Markus u. Magda entdecken die USA
Unterwegs: Grand Canyon Hiking - 04.03.09
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Mittwoch, 04.03.2009
Nach einer nur sehr kurzen Nacht sollte es heute zum Grand Canyon gehen. Warum kurz? Vorm Schlafengehen fiel uns ein, das wir die pazifische Zeitzone verlassen haben und uns in der sog. Mountaintime (etwa "Bergzeit") befinden. Das bedeutete eine Stunde weniger Schlaf. Lange schlafen wollten wir auch nicht, denn "the early bird catches the worm", frei nach "der frühe Vogel fängt den Wurm" (ob man das hier auch so sagt? ).
Schon um 8 Uhr Pacifictime, bzw. 9 Uhr Ortszeit erreichten wir den nur 5 Minuten weit entfernten Parkeingang. Nur wenige Autos standen auf dem Parkplatz. Es war sehr angenehm sich den Grand Canyon mit nur wenigen zu teilen, so wurde das Naturerlebnis nicht von Menschenmassen getrübt.
Zunächst besuchten wir die "Bright Angel Lodge", in der schon seit ca. 1890 Gäste unterkommen.
Bright Angel Lodge - Ankunft am Morgen
Für heute hatten wir uns den Abstieg über einen der zwei Trails (Trampelpfade) vorgenommen. Natürlich haben wir uns ausgiebig über die Wege informiert und uns den "einfacheren" Abstieg ausgesucht. Folgende Beschreibung fanden wir hierzu (Zitat aus "Grand Canyon National Park - offizielle Parkinfo"):
Bright Angel Trail (steil)
"Der Wanderweg beginnt westlich der Bright Angel Lodge.
Dieser steile Wanderweg führt an einem Nebencanyon
entlang in den Canyon. Etwas Schatten.
Kann im Winter stark vereist sein.
Länge: 14,8 km; Höhenänderung bis 933 m."
Zitat aus dem Internet
"Das ist der breitere und komfortablere der beiden Wege".
Am Anfang sah der Weg noch gut aus ...
Das mit dem "vereist" haben wir irgendwie nicht ernst genommen. Warum auch? Die Sonne schien und zunächst war kein Schnee und Eis zu sehen. Der Weg war allerdings sehr schmal (ca. 1 m breit) und ohne jegliche Brüstung (es ging direkt senkrecht, neben dem Weg den kompletten Canyon hinunter!). Der ohnehin holprige Weg wurde zunehmend vereister. Unser Wandertempo reduzierte sich entsprechend und der Adrenalinspiegel stieg. Wir hielten uns möglichst fern vom Abgrund und hangelten uns entlang der Felswand weiter nach unten. Mit großen Augen bestaunten wir einige extrem coole Amerikaner, wie sie sehr nah am Abgrund, lässig, mit Turnschuhen bekleidet an uns vorbei liefen, ausrutschten und dabei noch fröhlich über ihr Missgeschick lachten. Uns rutschte dagegen bei jedem Fast-Absturz der Wanderer das Herz in die Hose. Aber wir waren froh zu sehen, dass es auch noch einige andere gab, die an ihrem Leben hingen und entsprechend vorsichtig vorgingen.
Vereister Bright Angel Trail
Immer am Abgrund entlang
Weit sind wir nicht hinab gestiegen. Irgendwann kam eine wirklich sehr kritische Stelle, an der auch viele andere umkehrten, wie wir nachher erfahren haben. Diese stark vereiste Kurve war sehr schmal und wurde zusätzlich noch durch Schnee, der an der Seite lag verschmälert. Zu allem Überfluss hatte diese Stelle eine starke Neigung Richtung Abgrund. Nachdem wir beide mehr und mehr den Halt verloren hatten und zum Ende hin auf allen Vieren krochen (Markus nicht, aber Magda schon!) und auf den Abgrund zurutschten, haben wir uns spontan entschieden wieder zurück zu gehen.
Dazu muss man aber zunächst einmal unsere verzweifelte Lage kennen:
Magda saß auf dem Hintern im vereisten Schnee und rutschte langsam (sehr grausames Gefühl!) Richtung Abgrund - leichte Panik kam auf! Nirgendwo konnte man sich hier festhalten. Markus rettete sie heroisch, trotz eigener Rutschprobleme aus dem Schlamassel.
Nach diesem Nahtoderlebnis musste erst einmal der Puls runterkommen und Magda beschloss den 04. März ab heute zum zweiten Geburtstag zu ernennen und umarmte ihren Helden! Aus naheliegenden Gründen gibt es übrigens von dieser Rettungsaktion keine Fotos.
Magda hat das ganze mit nur einem nassen Hintern glimpflich überstanden.
Langsam begaben wir uns wieder auf den Weg nach oben.
Panik?
Insgesamt gesehen war es aber ein tolles Erlebnis den Canyon und die schöne Aussicht von "weiter unten" zu bestaunen.
Nach einem kurzen, erholsamen Sonnenbad und einigen Smalltalks mit netten Amerikanern ging es weiter über den Rim Trail. Dieser Weg ist asphaltiert und verläuft im sicheren Abstand zur Kante.
Am heutigen Tage war es sehr stürmisch, aber die Sonne schien herrlich und warm - wir haben sogar einen leichten Sonnenbrand bekommen.
Es war ein sehr schöner und abenteuerlicher Tag.
Blick vom Rim Trail
Medizinischer Zwischenbericht:
Markus' Finger hat sich sehr gut erholt. Er verheilt in dieser Höhenluft erstaunlich gut und schnell - by the way: ein großes Lob und Dankeschön an Dr. Gomez aus Stutensee - er hat einen guten Job gemacht.
Modischer Zwischenbericht:
Markus' Bart ist weitgehend ab.
Hier noch ein paar unserer Feststellungen über die USA:
1. Die Amerikaner scheinen es sehr süß zu mögen. Ob Backwaren oder Getränke, alles ist mind. 2x so süß, wie wir es kennen. Unsere Getränke mischen wir oft mit Wasser (1:1). Aber lecker ist es trotzdem.
2. Nirgendwo haben wir jemals so viele Fastfood- bzw. Restaurantketten gesehen, wie hier. Wir haben bisher 15 gezählt - wir sind uns sicher, dass das noch lange nicht alle sind.
Nachricht an unsere Eltern: verhungern in den USA ist also praktisch ausgeschlossen.
Aufbruch: | 28.02.2009 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 20.03.2009 |