Mongoleireise 2009
Nord- und Mittelmongolei: Allgemeines
Damals konnte man noch tagelang mit dem Jeep durch die Wüste fahren, ohne auch nur einer oder kaum einer Person zu begegnen. Die Fahrtrasse war Steppe pur und nur manchmal zeigten immer wieder verwendete Rinnen, dass hier doch ab und wann mal ein Auto fuhr. Inzwischen hat sich hier viel geändert. Das Land ist durchzogen von eingefahrenen Spuren. Man muss natürlich auch der einheimischen Bevölkerung die Chance auf ein komfortableres Leben geben. Jedenfalls führen inzwischen geteerte Straßen weit in die Steppe. Karakorum die alte Hauptstadt, ist inzwischen beinahe vollständig über befestigte Wege erreichbar. Vor der Stadtmauer stand früher unser Jeep einsam und alleine. Jetzt säumen 30, 40 oder mehr Fahrzeuge die Mauer und gegenüberliegend ebenso viele Buden der Händler. Ein Besuch dieser historischen Stätte erinnert an die Begebenheiten im biblischen Tempel von Jerusalem.
Aber das alles ist noch lange kein Grund, der Mongolei den Rücken zu kehren. Der Newcomer wird ein, in seinen Augen, menschenleeres Terrain finden. In einer klaren Nacht kann man - nein, es geht gar nicht anders - sieht man die Milchstraße. Niemand muss dem Bestauner zeigen was die Milchstraße ist, man sieht sie einfach in all ihrer Pracht und mächtigen Dimension. Die Luft in der Wüste ist von einer Klarheit wie ich es von Afrika, Amerika oder Australien nicht kenne. Ich spreche hier abwechselnd von Steppe und Wüste und das ist auch so. Die Landschaft der Mongolei hat viele Gesichter. Am häufigsten ist die Steppe oder Taiga anzutreffen an die sich oft eine Steinwüste anschließt. Aber auch Sanddünen, ähnlich denen in Sossusvlei/Namibia, gibt es. Das Geschwirre von Miriaden von Heuschrecken beherrscht die Stille der Wüste. Kein Vogel zwitschert nur Ruhe, absolute Ruhe. Viele Säugetiere gibt es nicht. Ein paar Erdhörnchen, Murmeltiere und Antilopen verlieren sich in der Weite des Landes. Die halbwilden Pferde, Kamele, Schafe und Ziegen gehören den Nomaden. Wunderschöne Blumen gedeihen in der kurzen Wachstumszeit, ja sogar Enzian und Edelweiß. Man wird daran erinnert, dass man sich in Höhen über 1500m bewegt.
Die Mongolei ist ca. viereinhalb mal so groß wie Deutschland, hat aber nur ca. 2,5 Millionen Einwohner. Ulan Bator ist dabei die einzige Großstadt mit gut einer Million Einwohnern. Der restliche Bevölkerungsanteil verteilt sich auf das riesige Land. Daraus resultiert auch die Menschenleere. Kleinere Städte gibt es, wenn auch nicht viele. Es ist ein Land der Extreme. Im Sommer Temperaturen von mehr als +40 Grad Celsius, im Winter das Gleiche, allerdings mit negativem Vorzeichen. Auf Grund der geographischen Lage - die Mongolei hat keine Verbindung zu einem Meer - ist die Luft extrem trocken. Menschen die etwas anfällig sind, bekommen unter Umständen schon am zweiten oder dritten Tag einen so trockenen Hals, dass nur noch ein heißeres Krächzen herauskommt. Viel trinken ist daher angesagt, was einen ständigen Wasservorrat (auch in der Stadt) unabdingbar macht. Die Mongol(inn)en verwenden dazu allerdings vorzugsweise ihren Whodka, entgegegen russischer Tradition nicht von Kartoffeln, sondern von Weizen gebrannt. Die Niederschläge sind rel. gering, auch im Winter. Es gibt daher verhältnismäßig wenig Schnee, nur die Kälte ist extrem. Da ein Großteil der Menschen in den Städten, nach russischem Vorbild, von einer zentralen Heizung versorgt werden, gibt es auf Grund veralteter Technik, im Winter oft große Probleme. Zimmertemperaturen von nur +12° Celsius sind keine Seltenheit. Auch die Warmwasserversorgung erfolgt in der Regel zentral, mit den gleichen Schwierigkeiten. Selbst im Sommer konnten wir das erleben, als wir nach tagelangem Wüstentrip - ohne jede Waschgelegenheit versteht sich - zurück ins Hotel kamen und uns auf einen Strahl warmen Wassers freuten, kam in ganz Ulan Bator nur eiskaltes Wasser aus den Duschen. Inzwischen hat das Hotel reagiert und in jedes Zimmer einen elektrischen Durchlauferhitzer installiert.
Die Landbevölkerung ist großteils sehr arm und dabei aber extrem gastfreundlich. Selbst in der Hauptstadt leben viele Menschen im Untergrund und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie wohnen in den Heizkanalsystemen weil sie sich die horrenden Mieten nicht leisten können. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und dennoch begegnet man kaum einem Bettler auf der Straße wie dies in solchen Ländern üblich ist. Viele Leute wohnen in Ger's, besser bekannt unter dem russischen Wort "Jurte", dem mongolischen Rundzelt, selbst in der Hauptstadt. So ist es durchaus normal, dass neben einem russischen Plattenhochbau einige Jurten stehen, umgeben von einem relativ dichten Bretterzaun. Allerdings führte dies in der Vergangenheit in den Wintermonaten zu einer extremen Smoke-Belastung, so dass die Jurten jetzt eigentlich in der Stadt verboten sind. Da es für viele aber keinen anderen Ausweg gibt, werden hier oft beide Augen zugedrückt.
Die Landeswährung ist der Tugrik, Tögrög oder auch Tugruk (in unterschiedlicher Schreibweise). Ein Tugrik entspricht hierbei 100 Mongo, die aber kaum verwendet werden. Die Regierungsform ist jetzt die Demokratie, angehaucht von sozialistischem Flair. Die Korruption ist weit verbreitet. Die Mongolei ist weltweit das Land mit den (anteilmäßig) größten Vorkommen an Bodenschätzen. Die eigentliche Landesschrift ist die kyrillische Schreibweise, die nach der letzten russischen Annexion, wie auch der Whodka-Genuss, übernommen wurde. Vorher hatte die Mongolei eine eigene Schrift, die noch manchmal, allerdings nur zu Demonstrationszwecken, zu sehen ist. Die mongolischen Worte, Bezeichnungen und Namen werden für unsere lateinische Schrift, frei übersetzt. Es gibt also keine starren Regeln zur Rechtschreibung in lateinischer Schrift. Daher auch die häufig unterschiedlichen Schreibweisen.
Eine Eigenheit ist auch das System für die Namensgebung. So wird der Vorname des Vaters zum Nachnamen der Kinder. Die Mädchen behalten lebenslang ihren Nachnamen der aber eine nur untergeordnete Rolle bei den Mongolen spielt. In der Regel wird jede Person, unabhängig von Stand oder Alter, mit seinem Vornamen angesprochen. Der Nachname wird also nur als Verwaltungshilfsmittel benötigt. Da es kaum Straßennamen in den Städten gibt, wird die Post - um zustellbar zu sein - an die verschiedenen Distrikte unter Angabe von auffälligen oder bekannten Bauten oder Plätzen geschickt. Also z.B. an die Stadt, den jeweiligen Distrikt und dann folgt die Beschreibung eines besonderen Merkmals also z.B "neben Gesundheitszentrum Nummer XYZ". Gut ist es auch, wenn in der Anschrift die Telefon/Handynummer des Empfängers angegeben wird. Im Zweifelsfall kann dann angerufen und nachgefragt werden. Hier muss noch viel getan werden um in der heutigen Zeit eine klare Zustellung zu gewährleisten. Doch nun zu meinem eigentlichen Bericht:
Aufbruch: | 29.06.2009 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 15.07.2009 |