Marokko - Erinnerungen nach dreißig Jahren

Einmal, schon zur nächtlichen Stunde, fragte ich in einem südfranzösischen Ort auf der Straße einen Polizisten nach einer Bleibe. Er sprach fließend Deutsch und beschrieb mir den Weg zu einem Asyl oder etwas dergleichen. Da ich mich verlief, fragte ich noch einmal zwei Jungs (man musste in französischen Städten abends weit laufen, um überhaupt jemandem auf der Straße zu begegnen), die Jungs waren Deutsche, Teilnehmer an einem Ferienlager für Bundeswehrangehörige. Dort verbrachte ich dann auch die Nacht und alle winkten mir zum Abschied und bewunderten mich ein bisschen, weil ich mich getraute so mutterseelenallein nach Marokko zu trampen. In solchen Momenten musste ich dann ein paar aufsteigende Ängste klein halten.
Ach ja, das auch. Da nahm mich eine Frau mit, die fast doppelt so alt war wie ich, und wollte, dass ich ihr was vorsinge. Ich kriegte (obwohl ich noch eine schöne Altstimme hatte) aber nichts zustande. Vielleicht war das gar nicht alles, was sie von mir wollte. Sie hielt nämlich auch zu einer kurzen Rast am Strand an und zeigte mir ihre sehenswerten Beine. Aber ich muss gestehen, dass ich ein äußerst schüchterner Knabe gewesen bin, zumal einer reifen Frau gegenüber, und auch in diesem Fall nicht ganz unglücklich war, als ich wieder ausstieg.
Nicht sehr weit entfernt von Bordeaux auf dem Weg nach Norden hielt nun einer an und ich fragte, ob ich zum nächsten größeren Ort mitfahren könne. Er kannte den nächsten größeren Ort gar nicht. Nach Poitiers? Ja, da führe er hin. Auch nach Tours? Auch. Nach ... Paris? Paris nicht, aber Orle'ans. In seinem Wagen schlief ich schon bald ein und es war irgendwie rührend, dass er mir ein Kissen unter den Kopf schob. Gegen zwei in der Nacht kamen wir an. Ich suchte mir zum Schlafen eine Parkbank.