Asia Express – In 6 Monaten von Delhi nach Denpasar
Fischernetze und Kathakali - Fort Kochi
17. April - 27. April 2010
Die Versorgung in diesem Zug ist eher mangelhaft. Ein Chai-Walla lässt sich nur sehr selten blicken und die sonst üblichen Samosas werden gar nicht angeboten. Bis zum frühen Nachmittag führt die Strecke durch ödes, trockenes Land. Später wird die Landschaft interessanter, es tauchen immer wieder Hügel auf und auch Vögel lassen sich hin und wieder beobachten.
Wir erreichen Kochi 10 Uhr morgens und zu unsrer Überraschung erwartet uns ein recht sauberer Bahnhof. Am Prepaid Taxi Stand kaufen wir uns ein Ticket und zwängen uns mit unserem Gepäck in ein winziges Tuktuk. Die Fahrt ist nicht bequem aber lustig. Regelmäßig erkundigt sich unser besorgter Fahrer nach unserem Wohlbefinden. Unser Ziel ist Fort Kochi, wo wir zunächst in einer kleinen Pension, dem Kapithans Inn, Quartier beziehen. Zuerst geht es unter die Dusche und dann erkunden wir die nähere Umgebung auf einem Spaziergang. Es ist hier sehr angenehm und der portugiesische Einfluss ist nicht zu übersehen. Selbst die Tuktuk-Fahrer sind nicht so nervig wie in anderen Städten. Restaurants gibt es in Hülle und Fülle, wir entscheiden uns zum Mittagessen für Pizza.
Gleich am ersten Abend machen wir einen Abstecher zum wohl bekanntesten Wahrzeichen von Fort Kochi, den chinesischen Fischernetzen an der Nordspitze der Insel. Mit den riesigen Bambuskonstruktionen wird hier bis heute tagtäglich gefischt. Fünf bis sechs Männer werden benötigt, um die schweren Netze aus dem Wasser zu ziehen. Hier legen auch die kleinen Fischerboote an, um ihren Fang direkt vom Boot aus zu verkaufen. Trotz des geschäftigen Treibens gibt es zum Sonnenuntergang in ganz Kochi keinen romantischeren Platz.
Die lange Zugfahrt steckt uns noch in den Knochen und so schlafen wir erst mal aus. In einem kleinen Laden entdecken wir französischen Schmelzkäse und gleich nebenan ist eine Bäckerei in der wir eine Art Baguette erstehen. Zusammen mit 2 Tomaten und 1 Gurke die wir für ganze 6 Rupien, etwa 10 Cent, bei einem mobilen Gemüsehändler erwerben, ergibt es ein köstliches Frühstück.
Am Abend gehen wir zu einer Kathakali-Tanzveranstaltung. Eine Stunde vor Beginn der Aufführung können wir den Darstellern beim aufwendigen Schminken zusehen und fotografieren.
Gestik und Mimik erinnern an Pantomime. Die auf indische Ohren abgestimmte Lautstärke der musikalischen Begleitung und die für uns stark gewöhnungsbedürftigen Klänge machen die 90 Minuten dauernde Vorstellung zu einem eindrucksvollen, jedoch anstrengenden kulturellen Erlebnis. Fast taub und völlig durchgeschwitzt gehen wir auf Nahrungssuche. Wenig später können wir uns im "Upstairs" bei Pizza und Pasta erholen.
Heute unternehmen wir einen Ausflug nach Ernakulam. Die Fähre kostet ganze 3 Rs pro Person. Nach der Ruhe von Fort Kochi werden wir in Ernakulam wieder mit Lärm, Abgasen und Hitze konfrontiert. Wir flüchten kurzzeitig in einen gut klimatisierten Coffe Day. Eigentlich hatten wir auf ein Mittagessen bei "KFC" spekuliert aber wie wir erfahren müssen liegt dieser ein Stück außerhalb, die Fahrt mit einem Tuktuk würde sich nicht lohnen. Wenig später entdecken wir jedoch auf der anderen Straßenseite einen "Chicking". Die günstige KFC-Konkurrenz versorgt uns mit lecker knusprigen Hähnchenteilen.
In einem kleinen Reisebüro informieren wir uns über die angebotenen Touren und buchen für den nächsten Tag eine Bootsfahrt auf den Backwaters. Der freundliche Inder der das Geschäft führt ist sehr hilfsbereit. Da er unsere Frage nach einem Ort, wo wir Flying Foxes beobachten können, leider nicht beantworten kann, kontaktiert er telefonisch einen Bekannten. Bereits nach kurzer Zeit ruft dieser zurück und hat den erhofften Tipp für uns. Wir bedanken uns herzlich und begeben uns auf den Weg. Ein Tuktuk bringt uns zur Town Hall. Wir gehen ein Stück die Straße entlang und biegen dann in eine kleine Gasse ab. Neben einem winzigen Tempel befindet sich ein riesiger Baum, hier muss es sein. Angestrengt suchen wir das Geäst ab, dann entdeckt Heike das erste Tier. Die Bedingungen sind nicht gerade optimal aber wir können zumindest ein paar Beweisfotos schießen.
Früh am Morgen holt uns ein Kleinbus vom Guesthouse ab. Wir sammeln noch ein paar Gäste ein und fahren zum Liegeplatz der Boote für unsere Backwaters Tour. Die Hoffnung, dass das Boot in der Offseason nicht voll wird zerschlägt sich schnell. Das Prinzip ist ähnlich wie in Ranthambhore, erst wenn der letzte Platz belegt ist wird abgelegt. Die Fahrt geht durch Kanäle, die irgendwie an den Spreewald erinnern.
Ab und zu ist ein Reiher oder ein Kormoran zu sehen aber insgesamt ist die Fauna eher enttäuschend. Unser erster Stop ist eine kleine Farm mit Seilmanufaktur. Hier können wir uns anschauen, wie aus Kokosfasern Seile hergestellt werden und einen Spaziergang durch den Gewürz- und Gemüsegarten machen. Weiter geht es auf den Kanälen, dann steuern wir eine Kalkmanufaktur an, in der auf traditionelle Art aus Muschelschalen Kalk produziert wird. Wenig später endet unsere Bootstour und ein Kleinbus bringt uns zurück zu unserem Quartier.
Am folgenden Tag ziehen wir ins "Orion Skywings Guesthouse" um. Das Zimmer hat einen Balkon, AC und es gibt sogar W-LAN. Das Beste ist, es kostet uns pro Nacht 200 Rs weniger als unser bisheriges Quartier.
Mit der Fähre setzen wir über und fahren mit dem Bus nach Cherai weiter. Dort angekommen nehmen wir ein Tuktuk und lassen uns zum "Cherai Beach Resort" bringen. Wir haben geplant hier die letzten Tage in Indien zu verbringen und uns eventuell eine Ayurveda Behandlung zu gönnen. Leider trifft die Beschreibung im "lonely planet" nicht mehr ganz zu. Die kleine Anlage, in der jeder Bungalow individuell gestaltet sein soll, ist deutlich sichtbar gewachsen. Die Neubaubungalows sehen je nach Kategorie alle gleich aus und stehen ordentlich ausgerichtet in einer Reihe. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist recht bescheiden. Wir sehen uns noch andere Hotels an, das Ergebnis ist leider ähnlich und so beschließen wir unseren Plan zu ändern und nach sinnvolleren Alternativen für unsere letzten Tage in Indien zu suchen.
Mit Klimaanlagen haben wir es wohl nicht so. Nachdem wir im Kapithans dauergefrostet wurden, hat die AC in unserem neuen Quartier den Geist aufgegeben. Möglicher Weise hängt es mit den Stromausfällen zusammen. Vielleicht erholt sie sich ja wieder, wir geben ihr noch eine Chance.
Nach einer schwülwarmen Nacht, auch dem Besitzer unseres Guesthouses ist es nicht gelungen die AC zu reanimieren, wechseln wir das Zimmer. Schon beim Betreten des Raumes weht uns ein angenehm kühler Windhauch entgegen.
Am 29. April werden unsere Aktivitäten abrupt ausgebremst, denn in Kochi und Umgebung wurde der Generalstreik ausgerufen. Wir erfahren es erst Abend zuvor, mehr oder weniger durch Zufall, denn der Ladenbesitzer, bei dem wir Mineralwasser kaufen, empfiehlt Hamsterkäufe. In Indien wird immer wieder mal gestreikt, und die Gründe sind für Außenstehende nicht immer transparent. Dann kommt für gewöhnlich das gesamte gesellschaftliche Leben bis in die Abendstunden zum Erliegen. Richtig ärgerlich wird so ein Streik aber nur dann, wenn organisierte Touren kurzfristig abgesagt werden oder wenn man seine Weiterreise geplant hat, dafür aber keinerlei Verkehrsmittel zur Verfügung stehen. Wir sind an diesem Tag nicht unmittelbar betroffen, und so nutzen wir die Stunden zum Entspannen und für ausgiebige Internetrecherchen.
Aufbruch: | 23.02.2010 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 26.08.2010 |
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