im Hotel Siddhart (mit Pool !) ein, werde aber kurz drauf von Rahul schon wieder eingesammelt. Ab ins Gewühl von Godaulia und runter an die Ghats.
Wenn man an der heiligsten Leichen-Verbrennungsstätte des ganzen Subkontinents vorbeirudert, von wo aus jeder Hindu direkt ins Nirwana übergeht, schaudert es einen. Man sieht 5 oder 6 Feuer gleichzeitig brennen. Natürlich werden die Toten ohne Sarg verbrannt, es dauert ca. 3 - 3,5 Stunden. Kostenpunkt: 3000 Rupien (50 EUR), viel Geld für eine indische Familie. Für viele Inder ist es der sehnlichste Wunsch, hier verbrannt zu werden, deswegen strömen so viele alte und kranke Menschen nach Varanasi, um hier zu sterben. Dieses Krematorium ist das einzige Indiens, das 24 h rund um die Uhr "arbeiten" darf, alle anderen nur von 6.00 bis 18.00 Uhr. Und nicht jeder darf verbrannt werden, wer z.B. einer niederen Kaste angehört oder etwa an einem Schlangenbiss gestorben ist, kann nicht verbrannt werden. Diese Toten werden unverbrannt in der Mitte des Flusses dem Ganges übergeben. Ich finde die Vorstellung, daß in diesem Fluss jederzeit Leichen treiben, nicht sehr beruhigend, aber ich sehe keine.
Fast schon zu dunkel zum Fotografieren, deswegen lasse ich es und genieße einfach nur, was ich sehe (und nicht verstehe)
Zurück im Hotel ziehe ich mir noch ein schnelles Abendessen rein, bevor ich mich ins Bett begebe. Denn morgen früh habe ich bereits vor Sonnenaufgang ein date mit Rahul und dem Ganges.
Aufbruch: | 21.03.2008 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 06.04.2008 |
Nepal