KAMBODSCHA SOLO
Eine amphibische Welt – im Mekong Delta
Mekong Delta, 09.-11.11.2004
Wasser. Überall Wasser. Eine wahrhaft amphibische Welt. Die Leute hier im Mekong Delta leben am, auf, im und vom Wasser. Die gebuchte 3-Tages-Tour mit Exit Cambodia ist genial organisiert, zudem mit 31 Dollar noch unschlagbar günstig. An jedem Morgen der Tour werden die Teilnehmer der 1-, 2-, 3- oder 5-Tages-Touren mit Rückkehr nach Saigon oder Ausreise nach Kambodscha entsprechend den jeweiligen Programmpunkten neu zusammengewürfelt, alles klappt reibungslos. Die Guides, junge Vietnamesen, sprechen ein fast perfektes Englisch, wissen gut Bescheid und eignen sich zum Entertainer.
Es wird viel geboten, der Besuch mehrerer schwimmender Märkte, einer Reismühle, verschiedene kleine Fabriken, in denen die Herstellung einheimischer Produkte rund um den Reis zu sehen ist, Reisnudeln, Reiskuchen, Candies, eine Krokodilfarm, schwimmende Dörfer und große schwimmende Fischfarmen, außerdem der Besuch eines Cham-Dorfes, einer islamischen Minderheit in Vietnam.
Im Cham-Dorf.
Daneben ist jede Menge Boot fahren angesagt, auf dem Mekong, seinen Nebenflüssen sowie kleiner Stichkanäle. Und Spaziergänge, durch kleine Dörfer, oder von einem Dorf zum anderen, die Überquerung von Bächen mit Hilfe von "Monkey Brücken", dünnen, übers Wasser gelegten, wackeligen Stämmen mit ebenso dünnem Geländer.
Monkey Bridge.
Fast die gesamte Region südlich von Ho-Chi-Minh-Stadt gehört zum Mündungsgebiet des Mekong. Es ist nach der Hektik und dem Lärm der Großstadt Saigon eine herrliche, ruhige Welt, mit herrlicher Landschaft und unglaublich freundlichen Menschen, die überall winken, wo wir vorbei kommen und die auch dann noch in die Kamera lächeln, wenn der dreißigste Tourist an diesem Tag sie fotografieren will, wie sie ihre Wäsche oder sich selber im Fluss waschen.
Abends gehen einige aus der Gruppe in Can Tho, wo wir übernachten, in ein Lokal, dass Schlangen als Spezialität führt. Die meisten sind mutig, ich auch, und bestellen Curry Snake. Schmeckt nicht schlecht, etwa wie etwas zähes Hühnchen. Ist übrigens sehr teuer, 45.000 dong, also 3 Dollar. Alles andere, was der Touri so braucht, ist sehr preiswert, Vietnam ist ein echtes Billigreiseland. Wenn man die Preise aus den Reisekatalogen hierzulande vergleicht, die für Pauschalreisen nach Vietnam gefordert werden, muss ein ziemlich großes Stück vom Kuchen bei den Reiseveranstaltern hängen bleiben.
Curry Snake.
Die anderen gehen nach dem Essen mit der Schlange im Bauch ins Bett, nichts für mich. Ich suche mir ein Internet-Cafe, dann bummele ich durch die Straßen, in denen wie fast überall in den Städten abends die Straßencafes gut gefüllt sind, man isst zusammen, redet und sieht fern. Irgendwann weiß ich nicht mehr, wo ich eigentlich bin, die Ecken werden dunkler. Auch die Motofahrer kennen mein Hotel nicht, schließlich findet sich aber doch jemand, der eine Ahnung hat, wo es sein könnte. Es wird eine lange Rückfahrt, ich bin in die völlig falsche Richtung gelaufen.
Was mir von dieser Mekong-Tour besonders in Erinnerung bleibt: nach dem Mittagessen am ersten Tag kann man sich ein Fahrrad nehmen und einfach drauf los radeln, auf kleinen Wegen neben braunen Kanälen, durch kleine Dörfer und große Reisfelder. Mein Timing stimmt. Als ich an einer Schule halte, wo die Kinder gerade auf dem Schulhof exerzieren (ach ja, wir befinden uns ja in einem sozialistischen Land!) und ich fotografiere, kentert eine Frau mit ihrem kleinen Boot samt ihrer Gemüse-Ladung. Die Wellen eines vorbei preschenden Speedbootes waren zu hoch. Das Wasser ist nicht so tief, sie kann noch stehen, holt ihr Boot wieder nach oben, schippt Wasser und sammelt dann ihre Waren wieder ein. Nach einer halben Stunde setzt sie ihre Fahrt fort. Die Schulkinder sehen zu, das ist viel interessanter als stramm stehen auf dem Schulhof. Die Lehrerinnen haben keine Chance.
Das Leben am Wasser wirkt immer idyllisch, mag das Leben der Leute in ihren Stelzenhäusern noch so ärmlich sein. Aber es gibt auch viele Zeichen von aufkommendem Wohlstand. Doi Moi - der vietnamesische Weg des Sozialismus. Seit den Bauern das Land nach der Bodenreform wieder zur Selbstbewirtschaftung überlassen wurde, geht es aufwärts, Leistung lohnt sich wieder und der Fleiß der Vietnamesen ist fast sprichwörtlich. In kurzer Zeit wandelte sich Vietnam vom Reisimporteur zum zweitgrößten Reisexporteur der Welt nach Thailand, der fruchtbare Boden hier im Mekong Delta erlaubt sogar drei Ernten pro Jahr.
Auch die lange Fahrt auf dem Mekong am Nachmittag des zweiten Tages nach Chau Doc ist toll. Ich sitze meist ganz allein vor dem Führerhaus am Bug des Schiffes und beobachte die vorbei ziehende Landschaft, die Dörfer, die entgegenkommenden Schiffe. Am späten Nachmittag herrscht reges Treiben am Fluss, er dient als große Waschmaschine und als Badezimmer. Dabei geben sich die Menschen keine Blöße, gebadet wird in voller Montur. - Erst der Nil, dann der Amazonas, nun auf dem Mekong. Ich bin ein Fan von Schiffsreisen, wenn sie denn auf solch außergewöhnlichen Flüssen stattfinden.
Hausboot.
Fischfarmen.
Die Alternative mit der angebotenen Ausreise nach Kambodscha auf dem Mekong statt zurück nach Saigon habe ich gut gewählt. Schließlich befinden wir uns am Morgen des dritten Tages schon im Grenzgebiet zu Kambodscha. Die Grenze ist ein jämmerliches Dorf mit ein paar offiziellen Gebäuden auf beiden Seiten. Herrschte bisher noch reges Treiben auf dem Fluss auf vietnamesischer Seite, mit großen Fischfarmen, Fischerbooten, Lastkähnen usw., ist der Fluss auf kambodschanischer Seite völlig leer. An den Ufern außer hier und da ein paar armseligen Hütten nichts zu sehen von Menschen - willkommen in der Armut! In der ersten Stadt am Mekong, Neak Leung, wechseln wir vom Boot auf den Kleinbus - und erkennen schnell die Vorteile einer Bootsfahrt in Kambodscha: Wasser hat keine Schlaglöcher. Die Straße ist so, wie man sie sich vorstellt, wenn man sich ein wenig zu Kambodscha eingelesen hat, einfach nur schlimm. Aber es sollte noch viel schlimmer kommen ...
Taxi Marke Vietnam.
Grenze Vietnam - Kambodscha.
Aufbruch: | 06.11.2004 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 24.11.2004 |
Cu Chi
Kambodscha