Mongoleireise 2009

Reisezeit: Juni / Juli 2009  |  von Manfred Haas

Nord- und Mittelmongolei: Telefonanlagen-Austausch

Wir kamen bei Nieselregen im Sanatorium an. Dort war die von mir vor zwei Jahren im Container mitgeschickte Telefonanlage während eines Gewitters kaputt gegangen. Ich wollte daher diese Anlage gegen eine andere die ich damals noch mitschickte, austauschen. Das Problem war, dass ich offensichtlich die einzige Person war, die von dieser Anlage wusste. Nach langem suchen im EMJJ am Tag vorher, fand sie sich endlich. Die Installation gestaltete sich wesentlich schwieriger als erwartet. Zu Beginn meiner Arbeit sagte Erka, er sei etwas müde und möchte sich für eine Stunde aufs Ohr hauen. Das Problem war, ich hatte jetzt keinen Dolmetscher mehr. Er teilte mir den Fahrer als Helfer zu der auch bereitwillig war, aber weder deutsch noch englisch verstand. Zunächst informierte ich mich über die Installation, wobei mich beinahe der Schlag traf. Verlegt waren einzelne, mit schwarzem Kunststoff isolierte Stahldrähte!!! Diese waren ohne jede ersichtliche Formgebung kreuz und quer gespannt oder verlegt. Anschlussdosen zu den Telefonapparaten gab es nicht. Daher wurden die Stecker der Anschlusskabel einfach abgeknipst und diese Kabel mit den Stahldrähten verzwirbelt. Wer schon einmal versucht hat, von ausländischen Telefonen die Drähte der Anschlussleitungen zu verzwirbeln, der weiß von was ich spreche. Diese Drähte haben zur Erhöhung der Flexibilität eine Stofffadeneinlage. Das Verdrillen mit anderen Leitungen ist schlicht unmöglich und löten lässt sich so eine Verbindung auch nicht. Den Kontakt zwischen beiden Drähten hielt nur das umgebende Isolierband, das wahrscheinlich auch schon 30 Jahre auf dem Buckel hatte oder von sehr schlechter Qualität war. Hinzu kamen Oxydationen an der Verbindung, die durch das Zusammentreffen von (Luft)-Feuchtigkeit-Kupfer und Eisen auf physikalischem Weg entstanden. Kurz gesagt, es waren instabile, wackelige Verbindungen, was sich auch durch "geht - geht nicht" bemerkbar machte. Da die verlegten Drähte ohne jeden mechanischen wie auch elektrischen Schutz von Haus zu Haus gespannt waren, konnten sich bei Gewittern in den Drähten Spannungen aufbauen, die wahrscheinlich zur Zerstörung der Anlage führten. Diesen Zustand konnte ich natürlich in der mir verbleibenden Zeit nicht abstellen zumal ich dazu die entsprechenden Kabel, Befestigungsmaterial und Anschlussdosen benötigen würde. Ich informierte am nächsten Tag den Chef davon mit der dringenden Bitte, die Installation neu machen zu lassen, was dieser auch versprach. Allerdings bin ich der festen Meinung, dass bei meinem nächsten Besuch sich nichts geändert hat. Das erstaunlicherweise vorhandene Telefonverzeichnis stimmte auch nicht mit den zugeordneten Nebenstellennummern überein. Ohne hier auf weitere Schwierigkeiten einzugehen, das ganze Unterfangen gestaltete sich sehr schwierig und wir arbeiteten bis spät in die Nacht. Erka war offensichtlich sehr erschöpft und schlief an einem Stück bis zum Morgen. Ich denke, es hat ihm gut getan. Die Nacht nach diesem ereignisreichen Tag verbrachten wir wieder im Sanatorium.

Die defekte Anlage

Die defekte Anlage

© Manfred Haas, 2009
Du bist hier : Startseite Asien Mongolei Telefonanlagen-Austausch
Die Reise
 
Worum geht's?:
Ulan Bator, Karakorum, Khovsguul-See, Przewalski Pferde, Hustai National Park, Naadam, Orchon
Details:
Aufbruch: 29.06.2009
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 15.07.2009
Reiseziele: Mongolei
Der Autor
 
Manfred Haas berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors