Unser Traum von Australien
Kakadu und Litchfield
Nach langem Überlegen, einigen Diskussionen und einer Job-Überraschung hatten wir eine Entscheidung getroffen! (Nein nicht was ihr denkt!!!)
Wir haben beschlossen uns zu entspannen und einfach so lange weiter zu reisen bis uns das Geld aus geht - ohne zu arbeiten!
Wir denken, dass wir es bis nach Sydney und vielleicht sogar noch bis nach Melbourne schaffen können. Dann sind wir fast einmal um Australien gereist!
Anfang der Woche gab es in Darwin eine Jahresebbe, was bedeutet, dass die Ebbe an diesem Tag niedriger war als sie es im Rest des Jahres sein wird. Da der Strand vor unserer Tür liegt, war das eine gute Gelegenheit Muscheln sammeln zu gehen. Die Ausbeute war riesig, jedoch weiß ich nicht wie ich alles nach Hause schleppen soll.
Auch sehr erwähnenswert ist, dass im Haus in dem wir wohnten, zwischen dem EG und OG ein Opossom haust. Da das Haus wohl nicht nach deutschen Standards gebaut wurde, kann das Opossom von der Seite des Hauses ganz einfach rein. Den Geräuschen nach zu Urteilen jagt das Opossom dort oben Ratten. Zum Glück sind wir an dem Tag, an dem wir den Todeskampf einer Ratte mitanhören und den Urin des Opossoms in der Nacht riechen mussten, aufgebrochen.
Mitte der Woche haben wir uns für ein paar Tage von Costa, Pip und Adam verabschiedet um Ausflüge zu verschiedenen National Parks zu machen.
Leider ist die Autobatterie (wieder mal) nicht angesprungen! Zum Glück haben wir eine Zweite, mit der Kelly dann doch noch starten konnte. Wir haben uns überlegt eine neue Batterie zu kaufen, aber irgendwo muss man ja sparen!
Zum Stichwort Sparen fällt mir auch wieder ein, dass eine Sache bisher unerwähnt blieb: Wir haben uns, da es auf den langen Reisen manchmal langweilig wird, gleich 12 Bücher über www.amazon.de bestellt. Die liefern sogar bis nach Australien, kaum zu glauben. Ab einem Bestellwert von 20 Euro spart man sich sogar die Versandkosten und die Einfuhrgebühr für alles zusammen hat auch viel weniger gekostet als ein normales Paket wenn es von Deutschland nach Australien geschickt wird.
Nachdem wir endlich los kamen, sind wir noch schnell zur Post gefahren. Glücklicherweise war das Paket schon einen Tag früher da, wir haben uns sehr gefreut unser Hirn wieder anstrengen zu können. (Wobei erwähnt werden muss, dass ich hier schon ein englisches Buch gelesen habe.)
Noch am selben Tag haben wir den von Darwin 300km entfernten Kakadu National Park erreicht, der zum Weltkultur- und Naturerbe gehört. Hier kann man die älteste lebende Kultur der Welt bestaunen, sowie die vielen verschiedenen Vogelarten und Krokodile die dort leben. Unser erstes Ziel hieß Ubirr. In diesem Gebiet haben wir zuerst eine kleine Wanderung gemacht auf der wir zum ersten Mal in unserem Leben echte Höhlenmalerei von Aborigines bestaunen konnten. Die Zeichnungen sind mehrere tausend Jahre alt und erzählen Geschichten von Traditionen, Gesetzen und vom Leben der Aborigines, aber auch vom `weißen Mann`. Die Zeichnungen an den Felswänden sind sehr empfindlich, weshalb sie durch eine Silikonschicht geschützt werden müssen.
Da es schon recht spät am Tag war, haben wir uns den Sonnenuntergang von einem Berg aus angesehen. Von dort oben hatten wir einen grandiosen Blick über die Landschaft. Zu unserem Glück fand auf diesem Berg, kurz vor Sonnenuntergang, ein Ranger Talk statt. Dabei hält ein Ranger kostenfrei einen kleinen Vortrag über verschiedene Themen. Das ist eine echt tolle Sache, da man umsonst etwas über das Land und die aborigene Kultur lernen kann. In diesem Ranger Talk ging es um die Gegend, darum, welche Ureinwohner hier noch leben, wie sie leben, wie sich die Natur zu den verschiedenen Jahreszeiten verändert und wie die Aborigines damit umgehen und arbeiten.
Am Abend haben wir auf einem Campspot übernachtet, auf dem wir in der Nacht dem Konzert der Moskitos lauschen durften. Zum Glück haben wir ein Fliegennetz! Am nächsten Tag haben wir das Netz jedoch mit einem Insektenspray eingesprüht, danach konnten uns die lästigen Tierchen wohl nicht mehr riechen.
Tags darauf haben wir früh am morgen eine Wanderung gemacht auf der wir durch riesige Gesteinsformationen gehen mussten. Hier konnten wir weitere Zeichnungen der Aborigines bestaunen und haben wieder einmal zur rechten Zeit durch Zufall einen Ranger Talk mitbekommen. Diesmal ging es um die Zeichnungen an der Feldwand, die das Thema Familienkonstellationen anspricht. In dieser Region Australiens gibt es verschiedene Aborigine Stämme, die verschiedene Namen tragen und diese stückweise an ihre Nachkommen weitergeben. Die einzelnen Aborigines haben drei verschiedene Namen: den skin name, der sich aus einer Zusammensetzung vom Namen der Mutter und des Vaters bildet, das Totem, ein Tier in dessen Zeichen der Aborigine lebt und den westgesellschaftlichen Namen. Außerdem ging es darum, dass die Aborigines nicht mit jedem in Kontakt treten geschweige denn eine Beziehung hegen dürfen. Dafür gibt es ein Regelsystem, dass verhindern soll, dass genetisch betrachtet schlechte Nachkommen entstehen. Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass dieses System perfekt ist.
Nach dem wir gefrühstückt hatten mussten wir erst einmal 140km fahren um zur nächsten "Sehenswürdigkeit" zu gelangen. Dabei hatten es die letzten 40km in sich: dieser Teil des Weges ist nicht asphaltiert (dirt road) und führt über sehr steinige und holprige Wege. Da wir kein 4WD haben und Kelly nicht für solche Wege gemacht ist, mussten wir in den sauren Apfel beißen und sind mit mal mehr und mal weniger als 20km/h und über zwei Stunden zu unserem Ziel geschaukelt. Der Wagen und alle seine Einzelteile wurden dabei von vorne bis hinten kräftig durchgerüttelt, so, dass sogar etwas Rost von der Decke abfiel! Doch unsere Geduld hatte sich gelohnt, unser Ziel namens Gunlom war ein wunderschönes türkisfarbenes Wasserbecken unter einem Wasserfall. Doch das Beste und Atemberaubendste sollte noch kommen. Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, machten wir uns auf den Weg, den Berg zu besteigen, hoch hinaus zum oberen Teil des Wasserfalls. Der schweißtreibende "Weg" führte uns steil nach oben über Stock und Stein. Ich wusste ja nicht was mich erwartet, doch oben angekommen war es einfach nur atemberaubend schön. Das Wasser floss durch Felsformationen in mal mehr und weniger große Wasserbecken bevor es den Berg hinunter stürzte. Das Wasser war klar und man konnte bis auf den sandigen und teilweise auch roten Grund schauen. Von dort oben hatten wir einen fantastischen Ausblick. Genialerweise konnten wir in den Wasserbecken mit angenehm erfrischendem Wasser schwimmen gehen und die Schönheit der Umgebung genießen.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Campground neben dem Wasserfall. Wir haben schnell bemerkt, dass nicht nur wir diese Gegend Australiens paradiesisch finden, sondern auch tausend Vögel verschiedener Arten.
Übrigens: Auf dem 40km langen Rückweg von Gunlom zurück zur asphaltierten Straße, bleibt, während man nur 20km/h fahren kann, jede Menge Zeit für Experimente.
Auf dem Rückweg nach Darwin sind wir in den Litchfield National Park gefahren. Den ersten Halt haben wir an Riesentermitenhügeln (Magnetic Termite Mouds) gemacht, in deren unmittelbarer Nähe es ein Feld zu sehen gibt, das aussieht wie ein Friedhof - die Gräber sind jedoch Termitenhügel.
Noch am selben Tag sind wir zu Buley Rockhole gefahren, einem Fluss mit vielen kleinen, tiefen und weniger tiefen, natürlichen "Pools" in denen man sich abkühlen kann. Den Abend haben wir auf dem anliegenden Campground verbracht und ein sehr einfaches aber sehr leckeres Essen gekocht. (Hier schnell das Rezept: In einer Pfanne Zwiebeln und rohe Kartoffelstückchen mit Öl und Wasser anbraten bis sie gar sind. In einer anderen Pfanne Zwiebel, Zucchinischeiben und frische Champignons dämpfen bis sie ebenfalls gar sind. Am Ende gibt man Sahne in die Pilzpfanne. Würzen, servieren, guten Appetit. Sehr lecker auch ohne Fleisch.) An diesem Abend haben wir noch ein Wallabie mit seinem Jungen gesehen. Das war sehr schön.
Einen Tag darauf haben wir eine Wanderung zu den Florence Falls gemacht, die man zuerst von einer Plattform in schwindelerregender Höhe betrachten kann. Unten angekommen findet man die beiden Wasserfälle hinter einem Fels. Das Wasser ist klar und sieht sehr einladend aus. Im Anschluss haben wir noch eine Wanderung zurück zum Parkplatz gemacht auf der wir durch verschiedene Vegetationen gelaufen sind. Zuerst ging es durch eine Art Regenwald in dem es eher kühl und finster war. Es gab sehr viele grüne Pflanzen. Der Weg führte entlang eines kleinen Baches dessen Plätschern wir fortwährend hören konnten. Irgendwie drängte sich uns der Satz auf: "Wo wir hier rum laufen, das wird uns keiner glauben, das hat noch keiner gemacht!"
Je höher wir kamen desto trockener wurde die Vegetation bis wir uns schließlich in einer Art Steppe mit verdörrten und vertrockneten Pflanzen befanden. In der zweite Hälfte des Tages sind wir zu den Wangi Falls gefahren. Wir haben uns darauf gefreut schwimmen zu gehen, leider war das riesige Wasserbecken am Ende des Wasserfalls aufgrund der Gefahr durch Krokodile gesperrt. Kurz zuvor muss es wohl einen Vorfall gegeben haben, da die Wangi Falls im Reiseführer wie auf den Infotafeln als ein Ort beschrieben werden an dem man sehr gut schwimmen gehen kann, an dem es keine Krokodile gibt. Wenigstens konnten wir hier die zig Flughunde beobachten die faul in den Wipfeln der Bäume hingen.
Ein weiteres Highlight, auf unserem kurzen Trip zu zweit, war Berry Springs. Hier sollte es Hot Springs geben. Darunter konnte ich mir nicht viel vorstellen, da ich noch nie zuvor heiße Quellen gesehen hatte. In dem Park mit vielen Bäumen und grünen Wiesen angekommen erblickten wir die beiden heißen, natürlichen Wasserbecken, die sich vor uns inmitten der herrlichen Natur auftaten. Das Wasser war zwar nicht klar, dafür jedoch absolut türkis und tatsächlich, die Wassertemperatur glich der einer gut gewärmten Badewanne.
Der Ausflug und die Tage zu Zweit haben uns sehr gut getan. Es war toll einfach nur mal unter sich zu sein und Zeit für sich zu haben. Wir haben uns super verstanden, viel gelacht, geredet und gelesen. Zurück in Darwin angekommen konnten wir unsere letzte Nacht zum Glück bei Pip und Adam verbringen, die uns am Abend dazu eingeladen hatten einen ihrer selbst gefangenen und in Salzwasser gekochten Riesenkrebse zu essen. Das Aufbrechen des Krebses war eine wahre Sauerei, doch das Fleisch hat fantastisch nach Me(e/h)r geschmeckt.
Aufbruch: | 30.05.2011 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 30.05.2012 |