Marokko - Erinnerungen nach dreißig Jahren

Ich weiß nicht mehr, ob es an dem oder einem Tag auf der Hinreise war, als mir ein Mann in seinem Lieferwagen einen Lift gab. Er legte irgendwann seine Hand auf mein Knie und nahm sie nicht mehr weg. Dabei erzählte er mir eine romantische Geschichte von der Suche nach einem alten Freund. Ich hatte es bis dato noch nie mit einem Schwulen zu tun gehabt und konnte mit dieser Situation nicht anders umgehen, als mich in die äußerste Ecke des Wagens zu krümeln. Obwohl es ein freundlicher, harmloser Typ war, war ich heilfroh, als ich wieder aussteigen konnte.
Ich war nun mitten in der französischen Provinz, wo selten einer anhält, wenn aber doch, einen meistens zu etwas einlädt, zu einem Fruchtsaft oder, was ich auch erlebt hatte, zum Essen im Restaurant. Geschlafen habe ich häufig im Freien oder in einer billigen Jugendherberge. In einem Fall las ich auf dem Anschlag an einer Tür, wo man sich den Schlüssel dafür abholen konnte; die Herberge war nämlich nicht bewohnt. Ich war tatsächlich der einzige Gast. In der betreffenden Nacht habe ich dann im Zimmer der Mädchen geschlafen und am Morgen zwei Francs in ein Kässchen geworfen, den Preis für die Übernachtung. Manchmal habe ich auch jemanden nach einem billigen Quartier gefragt. Ich war noch unbefangen genug, mich in eine Kneipe zu setzen, zu fragen, ob man hier auch übernachten könne (was natürlich nicht der Fall war) und wusste dann, dass man sich bestimmt um mich kümmern und mir irgendeine Unterkunft vermitteln würde.