MOSKAU - PEKING 2009

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Roland Bässler

Auf dem Weg in die Mongolei

14. Tag/05.08.2009/Mi Ulan Ude - Ulaanbaatar

Aufstehen um 5:30 Uhr, Frühstück und Transfer zum Bahnhof. Um 6:15 kam das Taxi, Rada begleitete mich noch bis in den Zug. Organisatorisch läuft alles zu "100%".

Der Zug stand bereits im Bahnhof, es ist der Zug mit der Nummer 362 im Verkehr zwischen Irkutsk und Ulan Bator (Mongolei), ab Ulan Ude auf dem Abschnitt der Transmongolischen Eisenbahn.

Ich habe im Wagen 10 das Abteil Nr.8, Liegeplatz Nr. 29 (Platz links unten) bezogen. Es ist ein Wagon neueren Baujahres, sauber und modern (mit TV-Flatscreen, individueller Leselampe und Audioanschluss, elektronischer Türverriegelung und einem Spiegel über die ganze Innentür). Die Abfahrt erfolgte pünktlich um 6:55 Uhr nach Ulaanbaatar.

Ich bin mit einer Familie aus Frankreich im 4er-Abteil, Der Herr spricht gebrochen Deutsch, seine Frau und deren Sohn Englich. Somit passt die Kommunikation. Am liebsten wäre ich jedoch mit einheimischer Bevölkerung (Russen oder Mongolen zusammen in einem Abteil.)

Der Zug verlässt Ulan Ude bei Sonnenschein, zuerst noch kurz Richtung Osten, zweigt dann von der Hauptroute südwärts in die Mongolei ab. Diese Streck ist nicht elektrifiziert, wird mit einer Diesellok gefahren. Die Bahnstrecke verläuft an vielen Ortschaften vorbei, der Zug hält anfangs in fast jedem Dorf. Hier, etwas außerhalb von Ulan Ude trifft man wieder die typische sibirische Holzhausarchitektur (kleine Holzhäuser mit bunten Fensterläden) an. Der Zug schlängelt sich in Kurven entlang eines Flusses (Selenga) dahin, im Hintergrund die Landschaft mit sanft gerundeten Berghügeln und Wiesengebiet. Die Bahn folgt dabei dem Tal der wilden Selenga. Die Landschaft ist schön und die nächsten 200 km recht abwechslungsreich: Ehemalige Kolchosen sieht man eingestreut in den Steppenweiden, Herden von Pferden und Rindern, betreut von Halbnomaden. Was im Reiseführer steht und man nich zu sehen bekommt: Die russische Armee hat hier große Militärlager und Stützpunkte der russischen Luftwache eingerichtet.

Dieser Zug ist etwas langsamer unterwegs, da er oft anhält. Dies drückt sich auch in der Zugnummer aus: Je höher die Zugnummer, umso langsamer st der Zug unterwegs, d.h. umso häufiger hält er an. Manchmal ist die Strecke eingleisig, dann gilt es den Gegenzug abzuwarten. Für mich ist dieser Zug die beste Wahl, da ich zur Morgenzeit in Ulan Bator ankommen werde und nicht zur Nachtzeit.

Mein Platz am Fenster mit Blick durch saubere (gereinigte !) Fensterscheiben hinaus in die Natur ist herrlich. Noch dazu ist mein Sitzplatz westlich (bei Fahrtrichtung Süden), damit habe ich eine optimale Sonnneneinstrahlung. Eine Bahnfahrt ist im Vergleich zur gestrig Busfahrt ein Komfort. Ich hole mir bei der Schaffnerin ein Teeglas (mit typischer Transsib-Messingfassung) und heißes Wasser vom Samowar. Es ist 3:40 Uhr nach Moskauer Zeit. Dies zeigt die Borduhr an. Alle Zeitangaben in russischen Bahnhöfen und Zügen erfolgen nach der Moskauer Zeit (MOZ), tatsächlich ist es jetzt 8:45 Uhr und der Zug hält wieder in einem kleinen Dorf. Im Vergleich zum Streckenabschnitt Moskau-Irkutsk ist der transmongolische Abschnitt abwechslungsreicher. Der kleine Arbeits- und Speisetisch im Abteil macht den Aufenthalt sehr angenehm.

INFO: Nachdem die staatlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der VR China nach 1949 mit dem gemeinsamen Ziel "Kommunismus" eine neue Qualität erlangt hatten, wurde im darauffolgenden Jahr der Bau einer neuen 1.000 km kürzeren Eisenbahnverbindung zwischen Peking und Russland beschlossen. Die der alten Teestrasse folgende Streckenführung ab dem südlich des Baikalsees gelegenen Ulan-Ude durch Moskaus Satellitenstaat Mongolei über Datong nach Peking gab der Strecke auch den Namen Transmongolische Bahn.

Die Streckenabschnitte:
Ulan Ude: km 5.647 von Moskau
Nauschki: Russischer Grenzort, 5.902 km von Moskau entfernt
Suchbaatar: Mongolischer Grenzort, 5925 km von Moskau, 23 km von der russisch-mongolischen Grenze (r-mG) (Vor einigen Jahren ha die Mongolei damit begonnen, die Bahnkilometer von der r-m Grenze weg auszuweisen, nicht mehr wie früher, von Moskau weg!)
Darchan: 122 km von r-mG
Ulan Bator: 403 km von r-mG

In diesem Zug, bzw. in meinem Waggon Nr. 10, der einzige Waggon mit chinesischer Aufschrift und dunkelroter Farbe, habe ich bis jetzt mehrere Reisende aus Deutschland, aus Norwegen, Tschechei, Polen und eine große Reisegruppe aus Frankreich kennengelernt. Keine Russen wie dies auf der Fahrt bis Irkutsk der Fall war. Ein Mongole ist vor dem Grenzübergang mit viel Gepäck eingestiegen und nach der Grenze stieg er gleich wieder aus /ein lustiger Typ - ein Schwarzhändler, der Reitstiefel in Russland erstanden hat.

Grenze Russland - Mongolei.

Nach 255 km wird der russische Grenzort Nauski, nach etwa 6 Stunden Bahnfahrt, um etwa 13 Uhr erreicht.

Die russische Grenzabfertigung:

Eine Stunde vor der Ankunft wurden von der Schaffnerin die Zoll- und Personalpapiere zum Ausfüllen ausgeteilt. Es galt zweimal ein beidseitig bedruckte Ausreiseformular für Russland und ein Personalblatt sowie eine Zollerklärung für die Mongolei auszufüllen. Die Schaffnerin kam dann noch in jedes Abteil und kontrollierte die Vollständigkeit der ausgefüllten Formulare.

In Nauski angekommen, galt es auszusteigen. Die Schaffnerin sagte, dass in 3 Stunden wieder alle beim Zug sein sollen. Warum das Ganze weiß ich nicht. dann folgen erst die die Pass- und Zollkontrollen auf beiden Seiten der Grenze. In meinem Reiseführer steht, dass der Grenzübertritt in Summe zwischen 7 und 11 Stunden dauern kann. Wir werden sehen, ich glaube, dies könnte ein Druckfehler sein.

Zuerst habe mir einmal ein Mittagessen besorgt. Da es weder eine Bahnhofsrestaurant noch sonstige Buden am Bahnhof gibt, bin ich zu den am Vorplatz stehenden Verkaufsständen gegangen. Eine Frau hat Gurken und Tomaten verkauft, eine andere Topfen und Milch, und die Dritte einen mit Kraut gefüllten Krapfen. Von überall habe ich mir etwas gekauft und verzehrt, Ich habe mir dann das Dorf etwas angesehen. Gleich ein Stückchen rechts vom Bahnhof gibt es eine Greißlerei. Dort hab` ich mich mit Yoghurt und russischer Schokolade eingedeckt. Beim Weitergehen kam mir eine sehr rüstige ältere Dame (so etwa 75 Jahre oder älter) aus Frankreich entgegen, und fragte mich, ob sie mit mir in das Dorf gehen kann, da es für sie etwas unheimlich sei. Sie fährt auch in dem Zug mit einer Reisegruppe aus Paris. Nach einer Runde ging sie zum Bahnhof und ich bestieg einen Aussichtsberg. Von dort hatte ich einen sehr guten Überblick auf die Region. Es gäbe noch eine Brücke über den Fluss anzuschauen, doch diese befindet sich auf der anderen Seite der Bahngeleise, und diese sind mit Lastzügen verstellt. Es hat in der Zwischenzeit etwas zu
So habe ich halt im Warteraum nun in der Kürze diese Zeilen elektronisch verfasst.
Jetzt ist es bald 16 Uhr und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Um 16 Uhr durften wir in den Waggon einsteigen, insgesamt waren es zwei Waggone, die über die Grenze abzufertigen waren. Warum sich drei Stunden lang nichts getan hat, weiß niemand - sinnloses Warten. Um 16:15 Uhr begann die Grenzkontrolle in mehreren Aktionen. Alle mussten im Waggon sein, die Türen wurden versperrt. Vor dem Waggon patrouillierte ein Wacheorgan. Zuerst eine Vorkontrolle, dann eine sehr genaue Passkontrolle mit Gesichtsidentifikation und Einsammeln der Reisepässe. Um 17 Uhr war diese Prozedur zu Ende. Für eine Stunde war Aussteigen erlaubt. Um 18 Uhr mussten sich wieder alle im Waggon einfinden. Acht Sicherheitskräfte sind in den Waggon eingetreten, und haben diesen hinter sich wieder verschlossen. Jetzt startete eine Gruppe mit der Zollkontrolle, eine zweite Gruppe kontrollierte das Gepäck, ein Beamter durchsuchte alle Nischen des Abteil (da mussten wir alle aus dem Abteil hinaus, schließlich wurden die Pässe ausgehändigt. Dies hat eine Stunde gedauert, es war in der Zwischenzeit 19 Uhr. Im Zug blieben während des gesamten Aufenthaltes die Toiletten verschlossen, Aussteigen war auch nicht möglich!

Kurz nach 19 Uhr fuhr der Zug endlich zum Grenzübergang. Die Grenzabfertigung hat somit bei der Ausreise aus Russland sieben Stunden gedauert.

Die mongolische Grenzabfertigung:

Der Zug rollte 10 Minuten lang, bis wir in eine Zone einfuhren, die mit doppelten Stacheldrahtzäunen umgeben war. Dort stoppte dieser. Junge Grenzbeamte liefen an das Zugende und begannen von hinten die Waggone von außen und unten zu durchsuchen. Mich erinnerte diese Situation an Berlin-Friedrichstrasse, als zu DDR-Zeiten die Wachebeamten die S-Bahnen mit Suchhunden von außen (i. B. von unten durchsuchten).
Dann verlies der Zug die Stacheldrahtzone (offizielle Grenze) und fuhr 21 km bis zum mongolischen Grenzort Sükhbaatar

Um 19:30 Uhr begann die mongolische Grenzkontrolle. Sechs Kontrollorgane kamen in den Waggon, die Türen wurden versperrt. Die Beamten legten Wert darauf, dass alle in ihren Abteilen blieben. Mit Zurechtweisungen waren sie schnell bei der Sache.
Es begann mit der Passkontrolle und wieder genauste Gesichtskontrolle , die Kontrolle der Gültigkeit des Visums und Einsammeln der Reisepässe, Zollkontrolle, Gepäcks- und Abteilkontrolle, eher mit forschem Ton! Dann verschwanden die Beamten und wir mussten im Zug unter Aufsicht (außen und innen), wieder bei verschlossenen Toiletten bis 21 Uhr auf die Rückgabe der Reisepässe warten. Draußen schien die Sonne, die Klimaanlage arbeitete bei Stillstand des Zuges nicht. Dann durften wir aussteigen, nach 1 ½ Stunden Einsperrung im Zug. Bis 22 Uhr konnten wir uns dann im Freien am Bahnhofsgelände aufhalten, die Sonne war gerade beim Untergehen.
Um 22 Uhr fuhr der Zug nach Ulan Bator ab. Die mongolischen Grenzformalitäten haben somit etwa drei Stunden gedauert.
Reist man also mit der Bahn von Russland in die Mongolei, dann hat man mit 10 Stunden Grenzabfertigung, teilweise in über mehrere Stunden versperrten Wagonen, bei in unserer Gesellschaft nicht vorstellbaren Bedingungen, zu rechnen.

In der Mongolei wurden die Uhren um eine Stunde zurück gestellt, die Zeitdifferenz zur MEZ beträgt nunmehr 6 Stunden. Der Zug fuhr somit um 21 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ) ab.

Ich werde meine Schlafstätte herrichten, die Akkus vom Fotoapparat u. Netbook aufladen und freue mich schon auf den morgigen Tag. Gute Nacht!

© Roland Bässler, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit der Transsibirischen Eisenbahn geht es zuerst von Moskau (RUSSLAND) nach Irkutsk (Sibirien), dann mit Bahn, Schiff und Bus eine Woche "rund" um und auf dem Baikalsee, bis nach Ulan Ude. Die Reise führt weiter mit der Transmongolischen Eisenbahn durch die Wüste Gobi bis Ulan Bator (MONGOLEI) und dann nach Peking (Beijing)(CHINA). Ein Abstecher nach Nordchina, nach Harbin und Yabuli, wird geplant.
Details:
Aufbruch: Juli 2009
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: August 2009
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Der Autor
 
Roland Bässler berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.