Sommer in Kairo

Reisezeit: Juni / Juli 2008  |  von Christina Schlatter

Khan el Khalili

14.6.2008

Pflichtgemäss klingelte der Wecker um 9, dann wieder um halb 10, um viertelvor 10 und schliesslich rollte ich um 20 nach 10 aus dem Bett. Dies hat nichts mit Katerstimmung zu tun, sondern vielmehr mit dem ekelhaften Muskelkater, den das Hühner-Gekrieche im Pharaonengrab mir beschert hat. Am Nachmittag traf ich mich mit Amr auf einen kurzen Kaffee, bevor wir uns um 4 Uhr vor der Studentenresidenz versammelten und mit drei vollgepackten Taxis in Richtung Old Cairo fuhren.

Stundenlang schlenderten wir durch den ältesten Teil der Stadt, in dem sich der weltberühmte Markt Khan el Khalili befindet. Zuerst befanden wir uns in sehr touristischen Gefilden, in denen einem von allen Seiten irgendwelcher Ramsch angeboten wurde, den Rafaela und ich nur zu gern genauer unter die Lupe genommen hätten. Davon nahmen wir aber aus Rücksicht vor unseren männlichen Mitstudenten wieder Abstand (wir kommen wieder!!!).

Nach einer Weile erreichten wir jene Viertel, in denen die Einheimischen leben und in denen sich öffentlicher und privater Raum kaum trennen lassen. Aus Rücksicht vor ihnen trugen wir alle lange Hosen und langärmelige T-Shirts, wir Frauen bastelten uns aus Schals sogar behelfsmässige Kopftücher. Dies wurde offenbar geschätzt, denn ausser ein paar anzüglichen Pfiffen wurden wir grundsätzlich wohlwollend und aufgeschlossen empfangen. Es war ein tolles Erlebnis, durch die engen Gässchen voller Handwerker zu streunen, die Läden mit den vielen Shishas (Wasserpfeifen), Stoffen und Getreidesorten zu bestaunen. Mit ein wenig Glück erhielten wir Eintritt in ein Minarett und erklommen über eine schwindelerregende Wendeltreppe den obersten Stock. Unser Keuchen wurde mit einem unvergesslichen Ausblick über die Gässchen und Dächer Kairos belohnt.

Als wir den Turm wieder verliessen, bat uns der Aufseher, niemandem von unserem Erkundungsganz zu erzählen - seine Führung war höchst inoffiziell gewesen und wäre und von seinen Vorgesetzten wahrscheinlich keineswegs geschätzt worden. Wir pausierten in einer kleinen engen Gasse bei einer Tasse Pfefferminztee (viel Zucker, wenig Tee natürlich) und wurden dabei von knapp zwölfjährigen Verkaufsgenies belästigt, die uns permanent Kleenex und Ketten andrehen wollten.

Die Gassen wurden immer enger, es wimmelte plötzlich nur so von Leuten und ehe wir uns versahen, kämpften wir uns mitten im grössten Trubel durch die Massen. Autos, Motorräder, Fahrräder und Eselskarren, Menschen mit riesigen lasten auf den Köpfen und Familien mit lauter kleinen Kindern vereinfachten unseren Weg nicht gerade. Wir passierten Körbe voller Hühner, Hasen und Tauben, deren Kollegen bereits wenige Meter weiter im Grill schmorten. An vielen Ständen hing Fleisch zum Verkauf, doch beim Anblick der Fliegenschwärme, die sich darum zu reissen schienen, verging uns der Appetit.

Als wir den Markt hinter uns gelassen hatten, organisierten wir wieder drei Taxis und fuhren zu einem vereinbarten Treffpunkt, um zu Abend zu essen. Unser Taxifahrer kannte sich in Kairo leider noch schlechter aus als wir, weshalb wir ihn irgendwann baten anzuhalten, und zu Fuss weitergingen. So langsam machten sich meine Sohlen unangenehm bemerkbar... Glücklicherweise kamen wir bald darauf in einem griechischen Lokal unter und stillten unseren Bärenhunger, bevor wir endlich heim zu unseren Betten durften.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf mich warten 6 Wochen Hitze - mein nächster Trip führt mich nämlich für 6 Wochen nach Ägypten, genauer gesagt nach Kairo. Ich werde mit einigen anderen Studenten an der American University Cairo (AUC) die Law Summer School besuchen. Natürlich sehen wir uns auch ausserhalb der Stadt ein wenig um, u.a. auf der Sinai-Halbinsel und bei den Pyramiden. Bin gespannt, was das alte Ägypten zu bieten hat.
Details:
Aufbruch: 06.06.2008
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.07.2008
Reiseziele: Ägypten
Der Autor
 
Christina Schlatter berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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