Meine Reise durch Südamerika
San Agustin
Nach der Ankunft in San Agustin habe ich mir erstmal das Dorf angeschaut und wollte in ein kleines Museum mit alter Keramik usw. Aber irgendwie ging das nicht, weil sie den Schluessel zum Buero nicht finden konnten, wo ich mich vorher registrieren sollte Waehrend des Suchens hat die Señora mal eben ihren kleinen Sohn zum Pinkeln auf die Strasse geschickt. Der hat dann einen Meter neben mir an die Laterne geschifft. Man sieht das hier nicht so eng
Abends habe ich Marisella der jungen Hostel-Angestellten einen kleinen Deutsch-Kurs verpasst. Die ist ganz niedlich und moechte sich immer gaanz lange mit mir unterhalten Leider ist sie noch nie sehr weit aus ihrem Dorf herausgekommen, weil sie immer arbeiten und die Gaeste einlassen muss. Ich habe ihr dann mit Hilfe meines Woerterbuchs alles moegliche ueber Deutschland erzaehlt.
Am naechsten Tag habe ich um 8 Uhr meine Reittour gestartet. Nach drei Saetzen Instruktionen auf Spanisch sass ich also auf so nem alten Klepper und los gings. Das Pferd wusste aber den Weg meist von allein, also musste ich nur draufsitzen und nicht runterfallen. War mir dann irgendwie doch nicht so angenehm ohne Helm usw. ueber schmale Feldwege mit spitzen Steinen zu reiten, zumal es direkt daneben auch noch 2m runter in einen Graben ging. Steil bergauf und bergab ist der Gaul mit mir getrabt und zweimal hat er sich fast hingepackt und ich waere um ein Haar in ein Schlammloch versackt. Ausserdem wackelt so ein Pferd total! Ich mag dann doch lieber ein Auto
Es ging zu diversen Ausgrabungsstaetten wo sehr skurile Statuen ausgestellt waren. Leider habe ich von den spanischen Erklaerungen nicht alles verstanden. Nach einer halben Stunde Reiten fing jedenfalls alles ab der Huefte abwaerts an wehzutun und das solle in den insgesamt 4h Tour nicht besser werden. Vermutlich lag es aber auch an dem echt beschissen Sattel, der wohl fuer kleine Kolumbianer gemacht ist. Ich glaube so schnell werde ich kein Pferd mehr besteigen. Mein Guide (ein ortsansaessiger Bauer) war jedenfalls ganz amuesant und wusste auch ganz gut Bescheid. Zwischendurch wollte er mir gleich noch seine 18 jaehrige Tochter zum Heiraten anbieten. Ich hab gesagt ich muss sie mir vorher erstmal angucken Die Landschaft auf hier ist jedenfalls sehr spektakulaer: In der Naehe entspringt der Rio Magdalena, der wichtigste Fluss Kolumbiens und der Cañon ist sehr schoen anzusehen. Nach dem Mittagessen ging es dann endlich in Richtung Archaelogischer Park und ich habe es vorgezogen die letzten Meter zu laufen. Eigentlich hatte ich mir so eine Reittour entspannter vorgestellt...
Am Parkeingang wurde ich dann gleich von einem Guide abgefangen der mir schon am Vorabend ueber den Weg gelaufen war: Luis Alfredo Salazar spricht sehr gut Englisch und ein bisschen Deutsch und die Tour mit ihm hat mir gut gefallen. Die Statuen sehen wirklich aussergewoehlich aus und es gibt Darstellungen vom Kaiserschnittgeburten, Gehirnoperationen und der Anatomie des Herzens. Viele Schamanen mit riesigen Augen und Coca-Saeckchen. Alle Frauen sind mit dicken Babybaeuchen dargestellt und viele Figuren zeigen wie Babys oder Kinder geopfert werden. Wenn ein neuer Anfuehrer eingesetzt wurde, dann wurden wohl fuer einen Mann 3 Jungfrauen geopfert (lebendig begraben) und fuer eine Frau entsprechend drei Jungen. Alle Figuren sind ueber 4500 Jahre alt, aus der Zeit vor den Inkas und sehr gut erhalten, weil sie tief vergraben waren. Mein Guide wusste auf jeden Fall extrem viele Details zu erzaehlen und hatte immer einen zotigen Witz ueber die dargestellten Penisse auf Lager Fuer 3 Stunden Einzelfuehrung (es gibt hier scheinbar gerade keine anderen Touristen) habe ich 40000 Pesos bezahlt (13 Euro). Fairer Preis.
Nach 9 Stunden unterwegs sein, habe ich mich dann erstmal erholen muessen. Mein Sachen sind nach dem Schlammritt total dreckig und ich sehe aus wie ein Lump
Abends habe ich es sogar geschafft, meine ersten Fotos auf CD sichern zu lassen. Erst im zweiten Internetcafe hats geklappt, weil der mit Klebeband geflickte Kartenleser im ersten nicht ging. Dieser Ort hat zwar keine asphaltierte Strasse aber mindestens 5 Internet Cafes
(Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, ist Foto CD nicht zu gebrauchen, weil der Typ voll mit Fingern draufgelangt hat und sie nach dem Putzen total zerkratzt ist.)
Am naechsten Tag habe ich eine Jeeptour zu diversen Ausgrabungsstaetten, zwei Wasserfaellen und dem Estrecho de Magdalena (der Rio Magdalena fliesst hier durch eine nur 2m breiten Felsspalte) gemacht. Nach der Besichtigung des Archaeologischen Park waren die anderen Orte aber nicht mehr so richtig interessant und die langen sehr staubigen und ruckeligen Jeepfahrten waren auch nicht so der Hit. Interessant fand ich eine Statistik am Alto de los Idolos: ca. 13000 Besucher, davon 13% Auslaender und auf Platz mit 289 Besuchern: Los Alemannes! Das Wetter war an dem Tag leider sehr bewoelkt und daher waren auch die Wasserfaelle im Nebel nicht so schoen anzusehen. Mit auf der Tour dabei war jedenfalls eine extrem huebsche Argentinierin, scheint wohl was dran zu sein, dass es da die schoensten Frauen Suedamerikas geben soll...
Da ich immernoch der einzige Tourist im Hotel war und die einzigen anderen Touristen, die ich gesehen hatte, eine Gruppe ruelpsender Amis war, beschloss ich am naechsten Morgen weiterzufahren. Fuer Wanderungen ist die Gegend nicht so attraktiv, da es meist nur breite Feldwege fuer Pferde gibt und keine netten Wanderpfade. Mein naechstes Ziel ist Pasto auf dem Weg zur Grenze nach Ecuador. Leider musste ich herausfinden, dass es nicht so einfach moeglich ist, von San Agustin nach Sueden weiterzufahren. Deshalb musste ich erstmal wieder zurueck nach Popayan und von da Richtung Sueden. Insgesamt hatte ich ca. 12 Busfahrt vor mir, davon die Haelfte auf nicht asfaltierter Strasse.
Los ging es um 6 Uhr frueh, gegen Mittag war ich dann in Popayan. Im Bus konnte ich eine nette Unterhaltung mit Carolina aus Isnos fuehren, die in Cali Bauingenieur studiert. In Kolumbien ist auch in technischen Faechern das Verhaeltnis zwischen Maennern und Frau ca. 50:50. Sie war ganz erstaunt, dass es in Deutschland fast keine Ingenieurinnen gibt. Auch sie hat Kolumbien noch nie verlassen, kannte aber u. A. die Kueste und Bogota. Inlandstourismus ist wohl in Kolumbien ganz gross und man sollte nicht in der Hauptreisezeit der Kolumbianer versuchen ein Zimmer zu bekommen. Nach weiteren 6 Stunden kam ich dann in Pasto an. Das waere um ein Haar nicht so gekommen, denn einmal versuchte ein Bus in der Gegenrichtung gerade zu ueberholen (an einer Steigung) waehrend wir ihm mit ca. 90km/h entgegenkamen. Da ich ganz vorne sass, konnte ich alles sehr gut verfolgen. Es wirklich nicht viel gefehlt, sogar die Einheimischen haben sich bekreuzigt. Irgendwie wusste ich aber, dass nichts passiert. Schliesslich klebt ja das obligatrische Heiligenbild im Bus
Am schlimmsten an den 12h im Bus war jedenfalls die Vallenato Musik, die sich irgendwie immer gleich anhoert und auf Dauer echt anstrengende Texte hat: "Me duele el alma". Mir taten dann eher die Ohren weh.
Das Zentrum von Pasto ist ganz nett anzusehen und entspannt und so lief ich Abends etwas durch die Strassen und konnte mir noch ein Kolumbien T-Shirt als Souvenir kaufen.
Am naechsten Morgen ging es erst noch in das kleine Museo del Oro und einmal durchs Zentrum und danach nahm ich den Bus nach Ipiales, direkt an der Grenze. Die Berge werden Richtung Ecuador immer hoeher und die Landschaft spektakulaerer. Also war die 2h Busfahrt sehr kurzweilig. Danach nahm ich ein Sammeltaxi zur Grenze, holte mir meinen Ausreisestempel und lief ueber dir Bruecke nach Ecuador. Beim Geldwechseln auf der Strasse habe ich mich dann selber reingelegt, weil ich mit den Leuten um den Kurs gefeilscht habe und nicht gepeilt hab, dass 2400 den sie mir geboten haben, besser ist als die 2500 die ich mir aus dem Dollar Kurs ausgerechnet hatte
Nach einem weiteren Stempel war ich dann nach fast 3 Wochen Kolumbien in Ecuador angekommen.
Abschliessend kann ich nur sagen, dass es mir in Kolumbien gut gefallen hat und ich bestimmt wiederkommen werde. Von den Warnungen in Punkto Guerilla, Raub usw. hat sich jedenfalls nichts bewahrheitet. Die Leute wahren immer sehr freundlich, offen und ehrlich und ich musste eigentlich nie einen "Touristenpreis" bezahlen. Ausser in Bogota und den HotSpots an der Kueste gibt es sehr wenig auslaendische Touristen und wer nicht an jeder Ecke einen Touri aus Europa sehen will ist in Kolumbien genau richtig.
Aufbruch: | 07.02.2009 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 20.04.2009 |
Kolumbien
Ecuador
Peru
Bolivien
Chile