KAMBODSCHA SOLO
Allein von Saigon nach Bangkok
Alles easy in HCMC - Saigon
Meine Route von Saigon durch Kambodscha nach Bangkok.
Saigon, 07.11.2004
Good Morning Viiiiiiietnaaam !!! Dieses morgendlichen Weckrufes des Militär-DJ's aus dem gleichnamigen Film bedarf es heute wahrlich nicht mehr. Die Vietnamesen sind ein ausgeschlafenes Völkchen. Schon Sonntag morgens um 8 Uhr herrscht reges Treiben auf den Strassen von Ho-Chi-Minh-Stadt, als ich mich vom Flughafen ins Hotel Duna in der Touri-Gegend um die Pham Ngu Lao fahren lasse. Ganze Heerscharen von Mopeds hupen sich durch die Strassen. Schon schnell erkennt der ansonsten noch gänzlich unbedarfte Tourist: es gibt Länder, in den herrscht Rechtsverkehr und es gibt Länder mit Linksverkehr. Und es gibt Vietnam: Dort gilt beides, es wird einfach gefahren, wo noch Platz ist.
Besonders eindrucksvoll und auch furchteinflössend ist das zu verfolgen als Kunde eines Cyclofahrers. Cyclos heißen in Vietnam die Fahrrad-Rikschas, bei denen sich der Fahrgastsitz v o r dem Fahrer befindet. Man fährt also sehenden Auges und ohne jegliche Knautschzone in sein Verderben.
Prägten früher noch Massen von Fahrräder das Straßenbild, sind es heute die Mopeds, seit Billigprodukte aus China den Markt überschwemmen und sich bei gegenüber den Fabrikaten aus Korea und Japan mehr als halbierten Preisen um 400 Dollar immer mehr Leute sich solch ein Fortbewegungsmittel leisten können. Schätzungen sprechen von über 3,5 Millionen Stück in Saigon, und es scheint als ob ständig jedes einzelne dieser Mopeds in den Straßen umher gefahren wird.
Für den ängstlichen Fußgänger, der sich angesichts dieses Verkehrsgewühls nicht über die Strasse traut, habe ich einen Tipp: einfach losgehen, sonst kommt man nie drüben an ! Vorher nach links oder rechts schauen lohnt nicht, es ist doch im Prinzip völlig egal, ob nun gerade 20 oder 50 Mopeds auf dich zukommen. Nur eines darf man nicht: Stehen bleiben! Sich stetig fortbewegen ist wichtig. Die anderen Verkehrsteilnehmer rechnen genau damit und verhalten sich entsprechend, fahren vor oder hinter dir vorbei. Und tatsächlich funktioniert das Chaos nach solchen ungeschriebenen Regeln, und es kommt angesichts des Gewühls zu relativ wenig Unfällen.
Etwa 2 Stunden nach der Landung habe ich neben Hotelbezug und Geldumtausch bereits mein gesamtes Vietnam-Programm gebucht. Ich habe nur fünf Tage eingeplant, und die möchte ich effektiv nutzen, um möglichst viel zu sehen. Den Besuch der Tunnelsysteme der Vietcong sowie eine 3-Tages-Tour durchs Mekong Delta mit Ausreise nach Kambodscha buche ich völlig problemlos in einem der zahlreichen Reisebüros im Viertel, zur Sightseeing-Tour durch die Stadt starte ich gleich im Anschluss mit einem der Cyclo-Fahrer, die auf die Touristen sofort nach Verlassen des Hotels zustürzen.
Ho-Chi-Minh-Stadt ? Saigon ? Wo bin ich hier eigentlich ? Das ist ganz kurz und schnell erklärt. Offiziell heißt die Stadt seit Ende des Krieges Ho-Chi-Minh-City, abgekürzt HCMC, und nur der Bezirk 1 Saigon. Aber eigentlich sagen auch die meisten Einheimischen, und nicht nur die Älteren, weiterhin Saigon, klingt doch auch viel schöner. Nur im Umgang mit Behörden sollte man besser auf die korrekte Bezeichnung achten.
Für die insgesamt vierstündige Cyclo-Tour zahle ich 7 Dollar, wahrscheinlich der Wucherpreis für noch unerfahrene Vietnam-Neulinge, angesichts des Knochenjobs, den die Fahrer zu bewältigen haben, hält sich mein Ärger über den wahrscheinlich zu hohen Preis aber in Grenzen.
Die Fahrt ist angenehm und entspannend, das Verkehrschaos wird schnell zur Routine, und es werden die üblichen Highlights angefahren, Buddhistische Tempel, das Chinesenviertel Cholon, u.a. mit den ziemlich exotischen Auslagen der chinesischen Apotheken, ein Gang über die Märkte, Notre Dame, das im Kolonialstil erbaute Hauptpostamt mit dem übergroßen Bildnis des Genossen Ho Chi Minh.
Zwischendurch kann man sich im Vorüberfahren in aller Ruhe das Leben am Rande der Strassen anschauen. Und nicht zu vergessen das War Remnants Museum, das früher Museum für amerikanische Kriegsverbrechen hieß. Aber die Vietnamesen sind höfliche Leute, sie wollten die vielen amerikanischen Besucher wohl nicht verschrecken und versahen das Museum mit einem neutraleren Namen. Mittlerweile ist es die Sehenswürdigkeit mit den größten Besucherzahlen geworden. Neben diversem Kriegsgerät legen Bilder und Gegenstände sowie ein Videofilm Zeugnis ab über die Folgen und Perversitäten des Krieges. Es ist viel Propaganda dabei, keine Frage, aber Bilder von Napalmopfern, durch das in Massen eingesetzte Entlaubungsmittel Agent Orange missgebildete Föten und bizarre Bilder von grinsenden GIs mit den Überresten zerfetzter Gegnern bleiben mir besonders in Erinnerung.
Abends besichtige ich schließlich u.a. einige der, nunmehr hell erleuchteten, sehenswerten Gebäude, die nicht auf der Fahrradtour standen, die City Hall und das Stadttheater.
Bei einer kurzen Rast im Hotelzimmer sehe ich in den TV Nachrichten schlimme Bilder vom Aufruhr in der Elfenbeinküste. In dieser Region, Westafrika, habe ich die letzten drei Male Urlaub gemacht. Dieser Urlaub wird ganz anders, einfacher und planbarer. Das merke ich auch am Abendprogramm. Keine einsamen Abendessen mehr in abgeschotteten Restaurants. Ich setze mich in eines der unzähligen Straßenlokale - und kann mich über Langeweile nicht beklagen. Die ersten Händler, meist Kinder, oft erschreckend junge, kommen vorbei und bieten ihr Sortiment an. Ich verderbe wahrscheinlich für meine Nachfolger die Preise, handele nur wenig herunter, in der Hoffnung, von dem Mehrpreis bleibt auch etwas bei den Kids hängen, und kaufe alle mögliche, was ich eigentlich gar nicht brauche. Unter anderem einen LonelyPlanet über Kambodscha, Preis bei uns 17 Euro, hier 3 bis 4 Dollar, als farbige Hardcopy des Originals in guter Qualität. Dafür erzielt man bei ebay etwa den fünffachen Preis. Ich überschlage kurz, wie viel Stück ich kaufen müsste, um so meinen Urlaub zu finanzieren ... Manche der Kinder kommen später wieder und bedanken sich einfach noch einmal, dass ich etwas gekauft habe. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt.
Neben den Kindern gesellt sich bald auch Thu, eine der Kellnerinnen zu mir, deren Sympathie ich spätestens gewinne, als ich auf die Biersorte umsteige, die sie promotet. Die schmeckt zwar nicht so gut wie das obligatorische "Tiger Beer", aber dafür versorgt sie mich mit einem unablässigen Strom an Erdnussschalen, die über die mangelnde Quantität, nicht Qualität, des Hauptgerichtes hinweghelfen und setzt sich später auch dann zu mir, wenn eigentlich andere Kundschaft zu versorgen wäre. Weit nach Mitternacht schleppe ich mich um die Ecke in mein Hotel, habe wohl einige Bier zu viel getrunken, aber es war ein prima Auftakt des abendlichen Urlaubsprogramms.
Aufbruch: | 06.11.2004 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.11.2004 |
Cu Chi
Kambodscha