Glück und Glas

Reisezeit: März - Oktober 2011  |  von Katrin Deppen

Varanasi

Heiliges Wasser und Bakterienattacke

Nach einer turbulenten Nachtfahrt mit dem Zug erreichen wir Varanasi. Die chaotische Millionenstadt ist eine der ältesten ununterbrochen besiedelten Städte der Welt und gehört zu den heiligsten Orten Indiens. Um dem Chaos zu entfliehen und um uns von der Zugfahrt zu erholen, suchen wir uns eine ziemlich gute Unterkunft, die etwas außerhalb der Stadt liegt. Von dort aus nehmen wir gleich am ersten Abend eine Rikscha in die Altstadt und sehen dort zum ersten mal den Ganges. Die Ghats sind überlaufen mit Pilgern, die sich mit dem heiligen Wasser von ihren Sünden reinwaschen oder an einigen Orten die Leichen ihrer Angehörigen verbrennen und einäschern. Angeblich kann man sich besonders glücklich schätzen, wenn man in Varanasi stirbt, da nur hier der Kreislauf aus Geburt, Tod und Wiedergeburt durchbrochen werden kann und dem direkten Einzug ins Paradies nichts im Wege steht. Die intimsten Rituale von Leben und Tod finden demnach hier in aller Öffentlichkeit statt und hauen einen erst mal um. Aber nach einiger Zeit gewöhnen wir uns an das Gewusel und beobachten das faszinierende Geschehen um uns herum.
Da wir uns in unserer illustren Reisegruppe mit diversen Krankheiten schön regelmäßig abwechseln, bleibe ich am nächsten Tag im Hotel und pass auf Sonja auf, die es dieses mal ziemlich schlimm erwischt hat. Nach telefonischer Rücksprache mit meinem Hausarzt in Osnabrück, bringe ich das Paracetamol vor Sonja in Sicherheit, die sich schon einen heimlichen Vorrat für die nächste Magenkrampf-Attacke angelegt hat. Glücklicher Weise bestätigt sich unsere schlimmste Vermutung, ein Blinddarmdurchbruch, nicht.
So können wir auch am nächsten Tag wieder in die Stadt aufbrechen und am frühen Morgen eine Bootsfahr auf dem Ganges machen. Hier besteht die größte Herausforderung für uns darin, nicht mit dem "heiligen" Wasser in Berührung zu kommen, denn folgende Beschreibung über die Wasserqualität des Ganges verleitet uns dazu, trotz Temperaturen von 41 Grad jeden Quadratmillimeter unserer Haut zu bedecken: "Wasser, das zum Baden unbedenklich ist, sollte weniger als 500 Kolibakterien pro Liter enthalten - und die Proben aus diesem Flussabschnitt weisen derzeit 1,5 Mio. dieser Bakterien pro Liter auf. Das Wasser ist teilweise derart verunreinigt, dass der Fluss septisch ist und keinen Sauerstoff enthält". Leider fällt Janinas Schal irgendwie ins Wasser und auch so werden wir durch die Gischt und die Ruder etwas nass. Ob es nun tatsächlich etwas mit dem Gangeswasser zu tun hatte oder mit dem Apfelkuchen mit Schlagsahne...seit unserem Aufenthalt in Varanasi hat es nun zur Abwechslung Janina erwischt. Die Arme!
Am dritten Tag habe ich noch das Glück in einer Seitenstraße einen Glaser / Metallbauer zu entdecken, der mir ausführlich und stolz sein Unternehmen zeigt und von seinem Beruf erzählt. Nach drei Tagen verlassen wir schweren Herzens Varanasi um den Weg nach Goa anzutreten. Nach knapp drei Wochen Rundreise im Norden freuen wir uns jetzt aber auch total auf Sonne, Strand und Meer.
Liebe Grüße und bis denn, Katrin

Nicht nur die Pilger baden gerne im Ganges.

Nicht nur die Pilger baden gerne im Ganges.

Janina und Alex posieren mit einer indischen Familie an den Ghats. Täglich werden wir von Indern gefragt, ob sie ein Foto mit uns machen dürften. Wir verlangen dafür jetzt 50 Rupien pro Bild.

Janina und Alex posieren mit einer indischen Familie an den Ghats. Täglich werden wir von Indern gefragt, ob sie ein Foto mit uns machen dürften. Wir verlangen dafür jetzt 50 Rupien pro Bild.

In der Abenddämmerung zeigt sich Varanasi von seiner romantischen Seite.

In der Abenddämmerung zeigt sich Varanasi von seiner romantischen Seite.

In der Morgendämmerung auf dem Ganges ist alles noch ganz friedlich.

In der Morgendämmerung auf dem Ganges ist alles noch ganz friedlich.

An den Ghats wird nicht nur gebadet sondern auch Wäsche gewaschen, gespielt oder meditiert.

An den Ghats wird nicht nur gebadet sondern auch Wäsche gewaschen, gespielt oder meditiert.

An diesem Ghat werden die Leichen verbrannt. Im Hintergrund sieht man die Holzstapel.

An diesem Ghat werden die Leichen verbrannt. Im Hintergrund sieht man die Holzstapel.

Er saß dort übrigens den ganzen Tag ohne sich zu bewegen. Zumindest soweit wir das beobachten konnten.

Er saß dort übrigens den ganzen Tag ohne sich zu bewegen. Zumindest soweit wir das beobachten konnten.

Auch in Indien gibt es "Glas nach Maß". Ausstellung, Beratung, Montage - alles aus einer Hand!

Auch in Indien gibt es "Glas nach Maß". Ausstellung, Beratung, Montage - alles aus einer Hand!

Varanasi Street Art

Varanasi Street Art

Städtische Panoramabilder werden durch Baby-Tiere einfach aufgewertet.

Städtische Panoramabilder werden durch Baby-Tiere einfach aufgewertet.

© Katrin Deppen, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Sachen sind gepackt und ausgepackt und neu gepackt und vorsichtshalber noch mal ausgepackt und dann nach einem sehr ausgefeilten System zum letzten Mal gepackt. Heute abend geht es los: zuerst nach Indien, dann nach Nepal, dann wieder nach Indien. Anschließend gehts es nach Russland über die Mongolei nach China und von dort nach Australien. Weiter ist die Reise noch nicht geplant...
Details:
Aufbruch: 07.03.2011
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 15.10.2011
Reiseziele: Indien
Nepal
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Australien
Argentinien
Der Autor
 
Katrin Deppen berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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