Marokko - Erinnerungen nach dreißig Jahren
Morgen, morgen
Das Trampen durch Spanien wollte ich mir nicht noch einmal antun. Die Züge waren damals so billig, dass ich sie mir so eben leisten konnte. Ich fuhr bis Madrid. Mittlerweile hatte ich mich von dem Kieler getrennt, der noch eine Weile an der Küste verbringen wollte. Er hatte mir Hoffnung gemacht, dass wir im Hotel eines Verwandten eines Freundes unterkommen würden. Er ging - "lass mich mal machen!" - zur Rezeption des betreffenden Hotels, um zu sagen, er sei der und der und ob er und ein Freund nicht vielleicht usw. Er kam bald wieder und schüttelte den Kopf. Da seien vor einer Woche schon zwei andere gewesen, auch "Freunde", und die hätten sich ziemlich danebenbenommen. Das war es dann. Wir rollten am Strand unsere Schlafsäcke aus, kauften uns eine Flasche Vino tinto (vom billigsten) und redeten bis zum Einschlafen von Mädchen.
In spanischen Bahnhöfen habe ich manchmal auch übernachtet. Nach einer bestimmten Uhrzeit kamen keine Züge mehr und ich kuschelte mich dann gewöhnlich auf eine Wartebank, die an den Gleisen stand. Bedienstete verschliefen ihre Nachtschicht auf anderen Banken. Damals war in Spanien das Küssen in der Öffentlichkeit noch streng verboten. Ich sah jedesmal mit Kopfschütteln zu, wenn Familien und Paare sich an den Zügen voneinander verabschiedeten, Tränen in den Augen hatten, sich aber nicht zu küssen getrauten. Ich selbst hatte auch nur im Dunkeln geküsst. Das war noch auf dem Hinweg in Tarragona, in einer Discothek. Dort war ich einer anderen (besser verständlichen) Engländerin begegnet, der ich erzählte, dass ich Schauspielunterricht nehmen würde, wohl deshalb, weil ich zu jener Zeit auf einer Laienbühne auftrat und mich ein wenig interessant machen wollte.
Später im Zug nach Madrid hatte ich einen Osterreicher getroffen und wir hatten eine Idee. Wir wollten unsere Reisekosten dadurch ein wenig ausgleichen, dass wir Blut spendeten. Wir rannten deshalb einen halben Tag durch Madrid, von Krankenhaus zu Krankenhaus. Alle speisten uns ab mit "mañana" und es wurde nichts draus. Ich glaube, wir haben uns noch am selben Nachmittag in den Zug gesetzt und sind weitergefahren zur französischen Grenze.
Aufbruch: | Juli 1969 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 1969 |
Spanien
Frankreich