Israelrundreise 2009
Kapernaum und Tabgha
Nach diesem Aufenthalt ging die Fahrt über die Golan-Hochebene in Richtung Kinnaret (See Genezareth). Die Überreste aus dem Sechstage-Krieg waren noch überall sichtbar und die ganze Hochebene war übersät mit israelischen Garnisonen und Kasernen. Als wir auf Sea-Level waren (der See Genezareth liegt ja bekanntlich 217 m unter Meeresniveau) hatten wir bereits 38° Aussentemperatur und uns bot sich ein herrlicher Blick über den See in Richtung Tiberias.
Kurz vor Kapernaum überquerten wir zu Fuß den Heiligen Fluss Jordan.
Danach besichtigten wir in Kapernaum das Haus des Apostels Petrus und die archäologischen Überreste der Synagoge in welcher Jesus lehrte. Michal überschwemmte uns auch hier wieder mit Jahreszahlen und archäologischen Besonderheiten - unmöglich, sich das alles zu merken. Nachdem wir höflichkeitshalber eine Weile zugehört hatten, schlugen wir uns seitwärts in die Büsche und besichtigten auf eigene Faust die Umgebung des Petrusoktagon in Richtung Kinnaret.
Neben Tabgha war Kapernaum (hebr.: Kefar Nahum, Dorf des Nahum, arab. Tell Num) der Überlieferung nach einer der Orte, in denen Jesus während seiner Zeit als Wanderprediger vorübergehend lebte. Hier berief er seine ersten Jünger: Simon Petrus und dessen Bruder Andreas, Jakob und dessen Bruder Johannes. Er predigte dort in der Synagoge und vollbrachte mehrere Wunder.
Das von Franziskanern verwaltete Ausgrabungsgelände ist heute eine vielbesuchte Pilgerstätte. Das sogenannte Petrus-Oktogon wird seit 1990 von einem modernen, auf niedrigen Stützen stehenden Kirchenbau aus Beton überwölbt, der die Ausgrabungsstelle des Petrus-Hauses schützen soll, aber leider auch ihre Wirkung erheblich beeinträchtigt. Zu sehen sind die Mauerreste eines Wohnviertels, dessen älteste Häuser aus dem 1. Jh. v. Chr. stammen. Auf den Putzresten fanden Archäologen 131 Inschriften, in denen die Namen von Jesus Christus und von Petrus mehrfach erscheinen. Daher kann Recht angenommen werden, dass es sich um das Haus des Apostels Petrus handelte, in dem Jesus sich aufhielt und dessen Schwiegermutter heilte.
Nach Kapernaum ging es einige Kilometer weiter in das biblische Tabgha, wo wir zuerst die Brotvermehrungskirche besichtigten und danach zur 'Mensa Christi' spazierten. Anschließend ließen wir es uns nicht nehmen, den sogenannten 'Petrusfisch' ( eine der 40 Arten von Buntbarschen mit der lateinischen Bezeichnung 'Tilapia galilea' ) zu verzehren. Nach dem Mittagessen fuhren wir dann auf den Berg der Seligpreisung. Ein unbeschreibliches Gefühl, auf jenen Stellen zu wandeln, wo unser Herr Jesus Christus Brot und Fische vermehrte und vor einer Menschenmenge an den Hängen dieses Hügels oberhalb vom Kinnaret die Bergpredigt hielt.
Tabgha, 'Ort der sieben Quellen' bezeichnet die wasserreiche Stelle, an der die wundersame Brotvermehrung durch Jesus stattgefunden hat. Die erste Kirche an diesem Ort, ein einschiffiger Bau, wurde im 4. Jh. errichtet. Anfang der 1980er Jahre wurde die baufällig gewordene Kirche abgerissen und auf den Grundmauern der Säulenbasilika ein Kirchenbau im byzantinischen Stil errichtet. Über dem Stein, auf dem Jesus vor der 'Speisung der Fünftausend' Brote und Fische gelegt hat, wurde der Altar aufgestellt; direkt davor zeigt das bekannteste Mosaik der Brotvermehrungskirche zwei Fische und einen Korb mit Broten.
Ca. 200 m weiter in Richtung Kapernaum führt der Weg hinab zur 'Mensa Christi', bzw. Primatskapelle oder Peterskirche, die unmittelbar am Ufer des Sees Genezareth steht. Der schlichte einschiffige Kirchenraum gilt als der Ort, an dem der auferstandene Jesus seinen Jüngern erschien und Petrus mit den Worten "Weide meine Lämmer ! .... Weide meine Schafe ! .... Weide meine Schafe !" die Führung der Kirche übertrug. An dem großen Steinblock im Ostteil der Kirche haben Jesus und seine Jünger das anschließende gemeinsame Mahl gehalten (daher der Name 'Mensa Christi').
Oberhalb von Tabgha und Kapernaum liegt der 'Berg der Seligpreisungen' (Mount of the Beatitudes), die Stätte der Bergpredig Jesu. Seit früher Zeit wird der Ort, an dem Jesus die für die christliche Lehre grundlegende Bergpredigt hielt, an diesem Berg gesehen. Die, in einer schattigen Gartenanlage am Ospizio Monte di Beatitudine gelegene Kirche wurde 1937 von Antonio Barluzzi errichtet.
Lokaler Basalt, weißer Nazarethstein für die Bögen und römischer Travertin für die Säulen verleihen der Kirche der Seligpreisungen ihren besonderen Charakter. Vom Säulenumgang des Achteckbaus bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den See Genezareth. Die acht Seiten der Kirche sind, wie lateinische Inschriften zeigen, den acht Seligpreisungen gewidmet, die Jesus am Anfang der Predig über die geistig Armen, die Leidtragenden, die Sanftmütigen, die nach Gerechtigkeit Hungernden, die Barmherzigen, die Menschen reinen Herzens, die Frieden Stiftenden und die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten verkündete. Die Kuppel symbolisiert die neunte Seligpreisung, in der Jesus den um seinetwillen Verfolgten die Belohnung im Himmel versprach.
Als die Ausführungen von Michal in der Kirche am Berg der Seligpreisung zu sehr ins Detail gingen, sonderten wir uns abermals von der Gruppe ab und genehmigten uns beim Busparkplatz ein kühles Paulaner Weißbier und genossen in aller Ruhe den herrlichen Blick über den Kinnaret.
Nach diesem spirituellen Nachmittag fuhren wir vom Kibbuz Ginnosar, in welchem wir uns im Souvenirladen mit geweihtem Jordanwasser, geweihtem Olivenöl und geweihter Erde aus dem Heiligen Land eindeckten, mit einem Boot über den See Genezareth nach Tiberias, wo wir eine Weile Zeit hatten, uns die gewonnen Eindrücke dieser heiligen Stätten noch einmal in Erinnerung zu rufen. Wir saßen in einem palästinensischen Cafè am Ufer des Kinnaret bei einem Maccabee-Bier und ließen den Tag nochmal Revue passieren. Am späten Nachmittag erreichten wir dann wieder unseren Kibbuz.
Aufbruch: | 08.09.2009 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 22.09.2009 |