Meine Reise durch Südamerika
An der Karibikkueste entlang durch Kolumbien
Es ging also in dem alten Ami-Schlitten in Richtung Kolumbianische Grenze. Das Auto hatte keine Fensterscheiben, aber das war auch gut so, denn die Heizung liess sich scheinbar nicht abstellen. Ich musste an unzaehligen Polizeikontrollen meinen Pass zeigen (bestimmt 6 Mal), ehe wir ueberhaupt bei der Grenze ankamen. Die Strassen hatten echt riesige Schlagloecher und die Fahrer fuhren lustige Schlangenlinien um denen Auszuweichen. Besonders toll waren sehr haeufige tote Polizisten an denen immer wilde Ueberholmaneuver gestartet wurden, wenn einer nicht schnell genug drueber fuhr. Der Gegenverkehr wurde dabei selten bis nie beachtet
Manchmal gab es Strassensperren von Einheimischen, die die Strasse selber reparierten und dafuer Spenden wollten.
Die Landschaft sah schon recht spektakulaer aus: Weite teilweise sehr karge Mangrovensuempfe mit vereinzelten Blechhuetten.
Irgendwann waren wir jedenfalls am ersten Grenzhaeuschen und ich musste Ausreisegebuehr bezahlen und bekam einen Zettel. Dann gings weiter zur naechsten Station, wo ich meinen Venezolanischen Ausreisestempel bekam. Da eine Riesenschlange war, musste ich 30 Minuten warten. Waehrenddessen wartete der Fahrer irgendwo 100m weiter mit meinem Rucksack im Kofferraum. Ich war schon ein bisschen nervoes, ob er nicht einfach wegfaehrt. Schliesslich hatte ich nichtmal ein Ticket als Nachweis. Danach musste ich nochmal 30 Minuten auf den Kolumbianischen Stempel warten. Wider erwarten war der Fahrer samt Rucksack aber noch da und ich wurde klaglos nach Maicao gebracht.
Es war nun aber schon nach 17 Uhr und ich fuerchtete schon, dass ich die Nacht dort verbringen muss, wovon das AA und mein Reisefuehrer ja dringend abgeraten hatten, da dort Nachts Mord und Totschlag herrschen soll. Zum Glueck ist die Kolumbianische Zeit aber eine Stunde hinterher und so bekam ich doch noch den letzten Bus.
Nach etwas ueber einer Stunde war ich dann in Riohacha. Das erste was mit beim einsteingen in den Bus aufiel war der Fernseher mit dem Amerikanischen Folterfilm. Das sollte in allen Bussen mit Fernseher so sein: Es laeuft immer etwas mit Gewalt, ob englisch oder spanisch ist egal, Hauptsache es gibt Schlaegerei und Mord, denn die Geraeusche von brechenden Knochen und spritzendem Blut sind ja international verstaendlich.
In Riohacha wurde ich gleich mit kolumbianischer Freundlichkeit empfangen. Ich stand auf der Hauptstrasse mit meinem Rucksack und wusste nicht in welche Richtung denn das Hotel liegen koennte. Also fragte ich einen Typen, der mir aber nicht helfen wollte und auf einmal war ich von einer Gruppe Jugendlicher umringt, die in meinen Reisefuehrer schauten. Ich wurde dann jedenfalls von der huebschen Paula bis zum Hotel eskortiert, da sie in die selbe Richtung musste
Abends lief ich durch die Strassen und war begeistert vom Leben was hier herrscht. Kein Vergleich mit dem Venezuela was ich kennengelernt hab, wo Abends alles tot war. Unmengen von freundlichen Menschen auf der Strasse, Geschaefte ohne Ende und alles total billig. Mein Hotelzimmer in einem Mittelklassehotel kam weniger als 10Euro und fuer 2Euro bekam ich Abendessen mit 2 Bier.
Am naechsten Tag wollte ich nach Santa Marta weiterfahren, weil mir ein Einheimischer waehrend der Anreise erzaehlt hat "En Riohacha no hay nada" und ich doch lieber nach Santa Marta gehen soll. Also habe ich mir den Vormittag ueber den schoenen palmenbestandenen, komplett leeren Strand und die Promendade angeschaut und mich um 12 Uhr auf den Weg zum Busbahnhof gemacht. Im Nachhinein hab ich mir dann ueberlegt, ich haette noch einen Tag in Riohacha bleiben sollen.
Die Fahrt nach Santa Marta dauerte laenger als ich gedacht hatte. Das lag unter anderem an der Unzahl von Militaerkontrollen. In der Sierra Nevada de S. M. soll die Guerilla sehr aktiv sein und Drogen schmuggeln. Vermutlich wurde deswegen der Bus oefter durchsucht. Es ging auf jedenfall durch sehr schoene Landschaft mit toller Aussicht auf die gruenbewachsenen Berge. Der Boxfilm im Fernsehen hat mich dabei ziemlich genervt, weil brechende Knochen und schoene Landschaft nicht so zusammenpassten.
Gegen 16 Uhr war ich am Busbahnhof von S.M. und traf dort zwei Israelis, die ins Fischerdorf Taganga wollten. Wir teilten uns dann ein Taxi, aber erst nachdem die Israelis wie wild um den Preis feilschten, weil sie 3€ fuer 3 Personen zu teuer fanden. In Taganga trennten sich aber unsere Wege, weil sie in eine Unterkunft mit vielen anderen Israelis wollten. Die wollen scheinbar eher unter sich bleiben...
Ich wollte in der schoenen Casa del Filipe einchecken, aber dort war alles voll wie auch in einigen anderen Laeden. Irgendwie landete ich dann in einem Privatzimmer, wo sie nebenan noch gebaut haben. Dadurch wurde ich auch ab 7 Uhr durch Baulaerm geweckt. Im Nachhinein war ich aber froh, diese Zimmer genommen zu haben, denn in der Nacht erwischte mich der Reisedurchfall und das waere im Dorm nicht so lustig gewesen.
Abends habe ich zwei Amis kennengelernt, der eine ist Halbkolumbianer und besucht hier seinen Cousin. Wir assen zusammen und sie erzaehlten mir, dass sie Silvester in Berlin am Brandenburger Tor waren und das ganz toll fanden Wir verabredeten uns fuer den naechsten Tag, an den Strand zu gehen.
Dank meines Durchfalls konnte ich aber bis Mittag nicht das Haus verlassen und habe auch den Rest den Tages nicht viel getan. Ich sass eine Weile am Strand und lief irgendwann durch das ziemlich aermliche Dorf. Die Strassen bestehen alle nur aus Schotter, was Abends, wenn der Wind auffrischt, zu wahren Staubstuermen fuehrt. Die Leute leben alle in unverputzten kleinen Huetten mit oft nur einem Raum und starren den halben Tag auf den Fernseher. Einem deutschen Kleingarten kann das auch keine Konkurrenz machen, den neben dem Haus liegt meist nur ein grosser Muellhaufen. Der Strand etwas ausserhalb des Ortes war aber ganz nett.
Gegen Abend beschloss ich dann, doch mal etwas zu essen und bestellt mir Spaghetti in einem Restaurant am Strand. Vorher wollte ich nochmal die Toilette benutzen: Die war noch halb im Bau und es gab kein Waschbecken. Ausserhalb um die Ecke rum gab es zwar ein Waschbecken mit Seife, aber kein Wasser. Nach Nachfrage durfte ich dann an der Spuele in der Kueche die Haende waschen, wo es aber keine Seife gab. Die hygienischen Bedingungen verstaerkten jedenfalls nicht die Vorfreude auf mein Essen.
Am naechsten Tag hatte ich genug von dem Ort und liess mich wieder nach Santa Marta fahren. Dort ging ich ins Hotel Miramar, was vom Reisefuehrer empfohlen wurde. Das Hotel ist aber wirklich runtergekommen und ich bekam als Zimmer ein feuchtes Loch ohne Fenster. Dazu hatte das Bett auch noch Floehe die mich zerbissen haben in der Nacht. Echt eklig...
Den Nachmittag ueber lief ich durch die Strassen und lernte zwei Leute aus den USA kennen. Kirby ist 2 Monate in Kolumbien unterwegs und wird 2 Wochen lang von Steeve besucht. Wir verabredeten uns fuer den Abend was trinken zu gehen. Danach hatte ich eine ca. 2 stuendige Konversation mit einem Kolumbianer auf den Treppenstufen vor der Kathedrale (teilweise mit Haenden und Fuessen). Er erzaehlte mir z. B. dass es in Kolumbien ein kostenloses staatliches Gesundheits- und Rentensystem gibt. Die Kolumbianer haben sehr viele Kinder, 5 bis 8 sind keine Seltenheit. Es gibt hier viele Fiestas wo die Jugendlichen sehr viel trinken, die Maedchen "ihren Kopf verlieren" und schon mit 13 oder 15 schwanger werden.
Die Armut hier scheint aber teilweise echt krass zu sein. Neulich wollte ich ein Paar bettelnden Kindern kein Geld geben, da haben sie gefragt, ob sie die Reste von meinem Essen haben koennen und den Teller komplett sauber geputzt. Da hab ich mich schon etwas mies gefuehlt.
Am naechsten morgen ging es mit Sammeltaxi in den Tayrona Nationalpark. Dort habe die Nacht in der Haengematte 300m vom Meer entfernt verbracht. War echt total schoen da, Palmen, Strand, Kokosnuesse und der ganze Strand fuer mich allein (sind alle beim Karnevall in Baranquilla). Leider habe ich mir auch einen schoenen Sonnnenbrand geholt. Die Sonne hier ist nicht zu unterschaetzen! Im Sammeltaxi habe ich Sebastian kennengelernt, der von Mexico aus durch Mittelamerika gereist ist und eine Menge Geschichten von Armut und Raubueberfaellen auf Touristen parat hatte.
Am naechsten Tag auf dem Rueckweg durch den Dschungel habe ich Affen und Riesenameisen gesehen.
Am naechsten Tag bin ich dann mit dem Bus weiter nach Cartagena fahren. Die Stadt ist das Aushaengeschild Kolumbiens. Im Bus habe ich Sebastian wiedergetroffen und wir haben die naechsten zwei Tage zusammen die Stadt erkundet. Die Altstadt von Cartagena ist sehr schick. Anders als alles was ich bisher in Kolumbien gesehen hatte. Alles ordentlich und sauber, super renoviert. Koloniale Balkone mit Blumen, kleine Parks. Man kann wirklich einen ganzen Tag nur durch die Strassen laufen und schauen. Interessant ist, dass auch Tagsueber nicht nur hier sondern auch in anderen Staedten die Parks immer voll sind mit Leuten. Egal an welchem Wochentag und zu welcher Zeit. Aber interessanterweise sind es fast nur Maenner die hier abhaengen und Zeitunglesen. Die Frauen verdienen wohl in der Zwischenzeit das Geld?!
Die Stadt ist teilweise sehr touristisch mit europaeischen Restaurants und auch europaeischen Preisen. Hier kostet eine Pizza auch mal 10 Euro, die man woanders fuer maximal 2 Euro bekommt. Wir haben dann noch das Castel San Felipe besichtigt, eine riesige Festung aus der Kolonialzeit. Von hier hat man einen guten Blick ueber die Stadt. Abends habe ich mir voellig Problemlos einen Flug nach Bogota fuer Freitag den 20.02. gebucht (ca 300.000 Pesos).
Am naesten Tag habe ich mir einen ruhigen Tag gemacht und im Park die Zeitung gelesen, Melone gegessen. Einen Mittagsschlaf gemacht usw. Abends war ich in einem Restaurant was einem echten Italiener gehoert und habe mir richtig leckere Pasta kochen lassen.
Aufbruch: | 07.02.2009 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 20.04.2009 |
Kolumbien
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Peru
Bolivien
Chile