Glück und Glas
Rundreise durch die Mongolei
Tag 113 bis 131: Weilt der Gast auch nur kurze Zeit, so sieht er doch viel.
Ich mag keine Milch, es sei denn sie kommt in Gestalt eines Kinderriegels daher. Die Mongolen hingegen lieben Milchprodukte ab einem Stadium, in dem wir in Deutschland anfangen, sie in den Ausguss zu entsorgen. Das bedeutet, Milch wird in der Mongolei erst dann als Delikatesse bezeichnet, wenn sie vergoren oder klumpig ist. Eine weitere, sehr positive Facette mongolischer Lebensart ist die Gastfreundschaft, zu der es gehört, Besuchern immer etwas zu Essen und zu Trinken anzubieten. Ich befinde mich also nach wenigen Tagen in der Mongolei zu Besuch bei einer Nomadenfamilie, die mir mit erwartungsvollen Gesichtern in die eine Hand getrockneten Quark (Aaruul) und in die andere einen Becher gegorene Stutenmilch (Airag) drückt. Abzulehnen würde einer Beleidigung gleichkommen. Also überlege ich hektisch, ob es denn unhöflicher wäre, den Quark heimlich hinter das Bett fallen zu lassen, oder vor das Bett auf den Boden zu brechen. Ich entscheide mich in einem unbeobachteten Moment für die erste Variante und schaffe es nach Vortäuschung einiger Schluckgeräusche den Becher mit einem strahlenden Lächeln und einem, wie ich finde, überzeugenden "Hmm, lecker!" weiterzureichen. Diese kurzweilige Krise sollte aber auch die einzige Situation bleiben, bei der mir die Mongolei mit gemischten Gefühlen in Erinnerung bleibt. Darüber hinaus ist dieses Land einfach wunderschön und einzigartig.
Milchprodukte aus Ziegen-, Stuten- und Kuhmilch.
Beim Airag-stampfen. Allein der Geruch macht schwindelig.
Quark trocknet an der Decke im Ger bis er schön bröckelig und würzig ist.
Ein Ger vor typisch mongolischer Landschaft im Orkhontal.
Die 18tägige Rundreise, die ich bereits von Deutschland aus gebucht habe (www.knut-reisen.de), beginnt in der Hauptstadt Ulan Bator, in der fast die Hälfte der ca. 2,3 Mio Mongolen wohnt. Die andere Hälfte lebt auf einer Fläche verteilt, die der vierfachen Größe Deutschlands entspricht. Im Hostel lerne ich meine Mitreisenden kennen: Nelly, Katharina und Verena. Wir genießen den Luxus, mit einer Dolmetscherin, einem Koch und einem Fahrer zu reisen. Nach einem Klosterbesuch und einigen Einkäufen in UB, wie man hier die Hauptstadt liebevoll nennt, geht es los durch die Steppe Richtung Westen. Die erste Nacht campen wir in der Wüste Bayan Gobi, wo wir am nächsten Morgen einen Kamelausflug machen.
Das Kloster Gandan in Ulan Bator.
Ulan Bator ist eine Metropole, in der fast die Hälfte aller Mongolen wohnt.
Raus aus der Großstadt - rein in die Natur. Die Ziegen werden jeden Abend zum melken in die Nähe der Gers getrieben - ob mit dem Pferd oder dem Motorrad.
Auf dem Weg zur Kleinwüste Gobi.
Und Zack...wir sind in der Wüste.
Ausflug mit Kamelen.
Ein stolzer Kamelbesitzer...
...und ein entspannter Pferdebesitzer. "Wenn das Pferd ruhig ist, dann deshalb, weil sein Meister zu Fuß geht." (mongolische Weisheit)
In Karakorum, der ehemaligen Hauptstadt des mongolischen Weltreichs unter Dschingis Khan, ist unser nächster Stopp. Die heute zerstörte Stadt wurde als Kloster neu aufgebaut. Da es angefangen hat zu regnen und die letzte Nacht besonders kalt war, beschließen wir, anstatt zu zelten, bei einer Nomadenfamilie in einem Ger, der mongolischen Jurte, zu schlafen. Am nächsten Tag fahren wir durch das Orkhontal vorbei an einem Kloster und einem Wasserfall. Da es neben dem Regen in der Nacht begonnen hat zu schneien, schlafen wir auch weiterhin in Gers. In jedem Ger steht in der Mitte ein Ofen, den wir abends und am frühen morgen auf Saunatemperatur hochheizen.
Man sagt, in der Mongolei lernen die Kinder das Reiten bevor sie laufen.
Aus den Überesten der ehemaligen Hauptstadt Karakorum wurde das Kloster Erdene Zuu erbaut, das während der Säuberungen der Kommunisten in den 1930er Jahren aber zum Teil wieder zerstört wurde.
Ausblick aus unserem Zelt.
Eine Yakherde im Orkhontal vor schneebedeckten Bergen.
Wildblühende Wiesen. Es gibt sogar Enzian und Edelweiß wie Unkraut.
Unser Gercamp am Abend.
Am siebten Tag der Reise erreichen wir die Region Arkhangai, wo wir in einem Ger Camp neben den heißen Schwefelquellen von Tsenkher übernachten. Hier haben wir endlich die Möglichkeit ausführlich zu duschen, auch wenn das Wasser nach faulen Eiern riecht. Weiter geht es zum Cañon des Flusses Chuluutyn und anschließend zum Weißen See. Dort besteigen wir den inaktiven Vulkan Khorgo, und besuchen die "Höhle des gelben Hundes". Auf dem Weg dahin haben wir das Glück auf ein Pferderennen im Rahmen des Nadaam Festes, der "mongolische Olympiade" zu treffen.
Der Cañon des Flusses Chuluutyn sieht aus wie im wilden Westen.
Das gespannte Publikum beim Nadaamfest.
Bereits in Moskau gesichtet.
Das Rennen der Dreijährigen (Pferde).
Der "Weiße See" ist blau.
Edelweiß auf Lavastein.
Vulkan und Lavafeld.
In der Reisebeschreibung steht der Hinweis, dass wir uns darauf vorbereiten sollten, Lieder zu singen, denn es sei damit zu rechnen, dass wir abends beim Lagerfeuer bei den Nomadenfamilien zum Singen aufgefordert würden. Leider ist zu diesem Zeitpunkt bereits 3/4 der Reise vorbei und unter den Reisenden macht sich Nervosität breit, ob wir noch zu unserem Auftritt kommen würden. Daher bricht große Freude auf, als wir bei einem Besuch einer Nomadenfamilie, die Milchschnaps brennt, darum gebeten werden, ein Lied zu singen. Leider verlässt die Familie schon nach kurzer Zeit das Ger - wir waren anscheinend nicht nach ihrem Geschmack. Pah, der Milchschnaps dort schmeckt mir auch nicht.
Der Weg zurück nach Ulan Bator führt am Ugii Nuur See vorbei, wo wir zwei weitere Nächte zelten. Nur noch eine halbe Tagesreise von Ulan Bator entfernt, besuchen wir den Hustai Nuruu Nationalpark. Hier haben wir das Glück Murmeltiere und Przewalski-Pferde zu sehen, die einzig noch lebende Population echter Wildpferde. Zurück in UB haben wir noch einen Tag zum shoppen und Wäsche waschen und dann steige ich auch schon wieder in die transmongolische Eisenbahn, die mich in zwei Tagen nach Peking bringt.
Milchschnapsbrennerei.
Autopannen gehören zu Alltag.
Lasst es euch schmecken!
Wildpferde...
...und ein Murmeltier
Abschied in UB.
Aufbruch: | 07.03.2011 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 15.10.2011 |
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