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Türkei, Tage 6 bis 14 von 210
09.12.2010, Edirne, TÜRKEI
Abends gegen 1900h überquerten wir den Grenzübergang von Bulgarien in die Türkei.
An der Grenze gab es keine Probleme, nur die Eintragugn im Fahrezeugbrief
"Sonderkfz-Löschfahrzeug" schien etwas verwirrung zu stiften. Doch die Grenzer
hielten sich nicht lange daran auf und nach ca. 20 Minuten Formalitäten konnten
wir in die Türkei einreisen. Kurz vor dem Grenzübergang auf der bulgarischen
Seite hatten wir noch zwei andere Fernreisemobile überholt. Wir beschlossen
etwa 800 Meter hinter Grenze auf sie zu warten und machten uns erst mal etwas
zu essen. Während wir unser Abendessen auf dem verspeisten kamen die beiden
anderen Fahrzeuge und hielten hinter uns an. Wer hätte es gedacht, beide waren
aus Dresden. Sie waren auf dem Weg über die Türkei nach Syrien und über Jordanien nach
Ägypten. Wir unterhielten uns sicherlich anderthalb Stunden mit ihnen
und konnten untereinander nützliche Tips austauschen.
Nachdem die beiden Fahrzeuge ihren Weg fortsetzten, beendeten wir unser Mahl und
machten uns dann auf den Weg Richtung Istanbul. Die Fahrt dorthin verlief
problemlos und gegen 0500h morgens fanden wir auf Anhieb den von uns gesuchten
Stellplatz direkt am Bosporus. Nach einem Tagesabschlussbier legten wir uns
ziemlich erschöpft aufs Ohr.
Am Nachmittag durchstreiften Nick und ich noch kurz Istanbul in Richtung
Hagia Sofia auf der Suche nach etwas Essbarem. Hier machten wir dann auch die
Erfahrung, dass Istanbul sehr stark auf Touristen ausgerichtet ist. Das Dürum,
das wir an einem Straßenstand aßen, war überteuert, viel zu klein und auch nicht
besonders lecker. Naja, Lehrgeld bezahlt man halt.
Zurück am Fahrzeug machten wir uns auf den Weg nach Samsun an der Schwarzmeerkueste.
Die Fahrt nach dorthin führte uns durch das ein Gebirge und wir machten einige
Höhenmeter gut. Hier kam dann auch der erste Schnee. Nachts gab es ein ziemliches
Schneegestöber und ruck-zuck lagen 30 Zentimeter Schnee. Das allein war kein Problem,
sondern viel mehr, dass die Schilder plötzlich völlig zugeschneit waren.
Nach einem weiteren Fahrerwechsel kam es dann. Nils und ich hatten vorher von der
Autobahn auf die Landstraße gewechselt und fuhren entweder bergauf oder bergab.
Irgendwann war es dann soweit und der erste LKW blieb an einem Antieg hängen.
Nichts ging mehr. Nils stieg aus um die Situation vor uns zu klären. Wieder zurück
meinte er:"Oah, mindestens zwei Kilometer Stau. Da geht erst mal nix."
Eine Lösung musste her. Gesagt, getan. Allrad rein und über den etwa zehn Meter
breiten und gut 40 Zentimeter tief eingeschneiten Mittelstreifen auf die Gegen-
fahrbahn. Dort den Stau umfahren, und später wieder über den Mittelstreifen auf
die richtige Spur. Kaum waren wir wieder auf der richtigen Fahrbahnseite kam uns auch schon mit
Höchstgeschwindigkeit und Blaulicht ein Polizeiwagen entgegen, der offenbar auf der
Suche nach einem nächtlichen Geisterfahrer war.
Wir mussten noch zwei drei Mal an Steigungen halten, weil LKWs oder Autos hängen
geblieben waren, doch je näher wir der Schwarzmeerküste kamen, desto besser wurde
die Straßenlage.
Gegen 0730h kamen wir in Samsun an, stellten uns neben eine Tankstelle und vielen
völlig erschöpft in unsere Kojen.
Über den nächsten Tag gibt es nicht allzu viel zu sagen. Wir blieben an der Tanke
im LKW, relaxten und nutzten ausgiebig das freie WLAN um unsere ersten Reiseberichte
hochzuladen.
Am 12.12.2010 schwangen wir uns dann wieder in den Sattel und machten uns auf den Weg
nach Erzurum. Leider war der Tag etwas trübe und verregnet, sonst wäre der Weg am
Schwarzen Meer entlang sicher noch schöner gewesen. Gegen ca. 1800h kamen wir an
einem halbfertigen Wasserkraftwerk vorbei. Tolles Motiv dachten wir und stiegen aus
um ein paar Fotos zu machen. Während wir auf der Baustelle herum kraxelten fuhr ein
Geländewagen vor und zwei Männer stiegen aus. Wir dachten schon jetzt gibts Ärger,
doch nichts da. Nach zwei Minuten Gespräch wurden wir auf einen Tee eingeladen,
wendeten unser Fahrzeug und fuhren den beiden Männern, bis zu einer Container-
unterkunft, hinterher. Nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten kam einer der
Bauleiter hinzu und siehe da, er konnte sogar etwas Englisch. Wir wurden zu einem
wunderbaren Abendessen mit Brot, Oliven, Käse, Tomaten und Gurken eingeladen.
Das Schöne war, man bekam erst drei Stück Brot und nachdem man zwei Stück aufgegessen
hatte bekam man gleich nochmal zwei oder drei Stück nachgelegt, sodass wir eigentlich
ohne Unterbrechung am essen waren, bis wir kugelrund waren. Danach gingen wir in das
Büro des Leiters der Unterkunft, Mr. Erdal und tranken dort mit ihm und Mr. Önal, dem
Bauleiter Tee, aßen anatolische Mandarinen und unterhielten uns.
Nach etwa 2,5h verabschiedeten wir uns von den sehr freundlichen Männern mit dem
Versprechen auf unserem Rückweg wieder vorbei zu schauen und setzten unseren Weg
nach Erzurum fort.
Unser Weg führte uns innerhalb von ca. 120 km von beinahe Meeresniveau auf beinahe
2700 Meter Höhe, was sich auch am Wetter deutlich bemerkbar machte. War es vorher
noch recht mild, fielen die Temperaturen mit jedem Höhenmeter den wir hinter uns
brachten in Richtung Minusbereich und wir fanden uns plötzlich in einem dichten
Schneetreiben wieder.
Wir konnten teilweise nur noch mit Schrittgeschwindigkeit fahren, oder mussten gar
anhalten weil die Sicht gleich null war. Dafür wurden wir in ruhigen Momenten mit
einem sternenklaren Himmel belohnt wie man ihn zuvor kaum je gesehen hat.
Gegen halb sieben morgens, am 13.12.2010, erreichten wir endlich Erzurum. Nick und ich parkten
neben einer Tankstelle und wollten uns gerade hinlegen, als uns lautstark mitgeteilt wurde,
dass wir nicht nur neben einer Tankstelle, sondern auch direkt neben einer Moschee
standen, die wir im Dunkeln gar nicht bemerkt hatten. Der elektronische Muezzin rief ueber Lautsprecher zum Morgengebet.
Seis drum, wir waren so erschöpft von der anstrengenden Autofahrt, dass wir in unsere Betten fielen und uns nicht weiter
drum kümmerten. Nils musste aber zuerst nochmal raus und die Standheizung reparieren, was
angesichts der strengen Kälte eine gute Idee war.
Nach einem kleinen Imbiss um die Mittagszeit beschlossen wir unseren Standort zu wechseln,
um irgendwo ein offenes WLAN zu finden. So fanden wir uns nach einer kurzen (ca.1,5h) Irrfahrt
im Zentrum wieder und parkten neben einer anderen Tankstelle, was auch den Vorteil einer
Toilette bot. Nick und ich machten uns auf die Suche nach einer dringend benötigten Dusche.
Nach etwas Fragerei auf der Straße geleitete uns ein netter Passant zu einer kleinen,
schmuddelig aussehenden Tür, die wir von uns aus wahrscheinlich niemals betreten hätten.
Was von außen eher heruntergekommen aussah, entpuppte sich im Innern als traditionelles, altes
Hamam.
Dies wurde zu einer der bisher angenehmsten Erfahrungen auf unserer Reise.
Im ersten Raum, einer Art Entspannungs- und Umkleideraum bekam man große Tücher gerreicht,
die man sich nach dem Entkleiden um die Hüfte schwang. Dann betrat man den eigentlichen
Waschraum. Er bestand komplett aus Marmor, und in der Mitte erhob sich eine große achteckige,
beheizte Steinplatte. Im kompletten Bereich herrschten ca. 50 Grad Celsius und eine extrem
hohe Luftfeuchtigkeit. von diesem Raum gingen wiederum mehrere Kammern ab in denen etwa auf
Kniehöhe zwei Marmorbecken angebracht waren. Wir setzten uns neben die Marmorbecken, schöpften
Wasser mit flachen Metallschüsseln und zelebrierten unsere Körperhygiene. Es war wahrlich eine
Wohltat. Nachdem man fertig war wurde man in den ersten Raum zurückgeführt. Dort wurden wir
abgetrocknet, mit Handtüchern umschlungen ud legten uns auf unsere Liegen in der Umkleidekabine,
wo wir einen Tee genossen und entspannten. Es war einfach nur herrlich.
Am nächsten Tag machten Nick und ich uns auf die Suche nach dem deutschen Honorarkonsul, bei dem
inzwischen unsere Pässe mit allen benötigten Visa angekommen waren. Nach etwa zwei Stunden Sucherei
führte uns ein Einheimischer in ein Reisebüro und wir dachten schon, toll, der hat nicht gerafft
wo wir hin wollen. Doch siehe da, eine der Damen aus dem Büro griff zum Telefon, rief ein Stockwerk
höher an und führte uns dann in das Büro des Honorarkonsul, das direkt über dem Reisebüro lag.
Da soll mal einer drauf kommen! Der Konsul war jedoch sehr nett und wir bekamen problemlos
unsere Pässe. Seltsam nur, dass ein Deutscher Honorarkonsul kein einziges Wort deutsch und nur
undeutliches Englisch spricht.
Abends statteten wir dann nochmal dem Hamam, diesmal zusammen mit Nils, einen Besuch ab. Wir gönnten uns
die volle Dosis Wohlfühlen, sprich Sauna, Waschen, Ganzkörperpeeling, Massage und danach
Tiefenentspannung.
Später am Abend fuhren wir noch ins nahe gelegene Skigebiet, Palandöken, mit dem Plan noch einen
Tag Ski zu fahren.
Daraus wurde jedoch nichts, da am nächsten Tag die Pisten, mangels Schnee, gesperrt waren.
Also machten wir uns auf den Weg Richtug iranische Grenze.
Diese Strecke, mit dem Ziel Dugobayazit, war eine der schönsten die wir bis dahin gefahren waren.
Um uns herum erhob sich eine wundervolle Landschaft und wir konnten gar nicht genug Fotos machen.
Unterwegs nahmen wir auch unseren ersten Anhalter mit, einen Lehrer aus einem kleinen Dorf, der
uns für etwa 30 Kilometer begleitete.
Am Abend des 15.12.2010 erreichten wir Dugobayazit und stellten uns auf einem, von Freunden
empfohlenen Campingplatz ab.
Wir aßen im dortigen Restaurante und vernichteten später noch einen Großteil unserer Alkoholvorräte.
Den 16.12.2010 verbrachten wir auf dem Campingplatz, erholten uns noch ein Wenig und sahen uns noch
den wunderschönen Paschapalast direkt oberhalb des Campingplatzes an.
Nils war morgens noch in den Bergen mit Blick auf den 5100m hohen Ararat eine Stunde joggen.
Am Tag darauf machten wir uns morgens ausgeruht und voller Tatendrang auf den Weg in den Iran.
Martin
Aufbruch: | 24.11.2010 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 30.06.2011 |
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