Mongoleireise 2009

Reisezeit: Juni / Juli 2009  |  von Manfred Haas

Nord- und Mittelmongolei: Naadam

Am Morgen nach dem Frühstück, das wir im Essensraum der Belegschaft einnahmen, fuhren wir, d.h. der Fahrer, Erka und wir, nach Ulan Bator. Es war Samstag der 11.07.2009 und heute war die Eröffnungsfeier zum großen Naadam-Fest. Die ersten 15km lief alles gut. Dann nahm der Verkehr rapide zu. Mit jedem Kilometer den wir der Stadt näher kamen, waren 100 Autos mehr um uns herum. Schließlich war die Wahl: Eine verbotene, sehr schlechte Straße eigentlich mehr ein Weg, oder die offizielle Straße und die war total verstopft. Der Fahrer entschied sich für den verbotenen Pfad. Niemand kontrollierte uns. Es ging alles gut bis wir in die Nähe des Stadions kamen. Menschen, Menschen; Menschen, aller Nationen und Rassen und alle strömten dem Stadion zu. Vor dem Stadion die Schwarzmarkthändler. Sie versuchten ihre letzten Karten zur Eröffnung loszuwerden. Erka hatte unsere Karten schon Wochen vorher geordert. Er fand nicht gleich den richtigen Eingang und so kämpften wir uns durch die Massen. Irgendwann und irgendwie fand er das richtige Tor. Die Menschen lärmten um uns, am Himmel zog sich immer wieder bedrohliches zusammen, aber es hielt. Wir gingen durch den Eingang und suchten unsere Plätze. Erka hatte natürlich wieder überdachte Plätze gebucht. Viel Zeit hatten wir nicht mehr. Kaum waren wir auf unseren Rängen, ging das Spektakel auch schon los. Typisch mongolische Reiter in ihren prächtigen alten Uniformen, stürmten herein. Ehemalige, hoch dekorierte Ringer wurden in Nobelkarossen durch die Arena chauffiert. Olympioniken und verdiente Sportler, Frauen in alten, farbenfrohen Trachten, ein Blasorchester, Mädchen mit bunten Bändern und viele andere füllten das Stadion aus. Dann kam der Präsident und unter frenetischem Beifall eröffnete er die Wettkämpfe. Es war schon ein erhebendes Gefühl dabei zu sein und dies erleben zu dürfen. Tänze wurden gezeigt und wilde Reiterakrobatik, Kehlkopfgesänge und die Adlertänze der Ringer. Die Kleidung der Ringer hat eine Besonderheit. Sie ist am Rücken geschlossen. Die (langen) Ärmel sind fest mit dem Rückenteil verbunden. Die Brust und der Bauchbereich sind vollkommen frei. Das gibt dem Trikot eine etwas eigenartige Note. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass Ende des 19ten Jahrhunderts sich eine Frau unter die Ringer gemogelt hatte. Damit sich so etwas nicht mehr wiederholen konnte, wurde die Kleiderregel geändert und ist so bis jetzt geblieben.

Zu Beginn der Ringervorausscheidungen verließen wir das Stadion und gingen zu den Bogenschützen. Was heißt hier gingen? Wir kämpften uns durch, stets darauf bedacht, uns gegenseitig im Auge zu behalten. Sprachfetzen aus aller Herren Länder waren um uns herum. Nicht selten hörte man auch heimische Worte. Auch hier bei den Pfeilakrobaten hatten wir dank Erka einen Superplatz gefunden. Kaum angekommen, war der Präsident auch wieder da und das in unmittelbarer Nachbarschaft von uns. Er, einige Minister und sein Sicherheitsstab ließen sich direkt in der Loge neben uns nieder. Unser Freund Erka war ganz aufgeregt, da der Präsident auch sein Patient ist und er erst wenige Tage zuvor bei ihm im EMJJ war. Geschossen wurde über eine Distanz von 75m. Treffer wurden durch Armheben am Ziel angezeigt. Fehlschüsse wurden nicht gewürdigt. Nach einer halben Stunde juckte es offensichtlich den Präsidenten und er lies es sich nicht nehmen, auch 5 Pfeile abzuschießen. Da er keiner der Favoriten war, traf auch erst sein 5ter Pfeil ins Schwarze bzw. ins Ziel. Sofort bebte das Stadion. Dieser Präsident scheint beliebt zu sein.
Am Nachmittag fuhren wir mit dem Jeep außerhalb der Stadt zu den Vorläufen der Reiterwettbewerbe. Der Weg dorthin war wieder äußerst beschwerlich auf Grund großer Menschenansammlungen und den damit verbundenen Fahrzeugen. Endlich angekommen, waren bereits tausende Zuschauer am Ort des Geschehens verteilt. Die Pferde sind in Altersgruppen gestaffelt und entsprechend ist auch die Streckenlänge. Der Schwanz der Tiere und die Halsmähne werden geflochten, gebunden und geschmückt. Transportiert auf einem Pick UP quer zur Fahrtrichtung, ertragen sie mit stoischer Ruhe die Mühen der Fahrt. Die Jockeys sind Knaben oder auch Mädchen im Alter von 5 bis 12 Jahren. Leider sahen wir auch mehrere Pferde, die vor Erschöpfung zusammenbrachen und starben. Das Gelände zur Reitpiste war weitläufig abgesperrt, sodass ein Abstand von mind. 150 bis 200m zu den Reitern gewährleistet war und das Rennen so nicht gestört werden konnte. Die verendeten Pferde wurden mit Frontlader und LKW abgeholt. Ein unschöner Anblick. Das Wetter war die ganze Zeit über mal so und mal so, geregnet hat es aber nicht. Die Rückfahrt gestaltete sich wie die Rush Hour von LA. PKW's, Jeep's, Pick Up's und Menschen überall. Zwischendurch Reiter die sich ihren Weg rel. rücksichtslos bahnten. Unser Fahrer schien aber irgendwie zu riechen, wo noch ein Loch war und fand dieses auch.

Im Stadion von UB

Im Stadion von UB

© Manfred Haas, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ulan Bator, Karakorum, Khovsguul-See, Przewalski Pferde, Hustai National Park, Naadam, Orchon
Details:
Aufbruch: 29.06.2009
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 15.07.2009
Reiseziele: Mongolei
Der Autor
 
Manfred Haas berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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