Asia Express – In 6 Monaten von Delhi nach Denpasar
Gebetsmühlen und Tee - Sikkim und Darjeeling
22. März - 02. April 2010
Die nächsten 27 Stunden verbringen wir im Zug Richtung NJP. Sonnenblumen- und Reisfelder säumen den Schienenweg und immer wieder sehen wir Reiher, Marabus, Kraniche, Störche und Wasservögel an den Wasserlöchern entlang der Bahnstrecke.
Mit 4 Stunden Verspätung erreichen wir New Jaipalguri. Wir zwängen uns in ein Sammeltaxi, das uns nach Gangtok in Sikkim bringt. Es wird bereits dunkel als wir dort eintreffen und es beginnt zu regnen. Notgedrungen nehmen wir für eine Nacht mit einem etwas schimmligen Zimmer am der Taxstation vorlieb.
Früh am Morgen wollen wir unser Pilzquartier wieder verlassen, stehen aber vor verschlossenen Türen. Nirgendwo ist eine Menschenseele zu sehen und auch unsere Rufe werden nicht erhört. Dann plötzlich hören wir ein Schlüsselgeräusch und die Tür öffnet sich. Offensichtlich hatte man Sorge, dass wir abreisen könnten ohne die in Sikkim überall notwendigen, umfangreichen Registrierungsformalitäten erledigt zu haben, denn ein freundlicher Herr vom Foreigner Registration Office erwartet uns bereits an der Rezeption. Nachdem wir bei Kerzenschein, einer der beliebten Stromausfälle, unzählige Formulare ausgefüllt haben ziehen wir ins "Mintokling Guesthouse" ein. Freundliche, geräumige Zimmer mit vielen Fenstern und hilfsbereites Personal gestalten das Leben wieder angenehmer.
Ein erster Erkundungsgang führt uns bergab zur Mahatma Gandhi Marg, kurz MG Marg genannt, der Flaniermeile von Gangtok. Wir sind beeindruckt, eine so saubere und schöne Einkaufsstraße hätten wir inzwischen in Indien nicht mehr erwartet. Hier gibt es alles was das Herz begehrt. Geschäfte und Restaurants reihen sich fast endlos aneinander und werben mit allerlei Verlockungen um die Gunst der Kundschaft. Eine Bäckerei mit angeschlossenem Cafe bietet neben leckeren Backwaren auch die besten Ostereier der Stadt. Diese Chance lassen wir uns natürlich nicht entgehen...
Am nächsten Morgen chartern wir uns ein Taxi um einen Ausflug zum Chinesischen Kloster und zum buddhistischen Klosterkomplex Rumtek zu unternehmen.
Die im Wald gelegene Lingdum Gompa wurde erst 1998 fertiggestellt. Vorbei an einer langen Reihe von Gebetsmühlen begeben wir uns in das Innere des chinesischen Klosters. Im Hof können wir einem Künstler bei der Erneuerung eines Wandgemäldes zusehen aber Trommelklänge und der tiefe Gesang buddhistischer Mönche ziehen uns magisch zur Haupthalle. Durch die geöffneten Türen können wir den Gottesdienst hautnah miterleben. Mit Schüssel und Tasse bewaffnet begeben sich die Mönche danach zum gemeinschaftlichen Mittagessen.
Nach einer kurvenreichen Berg- und Talfahrt erreichen wir das Dorf Rumtek mit seinem ausgedehnten Klosterkomplex. Um den Komplex betreten zu können müssen wir an einem bewaffneten Posten erst unseren Reisepass mit der Sondergenehmigung für Sikkim vorweisen. Auf dem weitläufigen Gelände befinden sich außer dem Hauptgebäude auch das Kharma Shri Naland Institute of Buddhist Studys, sowie Schulen und einige kleine Lodges. Das Kloster wurde als Ersatz für das Tsurphu-Kloster in Tibet errichtet, das der chinesischen Kulturrevolution zum Opfer fiel.
Wir verbringen einen ruhigen Tag auf der Mall. Das "Cacao" ist eine oder auch mehrere Sünden wert. Es gibt köstlichen Kuchen und leckeren Moccachino. Vom Balkon aus kann man hervorragend Menschen beobachten und fotografieren. Am Nachmittag schlendern wir über den Basar und stürzen uns in das Getümmel der Markthalle, wo wie wir die für diese Gegend typischen Gebetsfähnchen kaufen.
Nach einem letzten Frühstück im "Cacao" verabschieden wir uns von Sikkim. Leider war uns der Wettergott nicht wohlgesonnen und die Achttausender blieben im Dunst versteckt. Mit einem Taxi treten wir die Weiterreise nach Darjeeling an. Dort angekommen checken wir im Hotel "Fairmont" ein und erkunden Darjeeling auf einem kurzen Stadtspaziergang.
In der Heimat des berühmten Darjeeling Tees wollen wir natürlich auch eine Teeplantage besichtigen und so unternehmen einen Ausflug zum Happy Valley Tea Estate. Einmal mehr lernen wir unseren "lonely planet" schätzen und lieben. Entgegen der Angaben in unserem hervorragenden Reiseführer ist momentan keine Saison und so bleibt das erhoffte Foto von den Teepflückerinnen ein Wunschtraum. Auch in der Fabrik ist z.Z. nicht viel los. Ein netter Guide erklärt uns in einer wundersamen Sprache, die er wohl für Englisch hält, den technologischen Ablauf der Teeherstellung. Der Hoflieferant des British Empire möchte sich jedoch nicht in die Karten gucken lassen und so ist zu unserer Enttäuschung auch hier das Fotografieren verboten.
Am Nachmittag laufen wir zur Bahnstation der Toytrain um ein paar Fotos von Darjeelings berühmter Schmalspurbahn zu schießen. Neben dem Bahnhof befindet sich ein Tempel, der als Kopie des Tempels Paju Patinat in Nepal beschrieben wird. Für Heike, die das Original mit eigenen Augen gesehen hat, ist der Anblick enttäuschend, um nicht zu sagen erbärmlich.
Nach einer Nacht mit starken Sturmböen und heftigen Regenschauern erleben wir zu unserer großen Freude eine besondere Überraschung. Im Morgenlicht zeigen sich die schneebedeckten Gipfel des Himalaya. Wir hatten die Hoffnung, die Achttausender zu Gesicht zu bekommen, bereits aufgegeben.
Es wird Zeit die Berge zu verlassen und unsere Reise langsam in Richtung Süden fortzusetzen. Langsam trifft es auf den Punkt, denn die Toytrain bringt uns zum Verkehrsknotenpunkt New Jaipalguri. Die zum Welterbe zählende Bergbahn benötigt für die Strecke Darjeeling - NJP gut 7 Stunden, was einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von sagenhaften 10 km/h entspricht. Man kann nebenher Blümchen pflücken oder zumindest Affen fotografieren. Auch die 1. Klasse verzaubert durch rustikalen Charme. Der einzige Unterschied zur 2. Klasse besteht wohl darin, dass die Sitze mit Stoff bezogen sind. Den Luxus einer Klimaanlage sucht man vergebens und auch eine Toilette ist nirgends zu finden.
Unser Zug nach Varanasi verlässt NJP am nächsten Mittag und so verbringen wir die Nacht im Hotel "Conclave" mit dem Luxus einer Klimaanlage.
Aufbruch: | 23.02.2010 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 26.08.2010 |
Malaysia
Australien
Singapur
Indonesien