Israelrundreise 2009
Grabeskirche
Die Grabeskirche (arab.: Keniset el-Kijame = Auferstehungskirche) erhebt sich über den Stätten von Jesu Kreuzigung und Grablegung und ist einer der heiligsten Orte der Christenheit.
Im Grunde ist die Grabeskirche nicht eine Kirche, sondern ein labyrinthisches Konglomerat von heiligen Stätten, düsteren Kirchenschiffen, kleinen Kapellen, engen Treppen und Gängen aus unterschiedlichen Bauepochen, gezeichnet von jahrhundertelanger Benutzung. Pilgergruppen unterschiedlicher Nationalität drängeln sich vor dem Heiligen Grab, tief ergriffen werden die heiligen Stätten berührt oder geküsst, werden Taschentücher oder Schmuckgegenstände auf den Salbungsstein gelegt und Kerzen angezündet. Ungeachtet der vielen Menschen, die sich in der Kirche aufhalten, gibt es viele stille, andächtige orte, in die sich Gläubige zu einem Gebet zurückziehen.
Sechs Religionsgemeinschaften teilen sich das Gotteshaus: Allen gemeinsam sind der Salbungsstein im Eingangsbereich und das Christusgrab. Der griechisch-orthodoxen Kirche gehören das Katholikon (Langhaus), der nördliche Teil von Golgotha, die daruntergelegene Adamskapelle und das "Gefängnis Christi". Die römisch-katholische Kirche besitzt den südlichen teil des Golgatha-Felsens, den Chor zwischen Rotunde und Katholikon, die Kapelle der Erscheinung mit dem Franziskanerkloster, den Altar der Maria Magdalena und die Kreuzauffindungskapelle. Armenische sind die Stelle der drei Marien, die östliche Kapelle im Chorumgang und die Helenakapelle. Die Kopten besitzen die Kapelle an der Rückseite des Heiligen Grabes, die Syrer die westliche Kapelle in der Rotunde und die Abessinier das Grab des Josef von Arimathia.
Immer wieder wurde die Frage gestellt, ob sich das Grab Christi wirklich an der heute bezeichneten Stelle in der Grabeskirche befand. Da Gräber als unreine Orte immer außerhalb der jüdischen Städte lagen, zweifelte man an der Echtheit der Grabstätte, da man sie innerhalb der osmanischen Stadtmauern vorfand. Die genaue Lokalisierung der Stadtmauer zu Lebzeiten Jesu ergab aber, dass sich die Hinrichtungsstätte damals vor der Mauer, also außerhalb der Stadt befunden hat. Für die Authentizität der Stätte spricht auch die Tatsache, dass der Ort vom ersten nachchristlichen Jahrhundert bis zum Bau der Grabeskirche durch Kaiser Konstantin bei der christlichen Gemeinde in Erinnerung geblieben und als heilige Stätte verehrt worden war, obwohl Hadrian im 2. Jh. alle christlichen Kirchen in Jerusalem beseitigt und über der Stelle einen Tempel errichtet hatte.
Als Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, Jerusalem besuchte und ihr die heiligen Stätten gezeigt wurden, ließ Konstantin den Tempel abreißen und das Gelände einebnen, sodass nur Golgatha und das Heilige Grab als Felsklötze stehen blieben. Darüber wurde die Grabeskirche errichtet, die die beiden damaligen Kirchentypen verband - die Basilika und den Zentralbau, der sich aus der Tauf- oder Grabkapelle herleitet. Um den Felsen mit dem Grab Christi entstand der runde Zentralbau (Rotunde), dem sich nach Osten eine fünfschiffige Basilika und daran wiederum ein Atrium anschlossen. Im offenen Raum zwischen Basilika und Rotunde erhob sich der Felsen von Golgotha, überragt vom heiligen Kreuz. Dieser 326 begonnene, etwa 335 vollendete Bau wurde zerstört, als die Perser 614 das Land eroberten. Nach der Rückeroberung durch die Byzantiner wurde er 629 nach dem alten Plan wieder hergestellt.
Der Fatimidenkalif El-Hakim zerstörte 1009 die Kirche fast vollständig. 1048 wurde sie, nun allerdings wesentlich kleiner, unter dem byzantinischen Kaiser Konstantin IX. Monomachos wieder aufgebaut. Es blieb die Rotunde, an die sich im Osten nur ein von kleinen Räumen umstandener Hof anschloss.
Die Kreuzfahrer stellten ab 1099 die zweipolige Anlage wieder her. Ihre Kirche war 1149 vollendet. Der französische Baumeister Jourdain setzte an die Stelle der ursprünglichen Basilika ein kürzeres Kirchenschiff, das im Osten halbrund abschloss und im Stil der Zeit eingewölbt wurde. Auch jetzt blieb die Grabrotunde erhalten. Das bisher freistehende Golgatha wurde in das geschlossene Langhaus als erhöhte Seitenkapelle einbezogen und in einer Höhlung unter dem Golgathafelsen schuf man Gräber für den Eroberer von Jerusalem, Gottfried von Bouillon, und Balduin I., den ersten König des Kreuzfahrerstaates. So blieb die Anlage der Grabeskirche mit zwei sakralen Schwerpunkten und zwei aufeinander bezogenen Bauteilen im Wesentlichen bis heute erhalten. Schon am Außenbau weisen zwei Kuppeln auf diese Anordnung hin.
Da die Kirche im Lauf der Jahrhunderte unansehnlich geworden und durch ein Erdbeben 1927 stark beschädigt worden war, beschlossen 1958 die christlichen Gemeinschaften, die Anteil an der Grabeskirche haben, die Kirche zu restaurieren. Erst im März 1995 unterzeichneten die Vertreter der Glaubensgemeinschaften nach jahrzehntelangen Verhandlungen ein Abkommen über die Renovierung der großen Kuppel. Diese Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.
Als wir beim Betreten der Grabeskirche die Menschenschlange vor dem Heiligen Grab sahen, sonderten wir uns von unserer Gruppe ab und besuchten über die, rechts vom Eingang liegende, Treppe den Golgathafelsen. Auch hier mussten wir uns hinter ca. 30 - 40 Pilgern anstellen, erreichten aber in relativ kurzer Zeit den Felsen, welchen wir dann durch ein Loch im Marmorboden berührten. Anschließend stiegen wir wieder in die Rotunde ab und legten unsere Goldkreuze, welche wir um den Hals trugen, auf den Salbungsstein.
Zum Mittagessen wollten wir durch die Via Dolorosa zum Österreichischen Hospiz laufen, um uns ein echtes Wiener Schnitzel zu genehmigen. Leider bogen wir im Suc zu früh in die Khan ez-Zeit-Gasse ab und kamen schließlich beim Damaskustor aus der Altstadt heraus. Nach einem kurzen Irrweg erreichten wir dann doch wieder die Grabeskirche und mussten neben der Evangelischen Erlöserkirche im Gastgarten eines kleinen Pubs mit einem Kebab und Cola vorlieb nehmen.
Nach dem Mittagessen trafen wir uns alle wieder vor der Grabeskirche und wanderten anschließend durch das muslemische und jüdische Viertel zur Klagemauer, wo wir unsere mitgebrachten Wunschzettel in den Ritzen deponierten. Bei dieser Wanderung verloren wir in den Gässchen des Suc ein deutsches Ehepaar sowie unsere Freundin Heike !!
Aufbruch: | 08.09.2009 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 22.09.2009 |