Unser Traum von Australien
Rund um Cairns
Montag mittags haben wir uns endgültig von Pip, Adam und deren Hund Costa verabschieden müssen. Es war zwar irgendwie etwas schade Costa und die komfortablen Annehmlichkeiten hinter uns zu lassen, aber wir wollen ja auch voran kommen.
In Matarranka haben wir am ersten Tag der Abreise Rast gemacht um uns die heißen Quellen, die es dort gibt, anzusehen. Die erste Quelle befindet sich mitten im Wald, sieht eigentlich mehr wie ein Sumpf aus, ist jedoch in Wirklichkeit ein Fluss. In dieser Szenerie hätte man nun wirklich Krokodile erwartet. Aber vielleicht ist es ihnen in den Quellen Matarrankas zu heiß und so konnten wir uns ohne Probleme in das heiße Wasser begeben. Sogar ich habe mich getraut. Die zweite Quelle verläuft durch einen Ferienpark und ist gesäubert.
Heiße Quellen von Matarranka
Der weitere Verlauf der Fahrt verlief in immer mehr aufkommender, aber still schweigender Verärgerung. Für den Weg von Darwin nach Cairns, der 2900 km lang ist, hatten wir wieder einen Mitfahrer gefunden um uns die Kosten für das Benzin und die Lebensmittel, sowie die zu fahrenden Kilometer zu teilen. Unser zweiter Mitfahrer (Italiener, 22) war sehr desinteressiert an uns, wollte jedoch immer über alles bestimmen, vor allem wenn es darum ging was und wie wir kochen sollten. Außerdem war er leidenschaftlicher Pfeifer und Stöhner - wenn er nicht grade während der gesamten Fahrt gepfiffen hat, gab er immer wieder kleine Stöhnlaute von sich - warum wissen wir bis heute nicht.
Auf dem Weg
Zwei Vorkommnisse müssen jedoch noch erwähnt werden.
Mitte der Woche kamen wir gegen Abend an einem Rastplatz an. Wir waren froh, denn die Fahrt war wieder anstrengend und wir freuten uns auf das bevorstehende Essen. Gerade als das Essen fertig war und wir anfangen wollten zu essen, tauchten immer wieder große Ratten im Licht der Kerze auf. Sie liefen unter unserem Tisch und den Stühlen umher. Da ich mich noch nie mit Ratten konfrontiert sah, habe ich mich sehr erschreckt. Die Ratten kamen immer wieder an, trotz aller Versuche sie zu verjagen. Für mich war das ein Grauen und der Abend gelaufen, ich habe mein Essen stehen lassen und musste in den Bus gehen. Nicht nur mir ging es mit dieser Situation schlecht, wir konnten noch ein anderes Mädchen auf dem Rastplatz weinen und aufschreien hören.
Am vorletzten Abend der sechstägigen Reise nach Cairns fuhren wir wieder einmal einen der kostenlosen Rastplätze an. Dieser kleine Rastplatz befand sich am Ende einer Sackgasse, direkt am Meer und war leider schon voll. Wir mussten uns also direkt vor den Rastplatz stellen, auf ein Stück Wiese, dass an einen Spielplatz grenzte. Wir dachten es sei trotzdem noch ein sehr guter Platz, an dem wir niemanden der Anwohner stören würden.
Wir hatten gegessen, das Zelt unseres Mitfahrers aufgebaut, noch etwas gelesen und sind dann früh eingeschlafen.
Mitten in der Nacht (ca. 01:00Uhr) steht Markus auf um auf die Toilette zu gehen, ich frage ihn noch was er macht und als ich mich umdrehe sehe ich mich einer riesigen Wasserfontäne gegenüber die mir direkt ins Gesicht und in unseren VAN spritzt. Bis Markus an die Rückseite des Autos gerannt ist, um sie zu schließen waren natürlich schon die Matratze, die Kissen und die Decken nass. Auch unser Mitfahrer stand draußen, bis auf die Knochen pitschnass - ihn hatte die Wasserfontäne schon um 23:00Uhr erwischt als sie direkt ins Zelt spritzte ohne ihre Richtung zu verändern. Und auch als er die Position seines Zeltes veränderte, in der Hoffnung trotz der Nässe weiter schlafen zu können, erwischte ihn zu späterer Zeit eine zweite Wasserfontäne. In Australien gibt es wirklich für alles Hinweisschilder, nur für die Zeiten der Sprinkleranlage nicht.
Uns blieb nichts anderes übrig als die Matratze umzudrehen und unter der trockenen Seite einer Bettdecke weiter zu schlafen, unser Mitfahrer hatte nicht so viel Glück, er musste sich komplett durchnässt in sein unter Wasser stehendes Zelt zurück begeben.
Je näher wir Cairns kamen desto heimischer fühlten wir uns. Wir fuhren entland saftig grüner Wiesen und Berge auf denen Pferde und Kühe standen. Alles erschien in saftigem grün. (Mir selbst erschien es Anfangs etwas unwirklich, bis ich merkte, dass es am gelben Ton meiner Sonnenbrillengläser lag.) Schaut man jedoch genauer hin, erkennt man natürlich, dass wir uns nicht mitten im deutschen Allgäu sondern im Norden der australischen Ostküste befinden. Alle Pflanzen sind sehr tropisch und exotisch, was hier jedoch normal ist.
Am letzten Tag der Reise kurz vor Cairns war sogar das Wetter mal recht schlecht, was zum heimischen Gefühl beitrug. Die Wolken hingen sehr tief unten und hüllten die umliegenden Berge, die aussehen als seien sie mit einer kuscheligen Moosschicht bedeckt, in einen mystischen Nebel.
Schlechtes Wetter
Samstag Mittag sind wir in Cairns angekommen. Cairns ist eine sehr kommerzielle Stadt in der man mit Reizüberflutung, durch die vielen bunten Reklamen der Geschäfte, rechnen muss.
Nachdem wir unseren Mitfahrer in einem Hostel abgeliefert hatten, konnten wir endlich in den öffentlichen Sanitäranlagen Cairns´ duschen gehen. Frisch und sauber haben wir uns dann noch einen kleinen Markt am Hafen angesehen und sind etwas Essen gegangen.
Am Abend stellte sich dann die große Frage: Wo schlafen wir heute Nacht?
Da wir sparen wollen, gehen wir nur ungern in einen Caravan Park. Doch ein netter Backpacker den wir auf dem Weg getroffen hatten, gab uns den Tipp, dass es kein Problem ist in Cairns im Auto zu übernachten, solang man sich von den Innenstadt fern hält. Offiziell ist es natürlich verboten irgendwo im Auto zu übernachten. Wir haben letztendlich einen Platz unter einem Baum, auf einem Grünstreifen inmitten einer Mischung aus lebendiger Wohngegend und verlassenem Industriegebiet gefunden. Niemanden hat sich für uns interessiert und sogar die Polizei die in der Nacht an uns vorbei gefahren ist, als Markus sich gegen einen Baum entledigt hat, schien es nicht zu kümmern.
Tags darauf haben wir einen Gemüsemarkt entdeckt auf dem es wirklich alles an Gemüse gab und wir im Vergleich zum Supermarkt wirklich sehr günstig direkt vom Bauern einkaufen konnten.
Im Anschluss machten wir eine Wanderung durch den Stadtpark, der eher ein Stadtberg ist. In diesem Park betritt man einen Regenwald indem es kühl und leise ist und man auf dem Weg immer wieder wilde Truthähne sehen kann. Doch auch viele Jogger sind an uns vorbei gerannt - auch sie müssen dem Fitness Wahn verfallen sein, warum sonst rennt man gefährlich steile, steinige Hänge hoch und runter und macht sich seine Gelenke kaputt?!
Am Abend haben wir auf den Nightmarkets gegessen. Man kann es sich wie eine kleine Großmarkthalle vorstellen in der sich rechts und links verschiedene asiatische Essensstände aneinander reihen, an denen man sich für einen festgelegten Preis am Büffet bedienen kann.
Ausflug in den Stadtberg von Cairns
Zu Beginn der neuen Woche haben wir Cairns für ein paar Tage hinter uns gelassen um uns den Norden über Cairns anzusehen. Am ersten Tag haben wir uns Stoney Creek, einen Flusslauf mit vielen großen Felsen, Steinen und kleinen Wasserfällen mitten im Regenwald, angesehen. Leider war es zu kalt um sich im Wasser zu erfrischen, jedoch konnten wir in diesem herrlichen Fluss, Wasser zum waschen abfüllen.
Auf dem weiteren Weg zu den Crystal Cascades fuhren wir durch ein kleines Städtchen namens Redlynch, dass wirklich so entzückend, schön und gepflegt war, das wir am liebsten gleich dort geblieben wären.
An den Crystal Cascades angekommen, zerschlug sich unsere Hoffnung auf besseres Wetter um schwimmen gehen zu können, dafür haben wir jedoch Schildkröten gesehen.
Am frühen Abend haben wir uns gerade auf dem Parkplatz vor den Crystal Cascades unser Abendessen gekocht, als uns zwei Franzosen ansprachen. Sie fragten ob wir sie mit zur nächsten Bushaltestelle nehmen können, die übrigens ca. 7km entfernt lag - sie waren den ganzen Weg gelaufen.
Als es dunkel war begannen wir mit der Suche nach einem Platz an dem wir die Nacht verbringen konnten, ohne die Aufmerksamkeit der Anwohner oder der Polizei zu erregen. Im vorbei fahren registrierte ich im Augenwinkel in einer Sackgasse hinter einer Kirche ein Wohnmobil, fuhr jedoch weiter, bis mir klar wurde, was das bedeutete. Wir machten kehrt und stellten uns hinter das Wohnmobil, so, dass es uns von der größeren Straße aus verdeckte. Im Wohnmobil selbst war niemand zu sehen, nichts zu hören. Doch plötzlich kamen aus der griechisch orthodoxen Kirche zwei Menschen raus, die uns ansprachen und fragten ob wir hier schlafen wollen. Zuerst dachten wir, sie wollen uns mitteilen, dass das schlafen im Auto in Australien verboten ist, doch es stellte sich schnell heraus, dass die beiden netten Griechen die Besitzer des Wohnmobils sind und jeden Abend auf die selbe Suche gehen wie wir.
Das Paar lebt schon seit 60 Jahren in Australien, jedoch finden sie auch, dass Australien im Gegensatz zu Europa die Kultur und die Geschichte fehlt.
Stoney Creek und Crystal Cascades
Am nächsten Tag besuchten wir Kuranda, ein kleines Städtchen auf einem Berg, das für seine Märkte bekannt ist. Die Märkte waren jedoch nicht großartig anders als die in Cairns, dafür waren die öffentlichen Toiletten des Informationszentrums sehr schön.
Nachdem wir Kuranda schnell wieder verlassen hatten, fuhren wir zur bekannten mossman gorge. Wir waren schon auf dem Hinweg genervt, da sich die Autos schon in den schmalen Serpentinen tümmelten und viel gedrängelt wurde.
Wir haben dann einen Spaziergang durch den Regenwald, entlang des mossman rivers gemacht. Dabei ist uns nicht nur wieder der wilde Truthahn über den Weg gelaufen, nein wir haben auch Barbie und Ken samt Kinder und sogar David Hasselhoff gesehen.
Leider war es auch an diesem Tag zu kalt um baden zu gehen, wofür wir jedoch wieder einmal entschädigt wurden. Als wir an der mossman gorge saßen haben wir einen sehr schönen und seltenen Schmetterling gesehen, er war sehr groß und leuchtend blau.
Außerdem sind wir mit zwei deutschen Frauen ins Gespräch gekommen, die schon seit über 50 Jahres in Australien leben. Eine der beiden, Irmgard, kommt ursprünglich aus Hessen und ist sogar mit einer Frau aus Ober-Roden befreundet. Ja, die Welt ist klein!
Auch an diesem Abend suchten wir wieder einen Schlafplatz. Während wir jedoch gerade, auf dem Parkplatz eines Informationszentrums in Port Douglas, das Abendessen machten, sprach uns ein Paar aus Malta an. Sie fragten uns, ob wir auf diesem Platz übernachten würden, auch sie waren auf der Suche nach dem geeigneten Platz fürs schwarz campen. So taten wir uns zusammen und verbrachten die Nacht auf dem Parkplatz. Es war ein sehr glücklicher Zufall, dass wir die beiden getroffen haben, denn Joe gab uns am nächsten morgen Silikon mit dem wir ein kleines Loch im Autodach schließen konnten. Das Loch ist durch den Rost und auf den holprigen Fahrten über dirt roads entstanden. Im Gegenzug haben wir den beiden einen angebrochenen Kuchen geschenkt, der uns nicht, ihnen aber sehr geschmeckt hat.
Mossman
Mossman
Trotz schlechten Wetters setzten wir unsere Weiterfahrt Richtung Norden fort. Wir mussten mit der Fähre einen Fluss überqueren um zu unserem Ziel, Cape Tribulation, zu gelangen. Hier gibt es sehr schöne Strände, die direkt auf den Regenwald treffen. Leider konnten wir die Schönheit dieser Gegend auf grund des Wetters nur begrenzt genießen. Daraufhin haben wir uns ausnahmsweise in einen Caravan Park eingemietet, geduscht, Wäsche gewaschen, alle elektrischen Geräte aufgeladen, vorgekocht, Filme geschaut und gelesen - auch schön! Der Caravan Park befindet sich, wie alles hier am Cape Tribulation, mitten im Regenwald. Am frühen Abend konnten wir dann noch durch Zufall einen sehr schönen und seltenen Vogel sehen. Der Cassowari hat eine ähnliche Statue wie ein Straus, seine Federn sind jedoch pechschwarz und sein Kopf erschillert in leuchtenden blau und rot Tönen.
Am Ende unseres kleines Ausfluges durften wir erleben, was es bedeutet sich im Regenwald zu befinden - es hat uns eiskalt erwischt als es am Strand plötzlich anfing zu regnen.
Die engen Straßen auf Cape Tribulation, Wiesen die aussehen wie die in Deutschland und der Cassowari
Strände auf Cape Tribulation, Regenwald trifft auf Riff und Mangroven die vom Salzwasser leben
Nach dem wir zwei Tage wegen schlechten Wetters darauf gewartet hatten, machten wir am letzten Tag der Woche eine Tour nach Fitzroy Island. Leider hatte es auch an diesem Tag in Strömen geregnet.
Da Cairns sich am Great Barrier Reef befindet und wir das Riff sehen, aber auch gerne eine Kajaktour machen wollten haben wir uns für den Ausflug auf die Insel Fitzroy Island entschieden, da hier beides gut vereinbar ist. Zu Beginn des Ausflugtages machten wir uns schon früh am morgen af den Weg zur Fähre. Dort angekommen strömten Massen von Touristen auf den Steg an dem die Ausflugsboote anlegen - leider ging keiner zu unserer Fähre. Wir dachten, dass das doch irgendwie ein schlechtes Zeichen sein muss, zudem sah die Fähre im Gegensatz zu den anderen Booten etwas abgefrackt aus. Zum Schluss haben sich die Passagierplätze doch noch gut gefüllt und wir waren beruhigt. Die Überfahrt dauerte 45 Minuten und wir merkten beide schnell, dass wir überraschenderweise seekrank sind. Durch den starken Regen und Wind wurde die Fähre ganz schön hin und her geschaukelt, als wir endlich ankamen war und kotzübel. Trotz des schlechten Wetters, dass sich im Laufe des Tages besserte wurde es doch ein sehr schönes und auch lustiger Tag. Wer macht schon eine Kajaktour im Regen?! Leider wurde uns auch während der mehrstündigen Kajaktour übel, da auch diese uns seekrank machte. Das war irgendwie lustig, weil wir zu Beginn die schnellsten und Besten von den Kajakern waren, doch das nahm schnell ab und zum Schluss kamen wir als letzte wieder am Ufer an. Wir haben Schwärme von Sardinen gesehen, Fliegenfische und natürlich viele Korallen. Leider geht das Riff durch den Tourismus immer mehr kaputt. Wir konnten Tausende von toten Korallenbruchstücken af dem Meeresboden sehen, sowie am Strand. Bunte Fische aller Arten kann man nicht mehr erblicken und auch die noch lebenden Korallen erscheinen nur noch in verblassten Pastelltönen, was auf ihren Zustand hinweist. Um in eine bunte Welt der Farben.- und Artenvielfalt eintauchen zu können muss man schon tiefer ins Meer hinein, an unberührte Stellen des Riffes.
Nach unserem Kajakausflug hatte Markus eine grüne Kokosnuss gefunden und mit dem Messer geöffnet. Das war total klasse, denn wir konnten den Saft der Kokosnuss probieren und auch das noch weiche Fruchtfleisch. Für diesen Tag waren wir so durchfroren, dass wir nur noch in voller Montur am Strand lagen, die spät erschienene Sonne genossen und dem Klirren der angespülten Korallenbruchstücke lauschten.
Fitzroy Island
Aufbruch: | 30.05.2011 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 30.05.2012 |