Sommer in Kairo

Reisezeit: Juni / Juli 2008  |  von Christina Schlatter

(K)eine wahre Symphonie

12.6.2008

Ob Saigon oder Kairo - diese Schilder beachtet hier wirklich NIEMAND.

Ob Saigon oder Kairo - diese Schilder beachtet hier wirklich NIEMAND.

Als um 5 Uhr unsere IP-Lektionen vorbei waren, trafen wir Amira (die gute Seele der LSSC) und stiegen zum ersten Mal in die unergründlichen Tiefen der Kairoer Metro hinab. Trotz der vielen Leute ging alles sehr gesittet zu und her, die Gänge waren überraschend sauber und gut beleuchtet. Unsere Gruppe musste sich beim Einsteigen aufteilen, da Frauen extra einen Waggon für sich haben. Im Nu brachte die Bahn uns aus dem Stadtkern heraus und wir fuhren zwischen Hügeln hindurch, deren Hänge bis auf den letzten Zentimeter mit Häusern aus Lehm zugedeckt waren. Es mutete wie eine orientalische Geröllhalde an, doch überall gab es Lebenszeichen: Eine Rauchsäule hier, eine behangene Wäscheleine da und ein paar Kinder, die Fussball spielten (ich wechsle aufgrund der negativen Erfahrung von gestern an dieser Stelle schnell das Thema).

Nach einem kurzen Fussmarsch standen wir plötzlich vor einem sehr nobel anmutenden Gebäude - der Privatresidenz des schweizerischen Botschafters in Kairo.

Rund um das Haus war ein wunderschöner gepflegter Garten angelegt worden, überall zwitscherten Vögel und wir liessen uns in die bequemen Gartenmöbel sinken.

Anschliessend nahm uns der Botschafter höchstpersönlich in Empfang und hielt uns einen Vortrag über das Leben, die Freuden und Leiden eines Botschafters. Mitten in einer Diskussion über die Botschafterkarriere vibrierte plötzlich mein Stuhl und ich erschrak so sehr, dass ich dem Botschafter beinahe auf den Schoss gesprungen wäre. Gelächter brach aus, als das vibrierende Etwas in der Gestalt des Haushundes des Botschafterehepaares unter dem Stuhl hervorkam, wo er sich eben genüsslich gescheuert hatte.

Mit knurrendem Magen stürzten wir uns auf den nachfolgenden Apéro - Platten mit kleinen Snacks, belegten Brötchen, Crevetten und Fleischspiessen, Gemüse und zum Schluss sogar Brownies. Kellner fragten einen im Halbminutentakt, ob man gerne noch etwas zu trinken hätte, und sobald man sein Glas auch nur einen Moment aus den Augen liess, hatten sie es bereits emsig weggeräumt. Irene versuchte verzweifelt, den Hund zu fotografieren, und erwischte dabei unglücklicherweise das Bein eines vorbeieilenden Kellners, der uns zuvor gebeten hatte, ihn nicht abzulichten. Von diesem Moment an huschte er nur noch hinter Irenes Rücken vorbei, sorgsam darauf bedacht, ihr nicht mehr vor die Linse zu kommen.

Eine Weile unterhielt ich mich mit der Frau des schweizerischen Attaché militaire (keine Ahnung, was das ist und was er macht, Hauptsache seine Gattin war nett und wir hatten ein sehr persönliches und spannendes Gespräch!). Irgendwann erklangen Geige und Klavier - meine Mitbewohnerin Dimitria begleitete Frau Botschafterin auf dem Klavier. Die schiefen Töne, die die Diplomatenfrau ihrer Geige entlockte, konnten zwar keineswegs mit Dimitrias Können mithalten, doch alle hatten einen Heidenspass und die beiden vereinbarten bereits den Termin für ihr nächstes Konzert.

Nach einer langen Rückreise (U-Bahn und Taxi) sitze ich nun auf meinem Bett, schreibe noch diesen Eintrag zu Ende und freue mich auf den morgigen Tag, wenn ich endlich die Pyramiden von Gizeh zu Gesicht bekommen werde! Ich sollte wohl vorsorglich den Akku der Kamera aufladen, vielleicht brauche ich sie ja...

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf mich warten 6 Wochen Hitze - mein nächster Trip führt mich nämlich für 6 Wochen nach Ägypten, genauer gesagt nach Kairo. Ich werde mit einigen anderen Studenten an der American University Cairo (AUC) die Law Summer School besuchen. Natürlich sehen wir uns auch ausserhalb der Stadt ein wenig um, u.a. auf der Sinai-Halbinsel und bei den Pyramiden. Bin gespannt, was das alte Ägypten zu bieten hat.
Details:
Aufbruch: 06.06.2008
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.07.2008
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Christina Schlatter berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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