Von Bombay nach Chennai
Varkala-Kanyakumari-Madurai-Trichi-Thanjavur
Kanyakumari
Als die Sonne gluehend heiss im Meer versank um am naechsten Morgen wieder aus demgleichen in den Tag zu steigen wusste ich mit Gewissheit, dass dies der suedlichste Punkt des Subkontinentes war. Sowohl Sonnenauf- als auch untergang koennen hier, am einzigen Punkt Indiens, im Meer betrachtet werden. Der ueberuellte Pilgerort Kanyakumari, an dem sich mir der Witz und das Unbegreifbare Indiens zum ersten Mal auf dieser Reise wieder eroeffnen sollte, liegt etwas schmucklos im Sueden des Bundestaates Tamil Nadu. Die hoffnunglos ueberfuellten Boote, die die Massen an Indern auf die dem Festland abgetrennten Inseln bringen, durften nur mit stinkig-muffigen Schwimmwesten betreten werden, die hoechstwahrscheinlich nicht mal genuegend Auftrieb haetten, um ein Baby im Ernstfall vor dem Ertrinken zu retten. Die pieksauberen Inseln, auf welchen Linien und pfeifende Staatsangestellte die Richtung des Rundgangs vorgeben, boten eine Tempelanlage und eine grosse Statue, die etwas an die Statue of Liberty in New York erinnert.
Die pompoesen Hotelanlagen, die von aussen mit klimatisierten Lokalen werben zeigen den Wahnwitz auf, den man in Indien immer wieder erleben kann - Tischdecken, die seit Wochen nicht mehr gewechselt wurden streiten sich mit den speckigen Glastischen um den Titel des Schmuddelkoenigs.
Madurai
Die Weiterfahrt nach Madurai noerdlich von Kanyakumari war zeitaufwaendig und anstrengend. Fuer westliche Reisende ist es ab einem gewissen Grad schwer nachvollziehbar, mit welcher Unbekuemmerheit, Gelassenheit oder auch Gleichgueltigkeit die Inder den pausenlosen Laerm des Strassenverkehrs, den unvorstellbaren Dreck links und rechts der Strassen und vielmehr die kaum ertraegliche Hitze hinnehmen. Madurai eroeffnete sich von seiner haesslichsten Seite - der Busbahnhof, nach Faekalien und Muell stinkend und bewohnt von Kastenlosen emfing meinen bulgarischen Begleiter Martin und mich nach Sonnenuntergang. Die Stadt zeigte sich auch nicht von ihrer Zuckerseite, denn die pompoes wirkenden Hotels mit Klimatisierten Eingaengen entpuppten sich als ueble Absteigen, in denen wohl einst Bewohner darum wetteiferten, wer sein Zimmer mit Haenden, Fuessen und Koerperfluessigkeiten vom Boden bis zur Decke am meisten verunreinigen kann. Die Unterkunft die wir schliesslich fanden roch noch nach frischer Farbe und Chemikalien, schien aber nicht am besagten Wettbewerb teilgenommen zu haben - lediglich die Bettlaken und Bettdecken waren konkurrenzfaehig.
Dem Sieg der indischen Cricket Nationalmannschaft bei der WM folgte ein silvesteraehnliches Feuerwerksspektakel, und nach einigen Minuten des naechtlichen Laerms schien der Rummel um das Gewinnen der hoechsten sportlichen Auszeichung beendet und der durch Raken, Boeller und Feuervulkane zusaetzlich angehaeufte Muell verdeckte lediglich die fauligen Lebensmittel und Faekalien in den Strassen.
Trichi
Dem Laerm und Dreck Madurais entkommen, fuehrte die mehrstuendige Busfahrt im relativ bequemen Regierungsbus nach Trichi. Der Ort ist nicht viel mehr als eine riesige Bushaltestelle, umgeben von fuer Pilger errichtete Hotels. Wer indische Busbahnhoefe kennt, wird mich nicht beneiden, fuer die 1 Nacht die ich in einer der runtergekommenen Bleiben verbracht habe.
Der Tempelkomplex in Trichi, welcher der groesste Indiens ist war beeindruckend. Es muss grotest gewirkt haben, wie ich barfuss ueber die gluehend heissen Steine gerannt bin, um einen Felsen im Schatten zu erreichen. Eine lustige Abwechslung bot eine hungrige Kuh, die in der Strasse von Laden zu Laden ging, um nach Fressen zu betteln. Im den von indischen Pilgern vielbesuchten suedindischen Kellerrestaurant, in dem Martin und ich assen, zogen wir stets die komplette Aufmerksamkeit der Leute auf uns. Nach einigen netten Unterhaltungen ging es weiter mit dem Bus nach Thanjavur.
Thanjavur
Das Strassenbild von Thanjavur unterschied sich nicht von dem Trichis, allerdings fanden wir eine saubere Unterkunft, was den Aufenthalt wesentlich angenehmer machte. Herr der Ringe zum einschlafen bot die noetige Abwechslung, um sich vom Stress auf den indischen Strassen zu erholen. Der Tempel war abermals aeusserst sehenswert, insbesondere die subtilen Steinmetzarbeiten und die Tanzvorfuehrung haben die Anstrengungen der Anreise entlohnt.
Aufbruch: | 04.03.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 13.04.2011 |
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Indien