Mongoleireise 2009
Nord- und Mittelmongolei: Nochmal Naadam
Am Sonntag, den 12. Juli meldete sich prächtiges Wetter an. Gleich nach dem Frühstück starteten wir wieder zum Pferderennen, diesmal aber zum Endlauf. Wie am Vortag war wieder ungemein viel Betrieb. Der Druck durch die vielen Leute war aber wesentlich höher als am Tag vorher. Wir standen direkt an der Absperrung, einem Stahlseil von 20mm Dicke, kurz vor dem Ziel. Auf der anderen Seite des Seiles waren Hundertschaften der Polizei aufmarschiert, bewaffnet mit Gummiknüppeln und Polizeihunden. Anfangs war alles noch harmlos. Die Menschenmenge wuchs immer mehr und immer mehr wuchs auch der Druck von hinten und von beiden Seiten. Meine Frau saß - wie viele andere Frauen und Kinder auch - am Boden, weil sie dem Druck am Seil nicht standgehalten hätte. Mit zunehmender Menschenmenge kam aber die Angst, dass die Leute irgendwann alles über den Haufen rennen würden. Die Polizisten würden gegen so viele Leute nichts machen können. Die am Boden sitzenden würden einfach überrannt werden. Eine Nachfrage bei Erka bestätigte mein mulmiges Gefühl denn er bestätigte, dass solche Ausfälle schon vorgekommen sind. Ich beobachtete daher genau die Menge. Gottlob blieb alles im Rahmen. Ab und wann ein Seitenhieb mit dem Ellbogen und ein böser Blick lies den Druck gerade noch erträglich sein. Nach ca. 2 Stunden endlich eine Staubwolke. Sie kam näher und plötzlich war sie wieder hinter einer Bodenmulde verschwunden. Dann, vollkommen unspektakulär, war plötzlich der Sieger direkt vor uns. Das ging so schnell, dass ich mit meinem Fotoapparat noch gar nicht darauf vorbereitet war. Er wurde von einem anderen (erwachsenen) Reiter abgeholt und zum Ziel geleitet. Jetzt rechnete ich mit einem Überschwappen der Menge über das Stahlseil. Nichts geschah, im Gegenteil. Die Menge löste sich auf und rannte wie verrückt in eine andere Richtung. Die Nachplatzierten interessierten keinen Menschen mehr. Ich verstand nichts mehr. Eine Nachfrage bei meinem Freund ergab, dass die Menge jetzt hinter dem Schweiß des Siegerpferdes her ist. Eine Fingerspitze mit dem Schweiß des Pferdes benetzt und an die Stirn gedrückt, garantiert bis zum nächsten Naadam-Fest Glück und Gesundheit. Durch das Fernglas konnte man sehen, wie sich der Sieger, umringt von erwachsenen Reitern zu seinem Schutz, aus dem Staub machte. Aber auch der Staub des Siegers versprach noch etwas Gesundheit und Glück. Unsere beiden Fahrer, die auch mit dem Pulk gerannt waren, kamen ganz selig zurück. Sie hatten noch etwas von dem Staub abbekommen.
Zum Mittagessen waren wir wieder im Havanna-Club dem früheren Khaan-Bräu. Anschließend führte uns Erka noch zu einer Vernissage. Zu sehen waren teilweise wunderschöne Bilder, die ausnahmslos vom Leben der mongolischen Landbevölkerung und Natur handelten. Den Nachmittag verbrachte meine Frau mit Enchetuya in der Stadt, während ich in einer EMJJ-Filiale mit Erfolg ein Audiometer reparierte und mich mit einem sehr schlechten Lötkolben herumquälte. Den guten Lötkolben, den ich einmal besorgt hatte, nahm Baatsengel, eine sehr gute EMJJ-Technikerin zu einem Einsatz in der Westmongolei (Altai) mit. Die Nacht verbrachten wir wieder im Zaluuchud-Hotel. Wir bekamen unser vorheriges Zimmer wieder und hatten somit keine Probleme.
Aufbruch: | 29.06.2009 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 15.07.2009 |