Asia Express – In 6 Monaten von Delhi nach Denpasar

Reisezeit: Februar - August 2010  |  von Dirk Vorwerk

Cat City und Orangutans

10.05.2010 - 31.05.2010

Kurz vor Mitternacht landet unser Air Asia-Flug aus Kochi in Kuala Lumpur. Wir passieren zügig die Einwanderungsbehörde, sammeln unser Gepäck vom Band (Danke, Billigflieger - nur 12 Euro für 30 Kilogramm Freigepäck pro Person!) und kaufen Tickets für den Flughafen-Shuttlebus. Noch etwas mehr als 60 km Fahrt bis ins Stadtzentrum vor uns, und auch wenn es draußen dunkel ist, gewinnen wir ziemlich schnell den Eindruck, wieder in der Zivilisation angekommen zu sein - klimatisierte Räume und Fahrzeuge mit Kühlschranktemperatur, offenkundig funktionierende Müllabfuhr und akkurat manikürte Grünanlagen sind die ersten Boten eines anderen Kulturkreises.

Wir checken reibungslos gegen 2.00 Uhr morgens im Citin-Hotel ein und schlafen, nachdem wir fast 24 Stunden auf den Beinen waren, erst einmal aus. Gegen Mittag brechen wir auf, um die Metropole wir zu Fuß zu erkunden. Unser Focus liegt auf dem Nahrungserwerb - gar zu vielfältig sind die kulinarischen Genüsse der Stadt. Zweieinhalb Monate Verzicht - wir sind in den ersten Tagen nicht zu bremsen und arbeiten etliche Punkte unserer "Sehnsuchtsliste" ab: saftige Cheeseburger (endlich Rindfleisch!), Sushi, Blauschimmelkäse, knusprige, üppig belegte französische Baguettes, Räucherlachs, leckere Torten... Die Konditoreiauswahl überfordert uns zunächst und machte mindestens einen Besuch täglich notwendig, um einen Überblick über die Produktpalette zu erhalten.

Am nächsten Morgen mutieren wir wieder zu Frühaufstehern, denn wir möchten die Stadt gern aus der Vogelperspektive genießen. Ein halbstündiger Spaziergang, dann ragen die berühmten Petronas Towers direkt vor uns auf: 452 Meter hoch, war die silbern glänzende Stahlbetonkonstruktion von 1998 bis 2004 das höchste Gebäude der Welt. Die Besucherzahlen für die berühmte Skybridge der Twin Towers sind streng auf 1700 Gäste pro Tag limitiert, die nach einer kurzen Präsentation exakt 15 Minuten Besichtigungszeit erhalten.

Da die Karten kostenlos vergeben werden, ist der Andrang entsprechend groß, denn kaum ein Besucher Kuala Lumpurs lässt sich die Chance entgehen, von der Verbindungsbrücke, die sich in Höhe des 41. Und 42. Stockwerkes zwischen den Türmen spannt und auf der schon sich Sean Connery und Cathrine Zeta-Jones in "Verlockende Falle" eine dramatische Verfolgungsjagd mit der Polizei lieferten, über die Stadt zu schauen. Während tausende Angestellte des Erdölkonzerns Petronas durch die Eingangshalle an ihre Arbeitsplätze strömen, warten wir dicht gedrängt in einer nicht enden wollenden Schlage, die sich im Zick-Zack-Kurs durch das Untergeschoss des Gebäudes zieht.

Gegen 10.00 Uhr wird unsere Geduld belohnt: Wir ergattern Karten für den frühen Nachmittag und überbrücken die Wartezeit zunächst mit Außenaufnahmen der Zwillingstürme, danach mit Shopping im sechsgeschossigen Suria Center, das sich im Herzen des Hochhauskomplexes befindet.

Unsere Vertrauens-Airline Air Asia bringt uns am 14. Mai günstig und unkompliziert nach Kuching, der Hauptstadt der Provinz Sarawak. In "Brookes Terrace", einer schicken Pension in unmittelbarer Nähe zum Fluss, fühlen wir uns gleich wie zuhause, doch wir haben keine Zeit für eine Verschnaufpause. Es ist bereits Freitagnachmittag, und so führt unser erster Weg zum Informationszentrum der Forstverwaltung von Sarawak. Wir erreichen das Büro, das für die Buchung von Unterkünften in den Nationalparks zuständig ist, kurz vor 17.00 Uhr. Unser Einsatz wird belohnt, denn wir ergattern zwei Übernachtungen in einem der wenigen Zimmer im Bako Nationalpark zu Beginn der folgenden Woche und entlassen den freundlichen Angestellten mit dem guten Gefühl ins Wochenende, kurz vor Toresschluss noch zwei Touristen glücklich gemacht zu haben.

Unser zweiter Tag in Kuching beginnt mit einem ausgedehnten Regenguss, und auch als der Niederschlag aufhört, bleibt der Himmel grau und verhangen. Ein erster Spaziergang zur Orientierung, ein paar Einkäufe, dann zieht es uns zurück in unser gemütliches Zimmer, wo wir zwischen Ikea-Möbeln (ja, wir haben die Stehlampe sofort erkannt, sie steht bei uns im Wohnzimmer) und traditioneller Borneo-Dekoration die Vorzüge der Generation WiFi genießen.

Am nächsten Tag begeben wir uns gegen Mittag zum Busbahnhof, denn wir wollen ins Semengogh Wildlife Resevere, eines der Orang Utan Projekte auf Borneo. Bus Nummer 6 bringt uns in 30 Minuten zum Eingang des Geländes. Vom Eingang bis zum Auswilderungsgehege sind es noch gut 20 Minuten Fußweg vorbei an einem Botanischen Garten. Überall sind Blüten und farbenprächtige Schmetterlinge zu beobachten. Das Sanctuary kann nur zu den Fütterungszeiten am Morgen und am Nachmittag besucht werden. Wir haben noch etwas Zeit und sehen uns um. Fleischfressende Pflanzen warten auf Ihre Beute, die zahlreich vorhandenen Insekten. Gegen 15:00 Uhr erscheint ein Parkranger und weist die wartenden Besucher in die Regeln ein. Er weist nachdrücklich darauf hin, dass wir uns nicht in einem Zoo befinden und die Tiere sich frei bewegen können. Es gibt also auch keinen (schützenden) Zaun und es gilt alles zu vermeiden was die Tiere beunruhigen oder reizen könnte. Auf einem schmalen Pfad begeben wir uns in den Regenwald. Plötzlich gibt uns unser Führer ein Signal stehen zu bleiben. Ein gewaltiges Orang Utan Männchen versperrt uns den Weg. Wir müssen warten.

Langsam bewegt er sich weiter Richtung Futterplatz und auch wir können unseren Weg fortsetzen. Es knackt und raschelt im Astwerk über unseren Köpfen und wir entdecken noch mehr Tiere, die sich ihre Ration Bananen sichern wollen. Aber irgendwie erinnert es uns doch an einen Zoo. Es gibt Holzpodeste auf denen das Futter abgelegt wird und Seile zwischen den Bäumen, nur das man eben selbst im Gehege steht. Die Zeit rennt und wir müssen den Rückweg antreten, denn der letzet Bus geht um 16:Uhr.

Zurück in Kuching ist es Zeit für unsere Fütterung, wir entscheiden uns für das "Little Libanon". Durch die Straßen von Catcity schlendern wir zurück zu unserem Hotel und fotografieren unterwegs einige der zahlreichen Katzenstatuen.

Die nächsten 3 Tage wollen wir im Bako NP verbringen. Zusammen mit einem anderen deutschen Paar, das wir am Busbahnhof treffen, teilen wir uns einen Kleinbus. Die Fahrt geht nach Bako Village, wo wir unseren Parkeintritt bezahlen und in ein Boot umsteigen, das uns zum auf einer Insel gelegenen Bako NP bringt. Den Assam Beach, an dem sich das Headquarter der Forstverwaltung befindet erreichen wir zur Mittagszeit. Da um diese Zeit gerade Ebbe ist können wir nicht am Boots Jetty anlegen und müssen mit einer nassen Landung vorlieb nehmen. Es heißt also Hosen hochkrempeln.

Die Registrierung ist schnell erledigt und bis zum Check In um 14:00 Uhr noch genügend Zeit, so beschließen wir uns auf einen ersten Erkundungsgang zu begeben. Bako ist berühmt für seine Population an Nasenaffen, die nur auf Borneo zu finden sind. Über einen Pfad aus Holzplanken geht es immer tiefer in die dichte Vegetation des tropischen Regenwaldes. An einem Abzweig führt unser Weg dann über Steine und Wurzeln steil bergauf um sich dann wieder abwärts in Richtung Strand durch den Mangrovenwald zu schlängeln. Nirgendwo sind Affen zu entdecken und so fotografieren wir die zahlreichen Einsiedlerkrebse und Schlammspringer. Nach kurzer Rast treten wir den Rückweg an, denn uns steht der Sinn nach einer Dusche und etwas Nahrung. Eigentümliche Laute und knackende Äste lassen uns erstarren. Dann entdecken wir in den Baumkronen unsere ersten Nasenaffen. Ihrer langen Nasen und dicken Bäuche wegen werden diese von den Einheimischen auch Holländer genannt. Die Fotos taugen leider nur als Beweismittel.

Nachdem wir uns in der Kantine gestärkt haben ziehen wir in unsere Forest Lodge ein und nehmen eine Dusche. Gegen Abend brechen wir erneut auf. Nicht weit von unserem Quartier entfernt entdecken wir im Gebüsch eine Viper, die einzigste Giftschlange, die in Bako zu finden ist. Nur ein paar Meter entfernt können wir auch noch ein Jungtier beobachten. Die Tiere lassen sich durch uns in aller Ruhe fotografieren. Weder Proboscis Affen noch die erhofften Monitor Lizards lassen sich blicken, dafür ist das größte Säugetier in Bako, einen Wildschweinart, mit imposanten Keilern vertreten und ganze Generationen von Makaken streifen auf der Suche nach etwas Essbarem durch das Gelände. Die Makaken sind die wahrscheinlich furchtlosesten und dreistesten Affen auf der Welt. Sie schrecken nicht einmal davor zurück im Restaurant das Essen von den Tellern zu stehlen, nichts ist vor Ihnen sicher. Guides und Kantinenpersonal im Bako NP sind mit Katapulten und Stöcken bewaffnet, um die diebischen Affen in die Flucht zu schlagen, allerdings hält sich die Nachhaltigkeit der Maßnahmen in Grenzen.

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, um unser Glück mit dem Paco Trail zu versuchen, eine weitere Empfehlung um Proboscis Monkeys zu sichten. Doch zuerst müssen wir uns aus Sicherheitsgründen am Parkoffice ins Tourenbuch eintragen. Zu unserer Überraschung entdecken wir in den Bäumen direkt gegenüber des Headquarters einen Nasenaffen der genüsslich Mangrovenblätter frühstückt. Wir wandern weiter zum Boots Jetty. Über morsche Plankenkenstege schlängeln wir uns durch die Mangroven, dann geht es wieder steil bergan in den Regenwald. Leider lässt sich kein Affe blicken und so kehren wir nach geraumer Zeit resigniert um. An einem Viewpoint mit herrlichem Ausblick auf die Mangroven rasten wir. Zu und unserer Freude können wir einen Eisvogel beobachten, der sich auf einem toten Baum niedergelassen hat. In der Ferne entdecken wir Bewegung in den Baumwipfeln. Wir setzen unseren Weg fort, in der Hoffnung doch noch Affen zu Gesicht zu bekommen. Leider wird unsere Hoffnung nicht erfüllt und so begnügen wir uns damit Schlammspringer zu fotografieren. Beim Mittagessen erfahren wir von zwei jungen Holländerinnen, dass bei den Unterkünften ein Flying Lemur mit Jungem gesichtet. Da gibt es kein Zögern, sofort sind wir unterwegs. Gut getarnt hoch oben an einem Baumstamm entdecken wir die beiden Tiere. die Bedingungen sind mal wieder miserabel, trotzdem freuen wir uns riesig zumindest ein paar Beweisfotos schießen zu können. Am Nachmittag begeben wir uns nochmal zum Bootshafen. Unsere Motive sind Schlammspringer, Schweine und Libellen. In der Abendsonne gibt dann doch noch zu unserer Freude und der des heute angereisten schwedischen Filmteams eine Gruppe Proboscis ein Gastspiel.

Unsere Zeit in Bako ist wie im Flug vergangen und am nächsten Tag heißt es bereits Abschied nehmen. Die letzten Stunden bevor wir Bako wieder verlassen nutzen zu einer letzen Fotopirsch. Wir hoffen auf Silver Leaf Monkys aber wir haben leider kein Glück.

Nachdem wir einen Ruhetag eingelegt haben wollen wir einen zweiten Versuch in Semengoh starten. Früh am Morgen fahren wir mit dem Bus zum Sanctuary , um Orang Utans zu fotografieren. Wir schleppen die schweren Stative mit um im Dunkel des Regenwaldes bessere Ergebnisse als beim letzten Mal erzielen zu können. Der Gedanke war sicher gut und die Benutzung von Stativen war vor ein paar Tagen auch nicht verboten, heute ist das allerdings anders... Mit grauenhaften ISO-Zahlen und Belichtungszeiten, die jede noch so kleine Bewegung der Kamera gnadenlos bestrafen, gelingen uns dennoch ein paar brauchbare Aufnahmen.

Bako hat uns so gut gefallen, dass wir rückfällig werden. Wir verlassen früh am Morgen unser Guesthouse und begeben uns zu Fuß zum Busbahnhof. Mit 3 lustigen Australierinnen reiferen Jahrgangs teilen wir uns einen Minivan und das Boot.

Wir haben Glück, unsere Unterkunft ist bereits verfügbar und so können wir uns erst einmal des überschüssigen Gepäcks entledigen. Genau gegenüber, am Bungalow des schwedischen Filmteams, wurde wieder eine Viper gesichtet. Mit Stativ und Kamera bewaffnet machen wir uns sofort ans Werk. Etwas nervös wird Heike dann doch als sie plötzlich bemerkt, dass ihr beim Einrichten des Stativs der National Geographic Fotograf Mattias Klum über die Schulter schaut.

Ich inspiziere das verbuschte Gelände hinter der Kantine und entdecke neben den allgegenwärtigen Wildschweinen auch einen Monitor Lizard. Die Schlange hat Glück und bekommt Gelegenheit zu einer Pause. Die Schweden folgen uns mit schwerer Filmtechnik aber uns bleibt nicht viel Zeit bevor die große Echse endgültig im Dickicht verschwindet. Nicht weit entfernt, gleich neben dem ersten Hostel wartet jedoch bereits das nächste Model auf uns, eine Whip Snake.

Unser nachmittäglicher Ausflug zum Bootsanleger bringt keine große Ausbeute. Beim Abendessen unterhalten wir uns mit Mattias, der uns voller Begeisterung von Danum Valley berichtet und uns fantastische Fotos zeigt. Er empfiehlt uns unbedingt, wenn wir es einrichten können, dort Station zu machen.

Unser Morgenausflug am nächsten Tag beschert uns Nasenaffen aber die erhofften Grey Leaf Monkys lassen sich leider nicht blicken. Die Hauptattraktion des Tages ist ein Hubschrauber mit dem Mattias und sein Team Luftaufnahmen vom Bako NP machen. Ein schöner Sonnenuntergang lässt den Tag ausklingen.

Wie uns bereits gestern Abend mit einem unter der Tür hindurch geschobenen Zettel angekündigt wurde, ist der Strand heute Morgen gesperrt da die Schweden nochmal mit dem Hubschrauber unterwegs sind.

Auch heute sind keine Grey Leafs zu sehen, wir geben auf. Kur bevor wir Bako wieder mit dem Boot verlassen, können wir zu unserer besonderen Freude einen Flying Langur aus nächster Nähe fotografieren. Zum Abschied entdecken wir vom Boot aus noch einem Seeadler am Himmel.

Nach Stadtspaziergängen und Shopping in der Spring Mall, wo es die leckersten Donuts gibt (Big Aepple), est es wieder Zeit für einen kleinen Ausflug in die Wildnis. Mit Bus Nummer 11 geht es heute in Richtung Kubah NP. Der Bus fährt allerdings nicht bis zum NP sondern hält an einer Kreuzung ca. 3 km vom Parkeingang entfernt. Die Sonne ist gnadenlos und der weg auf dem Asphaltband scheint nicht enden zu wollen. Völlig durchgeschwitzt erreichen wir Kubah und begeben uns weiter bergan. Kubah ist bekannt für seine Frösche aber leider bekommen wir nur ein winziges Exemplar zu sehen. Unser Weg schlängelt sich bergauf und bergab durch den Regenwald. Der Anblick entschädigt für die Mühe. Wir können noch eine Schlange und eine Echse beobachten.

Da nirgendwo ein Taxi zu entdecken ist müssen wir wieder Asphalt treten. Mit 12 kg Fotoausrüstung auf den Rücken und nochmal 3 kg Stativ in der Hand ist das schon eine Strafe aber wenigstens geht es jetzt bergab. Als wir in der Ferne Donner grollen hören beschleunigen wir unserer Schritte und erreichen den Bus just in time. Es gießt wie aus Kübeln und die Straßen stehen unter Wasser. Am Busbahnhof flüchten wir sofort in den KFC und nehmen für die Reststrecke ein Taxi.

Kuching ist ein sehr angenehmer Ort an dem es sich aushalten lässt aber für uns wird es Zeit weiter zu ziehen. Mit einer abendlichen Fototour verabschieden wir uns von Catcity.

© Dirk Vorwerk, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der Wunsch etwas in dieser Art zu tun war schon lange da. Im letzten Jahr wurde aus diesem Wunsch dann ein Entschluss und nach langer Überlegung haben wir uns für eine Tour durch Asien entschieden. Seit dem 23. Februar sind wir nun auf unserer Reise die uns in 6 Monaten durch Indien, Malaysia und Indonesien führen soll.
Details:
Aufbruch: 23.02.2010
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 26.08.2010
Reiseziele: Indien
Malaysia
Australien
Singapur
Indonesien
Der Autor
 
Dirk Vorwerk berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.