Israelrundreise 2009
Nazareth über Bet Shean nach Jerusalem
Freitag, 11. September 2009
3. Tagestour
Um 8:30 Uhr ging's ab nach Nazareth. Durch den Basar marschierten wir hoch zur Verkündigungsbasilika. Zuerst besichtigten wir den Säulenumgang mit den Marienbildern aus aller Welt (Österreich ist leider nicht vertreten!). Danach das Innere der Basilika, welches sich über zwei Stockwerke erstreckt, wobei der Altarraum im ersten Stock liegt. In diesem wurde gerade eine Messe gehalten und wir wollten nicht stören, also besichtigen wir die Überreste des Hauses von Maria und Josef.
Der Name Nazareth erscheint zum ersten Mal im Neuen Testament bei der Schilderung der Verkündigung an Maria. Jesus lebte wahrscheinlich bis nach seiner Taufe durch Johannes in Nazareth, später hielt er sich meist in der Gegend von Kapernaum und Tabgha auf. Die Verkündigungsgrotte wurde in der Folgezeit zum Ort der Verehrung, und schon früh siedelten sich Christen in Nazareth an.
Die Verkündigungsbasilika ist der größte moderne Kirchenbau in Israel - und zugleich ein signifikantes Beispiel dafür, wie schwierig es ist, den Spagat zwischen moderner Formensprache und Traditionsgebundenheit zu bewältigen.
Vom Eingangstor im Westen betritt man den Hof, dessen Außenmauern an der West- und Südseite von einer Säulenhalle begleitet werden. Die drei Bronzeportale schuf der deutsche Künstler Roland Friederichsen. Auf dem Mittelportal sieht man links oben Christi Geburt, darunter die Flucht nach Ägypten und den jugendlichen Jesus; rechts unten die Taufe im Jordan, darüber Bergpredig und Kreuzigung. Das Südportal zeigt Szenen aus dem Leben Marias.
Betritt man die Verkündigungsbasilika, so kommt man zunächst in die Unterkirche. Durch die dreischiffige Kirche geht man dann zum Oktogon unter der Kuppel und blickt dort hinunter zum ursprünglichen Niveau. Links sieht man dabei die Verkündigungsgrotte, an deren Altar die Inschrift: "Verbum caro hic factum est" (Hier wurde das Wort Fleisch !) steht.
Auch die Oberkirche ist dreischiffig und weist die achteckige Öffnung im Boden auf, durch die man bis zur Grotte hinuntersieht.
Nach dem Besuch der Verkündigungsbasilika fuhren wir nach Bet Shean, welches ca. 25 km südlich des See Genezareth's liegt. Als wir am Eingang des Ausgrabungsgeländes den Bus verließen, schlug uns eine fürchterliche Hitze entgegen. Aber Michal drängte zum Rundgang durch das Gelände. Wieviel jeder von ihren Ausführungen mitbekam ist ungewiss - denn jeder dachte an das SB-Restaurant beim Eingang und an ein kühles Getränk. Trotzdem nahmen wir die Strapazen auf uns und trotteten brav hinter Michal einher. Und wieder - Zahlen über Zahlen!!
Der Nationalpark Bet She'an erstreckt sich über eine Fläche von ca. 160 Hektar. Er schließt die antike Satdt Bet She'an - Skythopolis und den gesamten sich darüber erhebenden Tell Bet She'an ein. Seit den 20er Jahren wurden in Bet She'an zahlreiche archäologische Ausgrabungen durchgeführt, die intensivsten Grabungen begannen 1986 und dauern bis heute an. Sie werden unter Zusammenarbeit der Behörde für Altertümer und der Hebräischen Universität durchgeführt. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurde ca. ein Zehntel der Stadtfläche ausgegraben, wobei die Gebäude, Anlagen und Straßen gleichzeitig rekonstruiert und wiederaufgebaut werden.
Die Geschichte Bet She'ans
Die Besiedlung Bet She'ans begann im fünften Jahrtausend v. Chr. auf dem Tell, der sich südlich des Nahal Harod (Harodflusses) erhebt und an einer wichtigen Verkehrskreuzung im Herzen einer fruchtbaren und wasserreichen Gegend liegt. In der spätkanaanitischen Periode (16. - 12. Jahrhundert v. Chr.) wurde auf dem Tell der Amtssitz der ägyptischen Verwaltung im Lande eingerichtet. Die israelischen Stämme waren nicht erfolgreich bei der Eroberung des kanaanitischen Bet She'an. Im Anschluß an die Schlacht auf dem Berg Gilboa hängten die Philister die Leichname Sauls und seiner Söhne an den Mauern der Stadt Bet She'an auf. David eroberte Bet She'an zusammen mit Megiddo und Ta'anach, und in den Tagen Salomons gehörte die Stadt zum Regierungsbezirks der Täler. Der ort wurde 732 v. Chr. während der Eroberung des Norden Israels durch den König Tiglath Pileser III von Assur zerstört.
In der hellenistischen Periode wurde hier eine Stadt gegründet, die auf griechisch Nysa-Skythopolis genannt wurde. Die lokale Überlieferung berichtet, dass Dionysos, der Gott des Weines, hier seine Amme Nysa begrub und Skythen aus seiner Begleitung an dem Ort ansiedelte.
Während des zweiten Jahrhunderts v. Chr. fiel die Stadt in die Hände der Hasmonäer und die Stadt wurde überwiegend jüdisch. Mit der römischen Besetzung im Jahre 63 v. Chr. kehrte die Stadt in die Hände der Heiden zurück. Sie wurde in den Zehn-Städte-Bund (Dekapolis) aufgenommen und zur wichtigsten Stadt im Norden Israels. Während des Aufstandes gegen die Römer im Jahre 66 n. Chr. wurde die jüdische Bevölkerung der Stadt von ihren Nachbarn ermordet. In der römischen Periode lebten heidnische Bewohner neben Juden und Samaritern in Bet She'an. Die Stadt wuchs und es wurde eine Reihe von prunkvollen Gebäuden gebaut, die mit Inschriften versehen und mit Skulpturen geschmückt waren. Während der byzantinischen Periode wurde Bet She'an zu einer christlichen Stadt, und ihre Bevölkerungszahl erreichte den Höchststand von 30.000 bis 40.000 Einwohnern. Die Stadt wurde von einer Mauer umgeben, und um sie herum wurden Kirchen und Klöster gebaut. Nach der Eroberung durch die Araber im Jahre 635 n. Chr. wurde die Stadt allmählich wieder kleiner und die Einwohnerzahl nahm ab. Im Jahre 749 n. Chr. wurde die stadt durch ein Erdbeben zerstört; der Name Skythopolis geriet in Vergessenheit, der Ort erhielt den Namen Bisan. In der Periode der Abasser wurde hier eine ländliche
Siedlung gebaut. Im Mittelalter konzentrierte sich die Siedlung auf den Süden der Stadt und zur Zeit der Kreuzritter wurde östlich des zerfallenen Amphietheaters eine Burg errichtet. Zur Zeit der Ottomanen befand sich an dem Ort eine kleine Siedlung, ebenfalls mit Namen Bisan.
Nach der Gründung des Staates Israel erhielt Bet She'an neuen Aufschwung. Die Stadt ist stolz auf die eindrucksvollen Überreste, die in ihrem Herzen entdeckt wurden.
Nach dem Rundgang, wobei Edi mit einer kleinen Gruppe trotz der Hitze auch noch den Tell bezwang, kamen wir endlich zu unserer wohlverdienten Erfrischung. Auch einen kleinen Snack nahmen wir zu uns.
Entlang der jordanischen Grenze fuhren wir danach in die Westbank bzw. in das Westjordanland ein.
Wir befanden uns auf der Staatsstrasse Nr 91, welche Israel vom Norden bis in den Süden durchquert. Aber im der Westbank ist links Stacheldraht, rechts Stacheldraht und ca. alle 3 - 4 km ein Militärposten. Unzählige Radarschüsseln weisen in Richtung Jordanien. Nur über kleine Tore in den Drahtverhauen haben die Palästinenser die Möglichkeit, von ihren kleinen, abgeschotteten Gemüsefeldern im Jordantal in ihre Heimstätten im Westjordanland zu gelangen.
Der Gazastreifen und die Westbank sind die Gebiete des künftigen palästinensischen Staates. Sie sind seit 1967 von Israel besetzt aber seit 1994 unter palästinensischer Selbstverwaltung. Hauptstreitpunkt in den Verhandlungen über den Frieden im Nahen Osten und den palästinensischen Staat ist Ostjerusalem, das von Israel annektiert wurde, von den Palästinensern aber als Teil ihres Staates und als künftige Hauptstadt beansprucht wird. Bislang 92 Staaten haben die Palästinensischen Autonomiegebiete diplomatisch anerkannt.
Gazastreifen und Westjordanland sind seit Oktober 1999 durch einen Transitkorridor miteinander verbunden. In Ramallah im Westjordanland tagt das palästinensische Parlament. Auf der Landkarte ergeben die Autonomiegebiete momentan eher einen Fleckerlteppich als ein Staatsterritorium. Das Westjordanland ist gemäß dem Oslo-II-Abkommen von 1995 in drei Zonen eingeteilt: In der Zone A, den größeren Städten, besteht die unbegrenzte Selbstverwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde, in der B-Zone, den dörflichen Regionen, ist die Autonomie eingeschränkt, da die Israelis die Sicherheitspolitik bestimmen; in Zone C - den israelischen Siedlungen sowie Ostjerusalem - besteht volle israelische Oberhoheit.
Die Größe der Westbank beträgt 5.655 km² und hat 2,31 Mill. Einwohner inklusive der 231.000 jüdischen Siedler.
Fährt man durch dieses Gebiet, ist man eigentlich entsetzt über die Kargheit der Landschaft und die fast völlige Verlassenheit des Jordantales. Vereinzelt erblickt man kleinere Gemüsefelder und Orangen- oder Zitronenplantagen. Man sieht, dass die palästinensische Bevölkerung von den Israelis sehr straff gehalten wird. Wird z.B. in der Jezreel-Ebene mit Wasser sehr verschwenderisch Landwirtschaft betrieben, so hat man in der Westbank den Eindruck, als ob hier gar kein Wasser vorhanden wäre. Das kommt daher, dass die israelische Regierung der palästinensischen Bevölkerung lediglich 20 % des vereinbarten Wasser-kontingents überlässt. Und auch diese geringen Wassermengen lassen sich die Israelis teuer bezahlen!!!
Vorbei an Jericho, welches wir nicht betreten durften, da es eine autonome Stadt ist und man eine Genehmigung brauchen würde, bogen wir von der Staatsstrasse Nr. 91 ab und fuhren über die Nr. 1 in Richtung Jerusalem. Kurz nach Jericho machten wir noch bei einer Raststätte Halt um uns etwas zu erfrischen. Dabei lernten wir eine Gruppe israelischer Soldaten kennen, welche auf dem Weg in ihre Kaserne waren und uns für ein Foto posierten.
Bei Mitzpe Yarhio verließen wir die Staatsstraße 1 und fuhren ein Stück in die Judäische Wüste auf einen Aussichtspunkt oberhalb des Wadi Qelt, wo der Legende nach ein Samariter einen von Räubern Überfallenen versorgte, ihn in eine Herberge brachte und für seine weitere Genesung bezahlte. Diese (erfundene) Begebenheit wurde von Jesus als 'Das Gleichnis vom Hl. Samariter' ausgelegt.
Zwischen den Bergen Samarias und dem Toten Meer sowie dem Jordantal erstreckt sich die Judäische Wüste, deren Bild Canyons und Täler sowie spärlicher Pflanzenwuchs prägen. Ihre Trockenheit entsteht durch ihre Lage auf der Leeseite des Gebirges.
Am Nachmittag erreichten wir, endlich, von Norden kommend die Heilige Stadt Jerusalem. Vom Berg Scopio sahen wir linkerhand den Ölberg, direkt vor uns das Kidrontal sowie rechterhand den Tempelberg und die dahinterliegende Altstadt.
Ein beeindruckendes, erstes Bild von der Heiligen Stadt. Sofort waren wir von palästinensischen Souvenirverkäufern umringt, welche hauptsächlich Fotoreihen von Jerusalem in sehr schlechter Qualität feilboten. Beklemmend ruhig war es innerhalb der Gruppe, als wir andächtig auf die Heiligste aller Städte blickten. Michal riß uns jedoch aus unseren Gedanken und wir bestiegen wieder unseren Bus und fuhren durch Jerusalem in den Westen der Stadt, um im Hotel 'Shalom' einzuchecken.
Aufbruch: | 08.09.2009 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 22.09.2009 |