4 Wochen durch Vietnam und Laos

Samstag, 8.10.05; Kuala Lumpur

Nachdem ich in Kuala Lumpur angekommen bin, ist mir gleich aufgefallen, dass hier irgendetwas anders ist. Was es ist, habe ich aber erst Mitte des naechsten Tages beim wiederholten Ueberqueren der Strasse gemerkt. Die Franzosen haben in Laos und Vietnam ja wenigstens das Baguette dagelassen, aber die Inselmenschen in Malaysia nur den Linksverkehr. Schon nen bisschen undankbar.

Bevor ich dies allerdings dank meines aeusserst schnell arbeitenden Verstandes feststellen konnte, nmusste ich erst einmal vom Flughafen weg kommen, was gar nicht so einfach war, da meine Kreditkarte ihren Dienst verweigerte. Eine Stunde und 4 Geldautomaten spaeter habe ich dann endlich einen Geldautomaten gefunden, der mir Geld auf meine normale Sparkassenkarte gegeben hat. Ist doch wesentlich angenehmer mit Geld in der Tasche (vor allem sind alle viel freundlicher zu einem).
Auf den Schrecken musste ich dann am Flughafen erst nal nen Burger King Burger verspeisen, der wesentlich besser schmeckte als sein sozialistischer Gegenpart am Flughafenrestaurant in Hanoi (es gibt in ganz Vietnam nicht einen westlichen Fast Food Laden. Dafuer aber umso mehr in Kuala Lumpur. Hab sogar nen A&W mit echtem amerikanischen Root Beer gefunden, wow). Schlimm, ich weiss, aber nach vier Wochen ist nen Burger echt nicht zu verachten.

Toll in KL ist zu sehen, wie strenger islamischer Glaube mit moderner westlich ausgerichteter Konsumgesellschaft friedlich harmonieren kann. Man sieht oefter Schilder an Geschaeften, die zu den Gebetszeiten geschlossen sind. Zwischen den Gebetszeiten darf man die Moscheen besichtigen und es dauert nicht lange, bis man jemanden gefunden hat, der einem alles erklaert. In diesen Gespraechen merkt man auch, wie stolz die Menschen hier sind, ihre Religion und ihre moderne Stadt integriert zu haben, ohne dass es einen radikalen Fundamentalismus gibt.

In allen Informationsvideos, die ich bis jetzt bei Malaysia Airlines gesehen habe, werden auch immer wie zufaellig zwei Frauen gezeigt. Eine mit Kopftuch und eine ohne. Auch wenn ich am Flughafen dann eigentlich nur Angestellte mit Kopftuch gesehen habe.
Und die Menschen hier sind einfach alle super freundlich, aufgeschlossen und interessiert.

Und die Stadt versucht wirklich modern zu sein. Die freundliche Stimme im Flughafenzug besteht darauf, dass die Fahrt keine halbe Stunde, sondern 28 Minuten dauere, und die Ampelmaennchen sind sogar animiert und laufen zum Ende der Gruenphase immer schneller.

Abgesehen hiervon hat mir KL aber nicht all zu gut gefallen. Es stinkt in vielen Strassen. Sich als Fussgaenger zu bewegen macht absolut keinen Spass, da es so gut wie keine Ampeln gibt und die Fussgaengerwege oft einfach enden. Die Hauptsehenswuerdigkeiten hat man sich schnell angeschaut und ein Flair kann ich der Stadt einfach nicht abgewinnen. Vielleicht habe ich aber einfach zu viel erwartet, da mir jeder der schon mal in KL war von der Stadt vorgeschwaermt hat und ich es mir wie ein zweites New York vorgestellt habe, was es aber definitiv nicht ist.

Fuer ein kleines Highlight meines Aufenthalts hat aber Willie gesorgt, der mich in Chinatown ansprach und fragte, ob ich aus Deutschland waere. Da mir sowieso gerade ziemlich langweilig war und ich mir seinen Namen wenigstens merken konnte, beschloss ich mich auf das zu vermutende Verkaufsgespaech einzulassen. Aber Willie wollte gar nix verkaufen, sondern er wollte einen Deutschen mit nach Hause bringen. Seine Schwester fliegt naechsten Monat fuer ein Jahr nach Frankfurt und Oma sowie Mama machen sich grosse Sorgen, weil das so schrecklich weit weg ist und sie noch nie nen Deutschen kennen gelernt haben.
So sass ich ne halbe Stunde spaeter in nem Vorort von KL wurde mit Spaghetti gefuettert, ueber den kalten Regen ausgefragt (irgenwann kam ich drauf, dass sie Schnee meinten) und der Onkel wollte mich ueberreden, doch mal in das Casino zu kommen, in dem er arbeitet (ich koenne gar nicht verlieren, wenn ich an seinem Tisch spiele). Nur die Schwester schien von dem ganzen Prozedere und den Sorgen etwas angenervt. Ja ja fast am anderen Ende der Welt und doch immer die gleiche Story ...

Ich muss jetzt noch einige Stuendchen auf mein Flugzeug warten und dann ist meine Reise vorbei, genause wie erst einmal die Sorgen von Mama und Oma, wobei sich ein neuer Grund fuer Sorgen bestimmt schnell finden laesst