Israelrundreise 2009
Massada (Masada)
Massada
Massada wurde im Jahre 2001 von der UNESCO in die Reihe der Stätten des Weltkulturerbes aufgenommen; darin kommt der besondere universale Wert Massadas und der Wunsch zum Ausdruck, diesen historischen Ort im Interesse der gesamten Menschheit zu bewahren.
Für die Entscheidung der UNESCO waren auch Werte ausschlaggebend, die mit diesem Ort verbunden sind: Massada die letzte Zufluchtsstätte jüdischer Freiheitskämpfer gegen die römische Armee, symbolisiert den gewaltsamen Untergang Judäas am Ende der Zeit des Zweiten Tempels. Der archtitektonische Komplex von Massada war von dem jüdischen König Herodes zu einem Burgpalast, einer Festung, im frührömischen Stil des Nahen Ostens ausgebaut worden. Die römischen Feldlager und Befestigungsanlagen am Fuße des Berges von Massada und eine gewaltige künstliche Belagerungsrampe stellen das vollständigste Belagerungssystem dar, das sich bis in die Gegenwart hinein erhalten hat.
Die tragischen Ereignisse der letzten Tage der jüdischen Freiheitskämpfer, die sich auf dem Bergplateau von Massada verschanzt hatten, machen die Festung zu einem Symbol jüdischer Kulturindentität und in universaler Weise zu einem Symbol für den steten Kampf gegen Unterdrückung und für Freiheit.
Geographie
Der Berg von Massada - gelegen an den östlichen Ausläufern der Judäischen Wüste an den Ufern des Toten Meeres zwischen Sodom und Ein Gedi - ist ein gewaltiger Felsblock, der sich isoliert von den umliegenden Felswänden des Grabenbruchs auf eine Höhe von 450 Metern über den Spiegel des Toten Meeres erhebt. An seinem Fuße verlaufen im Westen das Wadi Ben-Jair, im Osten und Süden das Wadi Masada. Der Berggipfel wird von einem großen Plateau gebildet, das eine Länge von nahezu 650 Metern und eine maximale Breite von 300 Metern erreicht. Im Osten von Massada findet sich ein von Erosionsrinnen zerklüftetes Mergelgelände, ein Produkt mariner Ablagerungen des primordialen Meeres, das in diluvialer Zeit den gesamten Raum zwischen Totem Meer und See Genezareth ausgefüllt hat.
Massada liegt in der Nähe zweier antiker Verkehrswege: der Straße, die durch das Zentralland der Judäischen Wüste in den Süden Moabs im Ostjordanland führte, sowie der Straße, die Edom, Moav und die Arava mit Ein Gedi und Jerusalem verband.
Massada ist weit entfernt von jeder menschlichen Siedlung. Vor allem aber die natürliche Lage des Berges machte den Ort in der Zeit des Zweiten Tempels zu einer vorzüglichen Befestugungsanlage.
Geschichte
Die Quellen
Historiker können sich glücklich schätzen, den historiographischen Bericht des Josephus Flavius, eines jüdischen Geschichtsschreibers aus dem ersten jahrhundert n.d.Z., zu besitzen, der während des jüdischen Aufstandes in römische Gefangenschaft geraten war und zur Zeit der Eroberung Massadas in Rom lebte. Dort widmete er sich der Darstellung der Geschichte des jüdischen Krieges gegen die Römer. Trotz der Diskussion um den Grad der Zuverlässigkeit und Detailtreue des von Josephus Flavius vorgelegten Berichts scheinen die wesentlichen Elemente seiner Schilderung in der archäologischen Grabungen vor Ort eine Bestätigung zu finden. Der Name Massada begegnet auf einer Ehescheidungsurkunde aus dem Wadi Murabba'at in der aramäischen Form masada der hebräischen Wörter ha-mezad - "die Festung".
Die Zeit der Hasmonäer
Dem Bericht des Josephus Flavius zufolge wurde die erste Festungsanlage auf Massada von "dem Hohenpriester Jonathan" angelegt, der allgemein mit dem Hasmonäerkönig Alexander Jannai (103 - 76 v.d.Z.) identifiziert wird, dessen Münzen auch während der archäologischen Ausgrabungen gefunden wurden. Einige Forscher identifizieren ihn eher mit Jonathan, dem Bruder des Makkabäers Judas, der 152 v.d.Z. zum Hohenpriester ernannt worden ist. Bisher wurden auf Massada allerdings keine architektonischen Überreste gefunden, die eindeutig in die Zeit der Hasmonäer datiert werden können.
Die herodianische Epoche
Herodes, König von Judäa in den Jahren 37 bis 4 v.d.Z., hatte die strategischen Vorteile des Ortes erkannt und Massada zu einer Zufluchtsstätte vor seinen Gegnern aus dem eigenen Volk und vor außenpolitischen Kontrahenten sowie zu einem bevorzugten Aufenthaltsort für den Winter gemacht. Während der Regierung des Herodes wurde Massada daher massiv ausgebaut. Der König ließ auf dem Bergplateau glanzvolle Palastbauten und Örtlichkeiten luxuriösen Lebens anlegen. Außerdem wurden wohlausgerüstete Speicher und Arsenale, ein Wasserversorgungssystem und eine Kasemattenmauer errichtet.
Nach dem Tod des Herodes im Jahre 4 v.d.Z. und der Annexion Judäas durch das römische Reich im Jahre 6 n.d.Z. verlegten die Römer eine kleine Wachgrnison nach Massada.
Der Aufstand
Josephus berichtet, eine der ersten Aktionen beim Ausbruch des großen Aufstandes gegen die Römer im Jahre 66 n.d.Z. war die Eroberung Massadas durch Sikarier, die ihren Namen von dem kurzen gekrümmten Dolch (lat. sica), den sie unter ihren Gewändern trugen, erhalten haben. An ihrer Spitze stand der Galiläer Menahem Ben-Jehuda. Die Gruppe der Freiheitskämpfer, die Massada besetzt hielten, war breitgefächert. Unter ihnen waren anscheinend auch Essener und Samariter. Die letzten Kämpfer, die Jerusalem nach der Zerstörung der Stadt im Jahre 70 n.d.Z. verließen, flohen nach Massada, darunter auch Eleasar Ben-Jair, der bald der Kommandant auf der Bergfestung werden sollte.
Die Aufständischen nutzten die Kasemattenmauer und einen Teil der von Herodes hinterlassenen Palastanlagen als Wohnstätten. Sie errichteten sakrale Bauten wie die Synagoge und Ritualbäder (Mikwen) und führten auf dem Bergplateau ein relativ normales Gemeindeleben, dessen zahlreiche materielle Überreste während der Ausgrabungen auf Massada gefunden wurden.
Die Belagerung
Nach Josephus war Massada der Ort des letzten Widerstandes in Judäa. Die Zehnte Legion der Römer unter dem Kommando des Legaten Flavius Silva zog von Jerusalem nach Massada und versuchte, die Aufständischen auf der Bergfestung durch eine Belagerung zur Kapitulation zu zwingen. Im Verlauf des Jahres 73 oder 74 n.d.Z. verteilten sich die Soldaten der Legion mit Untertützung einer 8.000 Mann starken Hilfstruppe um den gesamten Berg. sie legten acht Feldlager an und errichteten einen Wall um den Felsen. Die Erstürmung des Berges wurde durch die Anlage einer gewaltigen, mit Holzbalken verstärkten Gesteinsrampe gegen den natürlichen Berghang auf der Westseite von Massada vorbereitet. Juden, die in Gefangenschaft geraten waren, mußten die Versorgung der römischen Truppen gewährleisten, indem sie - wohl von Ein Gedi - Wasser und Nahrungsmittel herbeizuschaffen hatten.
Die Belagerung der Festung dauerte einige Monate und erreichte im Monat Nisan ihren Höhepunkt, als die Römer einen Belagerungsturm mit einem Rammbock errichteten, mit dessen Hilfe eine erste Bresche in die Kasemattenmauer geschlagen werden konnte. Die belageten rebellen kamen den römischen Soldaten jedoch zuvor und errichteten eine zweite, provisorische Mauer aus Holz und Geröll, die von den Römern alsbald in Brand gesteckt wurde. Als jegliche Hoffnung aufgegeben werden musste, hielt Eleasar Ben-Jair zwei Reden, mit denen er die belagerten Männer und Frauen, insgesamt wohl 960 Menschen, davon überzeugte, dass es besser sei, durch eigene Hand zu sterben, als ein Leben in Schande und Versklavung durch die Römer zu führen.
Die Darstellung der Ereignisse findet sich in der Schrift von der "Geschichte des jüdischen Krieges" des Josephus Flavius:
".... und (sie) wählten hierauf zehn ihrer Genossen aus, die alle übrigen töten sollten. Hingestreckt an der Seite seiner Gattin und seiner Kinder und die Arme über sie ausbreitend, bot jeder von ihnen bereitwillig seine Kehle dem mit dem traurigen Amt Beauftragten dar. Kaum hatten diese ohne zu zögern alle getötet, als sie durchs Los die gleiche Entscheidung für sich selbst trafen. Der, auf den das Los fiel, sollte die anderen neun und endlich sich selbst umbringen. .... Sie starben überzeugt, keine Seele übriggelassen zu haben, die in die Gewalt der Römer geraten könnte. .... (Als die Römer am nächsten Morgen schließlich in die Festung eindrangen) und die Menge der Gemordeten entdeckten, freuten sie sich nicht über den Untergang, sondern bewunderten den edlen Entschluß und die unerschütterliche Todesverachtung so vieler bei der Tat beteiligten Menschen."
Josephus zufolge hatten sich zwei Frauen und fünf Kinder in einem unterirdischen Brunnengewölbe versteckt. Sie konnten den Römern die Ereignisse der vorangegangenen Nacht des 15. Nisan, des erdten Tages des Passahfestes, ausführlich schildern.
Mit dem Untergang von Massada war die Eroberung des gesamten Landes Judäa durch die Römer abgeschlossen. Auf Massada blieb eine römische Hilfstruppe bis in das frühe 2. Jahrhundert n.d.Z. hinein stationiert.
Die byzantinische Epoche
Nach dem Abzug der Römer lag Massada einige Jahrhunderte lang verlassen und öde. Während der byzantinischen Epoche wurde im Zuge der Besiedlung der Judäischen Wüste durch christliche Mönche im Verlauf des 5. Jahrhunderts n.d.Z. ein Eremitenkloster auf dem Berg angelegt. Einige Historiker identifizieren das Kloster auf Massada mit dem Kloster "Marda", das in den Schriften der Kirchenväter Erwähnung findet. Mit dem Einzug des Islam im 7. Jahrhundert n.d.Z. erlosch die Gemeinschaft auf Massada und das Kloster wurde aufgegeben.
Die Forschungsgeschichte
Nach der byzantinischen Epoche versank Massada in den tiefen der Zeit und geriet bis ins 19. Jahrhundert hinein in Vergessenheit. Die ersten, die das von Arabern es-Sebba genannte Bergplateau mit Massada identifizierten, waren die Amerikaner E. Robinson und E. Smith (1838); die ersten, die den Berg 1842 erklommen, waren S. W. Wolcott und der englische Maler Tipping. Desweiteren sollten erwähnt werden: C. Warren, der das Plateau 1867 beschrieb und kartographierte; G.D. Sandel, der 1905 das Wassersystem entdeckte; sowie A. Schulten, der 1932 im wesentlichen die römischen Befestigungsanlagen untersuchte.
Zu Beginn der 1920er und insbesondere in den 1940er Jahren wurde Massada zum Magneten und Ort der Identifikation für die zionistische Pionierjugend. Die 1923 von J.N. Simchoni besorgte hebräische Übersetzung der "Geschichte des jüdischen Krieges gegen die Römer" von Josephus Flavius sowie das Gedicht "Masada" aus der Feder von Yitzhak Lamdan (1927) weckten die Begeisterung der jüdischen Gemeinschaft im Lande Israel (Erez Israel) und ihrer Jugend für Massada. Insbesondere Sjmarya Gutman, der zahlreiche Exkursionsgruppen auf das Bergplateau führte, machte Massada zu einem nationalen Symbol. Zusammen mit Micha Livneh und Ze'ev Meshel entdeckte er 1953 den Nordpalast und den Verlauf des Schlangenpfades. Zwischen 1955 und 1956 wurden Probegrabungen vor allem im Norden des Bergplateaus und im Bereich des Wassersystems durchgeführt. Diese Ausgrabungen führten zu der großen Ausgrabung im Auftrag der Hebräischen Universität Jerusalem unter der Leitung von Yigal Yadins, die zwischen 1963 und 1965 die gesamte Anlage archäologisch erschloß. Freigelegt wurden in dieser Ausgrabung die meisten Bauten auf Massada sowie Tausende von gut erhaltenen Fundstücken, die einen seltenen Einblick in die materielle Kultur des letzten Abschnittes der Epoche des Zweiten Tempels gewähren.
Im Laufe der Ausgrabung wurden viele Bauten konserviert und restauriert, und nach einer intensiven Vorbereitungszeit öffnete der Nationalpark von Massada 1966 der Öffentlichkeit seine Pforten. Der Bau der Drahtseilbahn (1971) und die Fertigstellung der Strasse von Jerusalem zum Toten Meer verstärkten den Besucherstrom.
Die Erforschung Massadas geht weiter. Seit dem Ende der großen Ausgrabung wurden zahlreiche umfassende Werke und Einzelstudien zu Massada veröffentlicht. Nach einer kurzen Ausgrabungssaison im Jahre 1989 unter Leitung Ehud Netzers begann die hebräische Universität Jerusalem 1995 erneut mit Ausgrabungen im Rahmen eines großangelegten Forschungsprojektes, das vom Israelischen Fremdenverkehrsministerium durch den staatlichen Fremdenverkehrsverband finanziell getragen wird. Mehrere Grabungseinheiten fanden unter Leitung Ehud Netzers und Guy Stiebls auf dem Plateau statt. Daneben wurde eine Ausgrabungssaison unter Leitung Gideon Försters im römischen Armeelager 6 und an der Belagerungsrampe durchgeführt.
Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten wurden von der Israel Nature and Parks Authority ausgeführt.
Nach der Rückkehr vom Felsplateau erfrischten wir uns in der Talstation etwas und fuhren anschließend weiter nach En Boqeq am Toten Meer, wo wir im Hotel Prima Oasis unsere Zimmer bezogen. Zusammen mit unseren Freunden aus dem Vogtland, Heike und Frank, erkundeten wir die Umgebung des Hotels und nahmen später schon mal einige Weißbiere zu uns und danach ein erstes Bad im Toten Meer.
Aufbruch: | 08.09.2009 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 22.09.2009 |