MOSKAU - PEKING 2009
Von Moskau nach Irkutsk: Geschichte und Bahnabschnitte
Geschichte:
Mit dem Bau der Transsib wurde im Jahr 1891 in Wladiwostok begonnen. Ein Jahr später begann der Bau von Westen her in der Nähe von Jekaterinenburg. 1900 war die Strecke bis zum Baikalsee gebaut und auch im Westen war man schon ein Jahr zuvor bis nach Chaborowsk gekommen. Der letzte Abschnitt der Transsib wurde 1916 fertiggestellt. Die Transsib wurde von etwa 90.000 Arbeitskräften (Soldaten, Sträflinge, Bauern) bei extrem harten Bedingungen erbaut. Heute ist die Transsib zweispurig ausgebaut und voll elektrifiziert.
Schon im alten Rom gab es die Redewendung: "Der Weg ist das Leben". Dieses Wort passt auch auf die längste Eisenbahn Russlands - die Transsibirische Eisenbahn, die sich mit einer Länge von 9288 km zwischen Moskau und dem am Pazifik gelegenen Wladiwostok erstreckt. Der Bau begann im Mai 1891 in der Nähe von Wladiwostok. Die Bauarbeiten (1891 - 1901) sind eine Heldentat des russischen Volkes: innerhalb von 10 Jahren errichtete man mehr als 7000 km Eisenbahnanlagen - bei keiner anderen Eisenbahn geschah derlei in solchem Tempo. Und das trotz all der Bergrücken, Moore und Schluchten, trotz Frostboden, undurchdringlicher Taiga und gewaltigen sibirischen Flüssen, die es zu überwinden galt. Alles geschah mit einfachsten Mitteln: Spitzhacke und Schaufel. Geschick und Ausdauer der russischen Ingenieure und Arbeiter brachten das Wunder dieses Eisenbahnbaus zustande. Es waren bis zu 60.000 Arbeiter im Einsatz und trieben die Strecke von beiden Seiten voran. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Opfer, die der Bau gefordert hat. Die Gesamtstrecke wurde 1916 fertiggestellt und am 25. Dezember 2002 war die gesamte Strecke elektrifiziert, ein Ausbau der 74 Jahre gedauert hat.
Nach Fertigstellung der Eisenbahn, deren Gesamtstrecke 9288,2 km misst, schrieb die Pariser Zeitung "La France": "Nach der Entdeckung Amerikas und dem Bau des Suezkanals kennt die Geschichte kein anderes Ereignis, das so große direkte und indirekte Konsequenzen hätte wie der Bau der transsibirischen Eisenbahn".
Die Route der Transsib reicht vom Moskauer Jaroslaw-Bahnhof nach Wladiwostok. Diese Strecke umfasst zwei Kontinente, 16 große Flüsse, sechs Föderationsstaaten und fast 100 Städte. Bis heute sind die Brücken über die Flüsse Amur, Jennisej und Ob einzigartig - sie sind die größten des Kontinents. Insgesamt hat die Strecke 485 Brücken.
Die neue Magistrale hat Russland verändert. Die Anbindung an die Eisenbahn bewirkte einen Aufschwung der Wirtschaft in Sibirien und Fernost, und massive Zuwanderung in diese Regionen. Städte, die an der Eisenbahn lagen, wuchsen, wurden schöner und große Industriestädte: Novosibirsk, Krasnojarsk, Irkutsk, Habarovsk und Wladiwostok.
Die Transsibirische Eisenbahn ist die Hauptachse des russischen Eisenbahnnetzes und das Verbindungsglied des asiatischen und des europäischen Bahnnetzes. Sie ist die meist befahrene Bahnstrecke der Welt, da ein Großteil des Erdöls über sie transportiert wird.
Der Beginn:
Die ersten Pläne für den Bau einer durch Sibirien verlaufenden Eisenbahn tauchten um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf. Zu dieser Zeit schlugen die Amerikaner den Bau einer Zugverbindung zwischen den Flüssen Jenissej und Amur vor, die Sibirien den amerikanischen Handel öffnen sollte. Unterstützung fanden die Amerikaner v.a. bei dem Irkutsker Generalgouverneur. Erfolg stellte sich jedoch erst mit der Thronbesteigung von Aleksander III. im Jahre 1881 ein. So machten sich im Jahre 1887 drei große Expeditionen auf den Weg, um zu überprüfen, ob die angedachten Möglichkeiten der Trassenführung überhaupt zu bewerkstelligen waren. Bezüglich des Baus der Transsib gab der Staat das Zepter nicht aus der Hand. Der Bau wurde staatlich koordiniert und finanziert - obwohl es nicht an privaten Geldgebern mangelte. Letztendlich ist es auch dem damaligen Finanzminister Sergej Witte zu verdanken, dass im Dezember 1892 in St. Petersburg unter dem Vorsitz des späteren Zaren Nikolaj II. das Komitee der Sibirischen Eisenbahn gegründet wurde. Dieses Komitee koordinierte parallel zum Bahnbau die weitere Erschließung Sibiriens.
Mit dem Bau der großen sibirischen Bahnlinie wurden mehrere Ziele verfolgt: Es galt, den strategisch wichtigen Fernen Osten in das Reich zu integrieren, einen besseren Zugriff auf Sibiriens Rohstoffreichtum zu ermöglichen, neue Freiräume für die expandierende russische Industrie zu schaffen, eine stärkere Partizipierung am Welthandel zu erreichen und die Umsiedlung großer Menschenmassen einzurichten.
Die einzelnen Bahnabschnitte der Transsib:
Die Transsib wurde in mehreren Etappen und an mehreren Orten des Landes gleichzeitig gebaut. Die einzelnen Bauabschnitte gaben später den Eisenbahnverwaltungen ihre Namen, die bis heute noch gültig sind. Somit entstanden die Westsibirische-, die Mittelsibirische-, die Baikal-, die Transbaikal-, die Amur- und die Ussuri-Bahn.
Die Westsibirienstrecke
Am 19. Juni 1892 begann man in Cheljabinsk mit dem Bau der Westsibirienstrecke, die über Kurgan, Petropavlovsk, Omsk, Kansk zur Bahnstation Ob führt. Hier begann man 1893 eine Siedlung zu erbauen - die heutige Millionenstadt Novosibirsk. Da in Westsibirien viele große Ströme fließen (Ischim, Irtysch, Tobol und Ob), gab es beim Bau der Strecke im Frühjahr arge Probleme mit Hochwasser. Parallel zum Baubeginn suchte man entlang des linken Ob-Ufers nach einem geeigneten Platz, der sich zur Errichtung einer Brücke über den gewaltigen Strom eignete.
Noch heute steht die auf Steinpfeilern errichtete Stahlbrücke. Die Streckenführung durch die Steppe des westsibirischen Tieflands stellte im Vergleich zu den darauffolgenden Abschnitten im Osten kein großes Problem dar. Jedoch gab es beachtliche logistische Schwierigkeiten beim Heranschaffen der benötigten Baumaterialien aus dem europäischen Teil Russlands.
Im Oktober 1896 wurde die Westsibirienstrecke vollständig in Betrieb genommen. Die Westsibirienstrecke erreicht eine Länge von 1415 Kilometer und eine Höchstgeschwindigkeit von 34 km/h, die von den fehlenden Steigungen herrührt.
Die Mittelsibirienstrecke
Die sich von Novosibirsk anschließende Mittelsibirienstrecke führte über Krasnojarsk bis nach Irkutsk an den Baikalsee. Der Bau dieser Strecke dauerte sechs Jahre (1893-1899). Ein Viertel dieser Bahnstrecke lag in einem bergigen Gelände. Als man bis zur Taiga vorgedrungen war, waren umfangreiche Rodungen erforderlich, bei denen auch Sträflinge eingesetzt wurden.
Über 800 Brücken wurden errichtet, von denen 21 aus Eisen waren. Die wohl schönste Eisenbahnbrücke führt bei Krasnojarsk über den Jenissej. Sie ist 950 m lang und wurde vom Brückenbauer Prof. Proskurjakov entwickelt. Die einzigartige Metallkonstruktion wurde auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Die aus zwei getrennten Teilabschnitten bestehende Bahnstrecke lief in Krasnojarsk zusammen. Bei den ersten Zugverbindungen wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 km/h erreicht.
Die Baikalstrecke
Die Baikalstrecke ist wohl der landschaftlich schönste Abschnitt der Transsib, wenn auch der ingenieurtechnisch anspruchvollste und kostspieligste. Man hatte sich schon etwas dabei gedacht, als man die Überquerung des Baikalsees mit Fähren favorisierte. Hierfür wurden bereits im Jahre 1893 bei der Werft Armstrong & Co in Glasgow zwei Fährschiffe bestellt, die 1900 fertiggestellt waren. Bereits fertig in Schottland stehend, wurden die beiden Schiffe wieder demontiert und versandfertig gemacht. In Kisten verpackt, wurden die beiden Schiffe schließlich nach Sibirien geschickt und in Listvjanka, bei Irkutsk, erneut zusammengebaut.
Das größere der beiden Schiffe, die "Baikal", hatte eine Länge von 88 m, eine Breite von 18 m und eine Höhe von 8,7 m. Sie fasste 25 Eisenbahnwagons, 200 Passagiere und 750 Tonnen Nutzlast. Leider existiert die "Baikal" heute nicht mehr. Dafür kann man ihre kleine Schwester, die "Angara", heute noch in Irkutsk besichtigen.
Die Fährschiffe fuhren ganze neun Monate im Jahr über den eisfreien Baikalsee. In den verbleibenden drei Monaten griff man auf spezielle Schlitten zurück, um die Wagons über das meterdicke Eis zu transportieren. Während des Russisch-Japanischen Krieges wurden sogar auf dem Eis Gleise verlegt, damit die Versorgung des Ostens beschleunigt werden konnte.
Trotz dieser verwegenen Tat blieb der Baikalsee mit seiner Fährverbindung ein Risiko auf dem Weg nach Osten. Nachdem Russland den Krieg verlor, wollte man diese offensichtliche Schwachstelle beseitigen. Somit fing man 1902 an, dem Schienenstrang eine Trasse in die Felsen des Baikalufers zu sprengen. Für einen Kilometer Bahnstrecke wurde etwa ein Waggon Sprengstoff verbraucht. Aufgrund der zugespitzten Lage im Fernen Osten und des Russisch-Japanischen Krieges wurden die Bauarbeiten sehr schnell in nur zwei Jahren und vier Monaten fertig gestellt. Die Gesamtlänge der Baikalstrecke beträgt 84 km.
Die Transbaikalstrecke
Mit dem Bau der Transbaikal-Bahn am Ostufer des Baikalsees begann man 1895. Geplant war die Strecke bis Sretensk, wo man dann auf Flussschiffe umstieg, welche auf dem Amur bis nach Chabarovsk schipperten. Erst mit der Eröffnung der Amur-Bahn entstand eine durchgehende Bahnverbindung. Umfangreiche Sprengarbeiten, hohe Steigungen, enge Kurven und Erdrutsche und Überschwemmungen erschwerten den Bau und somit das Vorankommen. Auch standen aufgrund der dünnen Besiedlung nicht genügend Arbeitskräfte zur Verfügung.
Deshalb griff man neben Sträflingen auch auf chinesische Arbeiter zurück.
Mitte des Jahres 1900 war es dann endlich vollbracht. Die Transbaikal-Bahn konnte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19 km/h ihren Weg fortsetzen.
Die Amurstrecke
Die Amur-Bahn sollte Transbaikalien und Chabarovsk miteinander verbinden, wobei die Erschließung ein großes Problem darstellte. Südliche Ausläufer des Dauerfrostbodens, ausgesprochen harte Fröste, viele zu überwindende Flüsse, die im Frühjahr weite Gebiete überschwemmten und erhebliche Logistikprobleme machten den Bau der Amurstrecke zu einem schwierigen Unterfangen.
Letztendlich entschied man sich für eine veränderte Trassenführung über die zu China gehörende Mandschurei. Es war eine Streckeneinsparung von bis zu 700 km möglich und die zu leistenden ingenieurtechnischen Arbeiten hielten sich auch in vertretbaren Grenzen.
Doch aufgrund Russlands verheerender Niederlage im Krieg gegen Japan hatte man Sorge, dass im Falle einer japanischen Annexion der Mandschurei Russlands Gebiete im Fernen Osten vom Rest des Reiches abgeschnitten wären - samt der durch die Mandschurei führenden Transsib. Also begannen die Arbeiten am Amur im Jahre 1908 erneut. Im Frühjahr 1916 war das Jahrhundertprojekt mit der Einweihung der Amur-Brücke vor Chabarovsk vollendet.
Eine Erschließung Sibiriens wäre ohne die Transsib nicht so schnell möglich gewesen. Die Transsib beförderte die reiche Ausbeute aus den Erzbergwerken in den Westen und an ihrer Strecke entstanden Millionenstädte wie das heutige Novosibirsk. Über 90.000 Arbeiter leisteten Großartiges unter teils sehr widrigen Bedingungen.
Trotzdem soll erwähnt werden, dass ihr Bau zahlreiche Opfer forderte: Viele Arbeiter starben an Seuchen. Strafgefangene mussten bis zur Erschöpfung arbeiten.
Als Transmongolische Eisenbahn bezeichnet man die quer durch die Mongolei führende Bahnlinie von Ulan-Ude an der Transsibirischen Eisenbahn über Nauschki (Russland) und Ulaanbaatar nach Jining (VR China).
Andere wichtige Bahnhöfe sind Süchbaatar, Darchan, Tschoir, Sainschand, Zamyn-Üüd und Eren Hot/Erlian (Grenz- und Spurwechselbahnhof in China) und weiter durch die Innere Mongolei nach Jining und Peking. Die Bahnlinie wurde von 1949 bis 1961 errichtet. In der Mongolei ist sie meistens eingleisig, in China zweigleisig. Die Spurweite beträgt von Nauschki bis Ereen 1524 mm, ab Ereen bis Jining 1435 mm. Wichtige Stichbahnen führen nach Erdenet und Bajan-Nuur. Der chinesische Abschnitt wurde nach 1965 auf Normalspur umgebaut und verlor somit seine Bedeutung für den Transitverkehr. Die Transmongolische Eisenbahn ist die kürzeste Verbindung von Moskau nach Peking. Die Transsibirische Eisenbahn, mit der sie oft verwechselt wird, verläuft nicht durch die Mongolei, sondern von Ulan-Ude weiter nach Wladiwostok.
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Transmongolische_Eisenbahn)
Die Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn ist ein Abenteuer. Bereits die westlichen Großstädte Sankt Petersburg und Moskau erscheinen etwas fremd, doch das was danach kommt steht in keinem Vergleich dazu. Je weiter man nach Osten kommt, desto größer scheint die Armut und die Städte werden immer kärglicher. Und auch das Aussehen der Menschen ändert sich langsam zum asiatischen Erscheinungsbild. Und dann gelangt man in die architektonische Hochkultur China.
Am meisten Leute lernt man im Zug kennen. Vor allem für Individualreisende ist die Chance sehr hoch, dass man mit Einheimischen im Abteil ist. Die offene und herzliche Art dieser Menschen ist eine herrliche Erfahrung die man bei einer Transsib-Reise machen kann.
Aufbruch: | Juli 2009 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 2009 |
Mongolei
China