Unser Traum von Australien
Sydney
Auf dem Rückweg nach Sydney haben wir noch einen zweitägigen Halt in Melbourne gemacht.
Melbourne ist eine wirklich schöne Stadt, die meiste Zeit jedoch wirklich kalt. Wir haben bei einem Italiener hervorragend zu Abend gegessen und im Anschluss neben dem Bahnhof, auf einem freien Parkplatz geschlafen. (Natürlich im Auto!)
Da wir Melbourne am Wochenende besuchten, kann man sich ja vorstellen, was die ganze Nacht auf der Straße los war.
Nachdem wir uns über das Internet wieder eine helpx Familie gesucht hatten und von dieser auch eine Zusage erhalten haben, waren wir froh wieder kostengünstig unter zu kommen. Wir wussten jedoch nicht was uns erwarten wird.
In "9 Numa St., Balmain" angekommen (bitte in google maps nachschauen!!!), konnten wir unser Glück nicht fassen. Wieder haben wir einen Volltreffer gelandet, was unsere Unterkunft betrifft. Wir wohnen direkt am Meer, im Hafen Sydneys! Wir können die Habour Bridge sehen, eine von Sydneys Skylines und all die kleinen und großen Boote und Schiffe die an dem Haus vorbei fahren. Das Grundstück ist terrassenförmig angelegt, es gibt viele Pflanzen, einen Gemüsegarten, zwei Hunde, ein Baby und ein wunderschönes Haus. Wir arbeiten am Tag 4 Stunden 4-5 Tage die Woche und bekommen dafür drei mal am Tag zu essen und haben ein eigenes Zimmer mit Bad. Ich erledige die Hausarbeit und passe auf den kleinen Harrison auf und Markus baut den Garten aus. Cybele und Gordon, das Paar dem das Haus gehört, sind sehr nett und kochen sogar jeden Abend kulinarische und ausgefallene Köstlichkeiten.
Ausblick von innen
Unser Ziel war es, das Auto Kelly in Sydney zu verkaufen. Gleich zu Beginn unseres Aufenthalts in Sydney haben wir eine Anzeige in einem bekannten Backpacker Portal im Internet geschaltet - da waren wir nicht die einzigen.
Außerdem sind wir umher gefahren und haben in den Backpacker Hostels Zettel verteilt, auf denen wir unser Auto anboten.
In der ersten Woche kamen entweder nur Anfragen, die zu wenig bieten oder unseriöse Angebote, die uns mit PayPal über den Tisch ziehen wollten. Obwohl wir eine Besucherzahl von über 500 auf der Internetanzeige hatten, schien das Interesse an Kelly gering. Markus und ich wechselten uns mit der Nervosität ab.
Erst als sich zu Beginn der zweiten Woche dann auch noch ein deutsches Pärchen den Van ansah, aber absagte, kamen wir in die Gänge und setzten den Preis für Kelly im Internet runter und versuchten mit vielen Bildern zu punkten. Die ersten drei Tage tat sich gar nichts!
Freitags war Markus und mein zweiter Jahrestag. Am Samstag danach konnten wir beide nicht im Haus schlafen, da das Zimmer für dieses Datum schon lange vorher an Besuch vergeben worden war. Und wir hatten noch ein Abschiedsgeschenk einzulösen: zwei Hotelübernachtungen! Eigentlich hat eins zum anderes gepasst und alles schien perfekt zu passen! Das Hotel (noch mal vielen Dank für das schöne Geschenk!!!) war schnell gebucht und den Freitag und Samstag haben wir frei bekommen! Wir starteten den Tag also mit spät aufstehen, schön frühstücken und gegen Mittag in der Stadt bummeln gehen!
Gegen frühen Abend im Hotelzimmer angekommen, freuten wir uns darauf es genießen zu können und uns einen schönen Abend machen zu können. Keine Minute später klingelte das Telefon: eine Anfrage von einem anderen deutschen Pärchen, das sich das Auto ansehen wollte. Ob es Sonntag geht? Nein, es muss noch an diesem Tag sein! Also gut, wir sagten zu, immerhin wollten wir uns die Chance nicht entgehen lassen und hofften, dass unser zweijähriges Jubiläum uns Glück bringen würde!
Der Haken war jedoch, dass wir das Auto gar nicht mit in die Stadt genommen hatten. Der Verkehr in Sydney ist dreimal schlimmer als in der frankfurter Innenstadt und der Parkplatz des Hotels hätte 25 AU$ gekostet! Das Hotel befand sich also mitten im Stadtzentrum, Balmain (wo Kelly sich zu diesem Zeitpunkt befand) ist ein Stadtteil Sydneys, auf einer Landzunge, ca. 25 Minuten mit dem Bus vom Stadtzentrum entfernt. Im Hotel haben wir noch schnell die Papiere zur Ummeldung ausdrucken lassen und da wir keine Zeit verschwenden wollten sind wir los gerannt, durch die Menschenmassen auf den Straßen, hin zur Bushaltestelle, die auch nicht gerade um die Ecke lag. Nassgeschwitzt im Bus, in Balmain angekommen, von der Bushaltestelle den nicht gerade kurzen Weg bis zum Haus gerannt, Sachen umgepackt und losgefahren - Feierabendverkehr Freitag Abend in Sydney! Vielleicht kann man sich vorstellen wie viel Stress wir schon zu diesem Zeitpunkt empfunden haben.
Die Besichtigung des Autos lief super, doch eine Entscheidung treffen wollte das Paar erst einen Tag später. Wir waren positiv gestimmt, wenn auch etwas gestresst. Es wurde nämlich immer später und wir mussten das Auto noch nach Balmain zurück bringen, denn parken in der Stadt ist zu teuer. Hinzu würde die Busfahrt zurück in die Innenstadt kommen und die Wege zu Fuß.
Auf halbem Weg klingelt unser Telefon: Wo seid ihr denn? Seid ihr schon weit gefahren? Wir haben ganz vergessen, eine Probefahrt zu machen! Könnt ihr zurück kommen??!
Ich konnte es nicht fassen, ich hab geschrieen - so hatte ich mir unser Jubiläum nicht vorgestellt. Mittlerweile war es sicher schon nach acht Uhr!
Natürlich sind wir zurück gefahren!
Die beiden wollten sich einen Tag später melden und gaben uns abschließend noch einen Tipp wo wir kostenlos parken können! Nachdem wir sie endlich abgeliefert hatten, machten wir uns auf dem Weg zur besagter Straße! Es gibt viele Einbahnstraßen in Sydney und nachdem wir mehrere Male um einen Block fahren mussten, hatten wir die Straße endlich gefunden - von einer Einbahnstraße aus musste man rechts in eine ganz kleine Gasse einbiegen! Leider habe ich die Straße zu spät gesehen und bin einen Meter nach der Einmündung zum stehen gekommen! Es war nicht viel los, ich wartete bis alle Autos an mir vorbei gefahren sind und setzte zum rückwärts fahren an, immerhin wollte ich mich nicht schon wieder durch das Gewirr von Einbahnstraßen quälen. Ein paar Sekunden später, ich war nicht schnell, gab es einen Aufprall! Hinter mir stand ein kleines Auto. Links neben mir war ein freier Parkplatz, in den ich theoretisch hätte rein fahren wollen können. Die beiden Frauen sagten sie seien nicht von Anfang an hinter uns gewesen sondern erst hinter uns gefahren! Ob ich nun das Auto nicht gesehen habe oder ob sie nicht sahen, dass ich rückwärts fuhr wissen wir nicht.
Jedenfalls, wir waren eh schon sooo sehr gestresst, musste ich wohl einen kleinen Schock gehabt haben, denn ich konnte nicht aufhören zu weinen. Es war mein erster Unfall mit einem anderen Auto - auch wenn es eigentlich gar kein Unfall war. An keinem der beiden Autos konnte man nur irgendeinen Schaden erkennen, wie gesagt es war mehr ein slowmotion Aufprall. Trotzdem machte die Besitzerin des anderen Wagens einen riesen Wirbel und rief sogar die Polizei! Nachdem alle Formalitäten geklärt waren wollte ich eigentlich nur noch ins Hotelzimmer - schlimm genug das jetzt auch das noch hinzu kam. Ich dachte es könne nicht schlimmer kommen an unseren zweiten Jahrestag! Da wir jedoch auf die Polizei warten mussten, die natürlich was besseres zu tun hatte, dauerte es letzten Endes eine Stunde bis diese erschien. Die zwei Polizisten verstanden nicht warum sie gerufen wurden und fragten die Frau wo denn der Unfall sei?! Sie würden nur hinzugezogen wenn Drogen im Spiel sind, es Verletzte gibt und - die anderen Gründe wussten sie selbst nicht mehr! Auch als die Frau vehement darauf bestand einen Unfallbericht von der Polizei zu bekommen, mussten diese ihr diesen Wunsch abschlagen, dafür seien sie nicht zuständig - alles Weitere klären die Versicherungen!
Ich, vollkommen am durchdrehen, dachte ja, dass es ein riesiger Schaden wäre und wir Tausende von Dollar zahlen werden müssen!
Als wir dann endlich fahren durften, sprang das Auto nicht an!
Die Warnblinkanlage hatte die Batterie zum aufgeben gebracht!
Ihr könnt euch nicht vorstellen was in diesem Moment in mir vorhing - hatte sich denn das ganze Universum gegen einen schönen zweiten Jahrestag verschworen?
Mittlerweile war es schon zehn Uhr Abends!
Zum Glück startete das Auto mit der zweiten Batterie!
Jetzt mussten wir auch noch eine Weile mit dem Auto rum fahren, denn wir mussten die Batterie wenigstens etwas aufladen. Danach parkten wir doch noch in besagter Straße und mussten zum Hotel zurück laufen, auch wieder ein paar Kilometer!
Wenigstens konnte ich während des ´Spaziergangs` etwas runter kommen und Luft holen.
Um elf Uhr abends kamen wir dann bei einem Italiener an und hofften, dass jetzt wenigstens alles gut wird. Leider war es dort so laut, dass man schreien musste um sein eigenes Wort zu verstehen. Markus meinte, wenn er jetzt so laut schreien würde wir er kann, dann würde es niemandem auffallen, weil alle so laut schreien! Wir aßen unser Essen so schnell es ging und fielen um Mitternacht erschöpft ins Bett und schliefen direkt ein. Diesen zweiten Jahrestag werden wir nicht so schnell vergessen!
Den nächsten Tag wollten wir komplett im Bett verbringen und nachholen was uns Tags zuvor verwehrt wurde.
Nach einem ausgiebigen Frühstück kamen wir zurück ins Zimmer und freuten uns auf einen ganz entspannten Tag. Das Pärchen, welches sich den Van angesehen hatte, wollte ihn nehmen, jedoch für einen Preis der unter unserem Minimumlimit lag. Wir freuten uns und hofften sie noch etwas hoch handeln zu können. Der Haken: Sie wollten das Auto noch am selben Tag mitnehmen!
Keine Minute später klingelte das Telefon, zwei Mädchen wollten sich das Auto sofort ansehen, gleich mitnehmen und sogar mehr zahlen als unser Minimum!
Unseren entspannten Betttag mussten wir somit, so dachten wir, zu einem entspannten Bettnachmittag machen. Aber was tut man nicht alles um das Auto endlich los zu werden, immerhin hatte sich die ganze Zeit niemand gemeldet und plötzlich wollten gleich zwei Parteien das Auto noch am selben Tag mitnehmen.
Wir also wieder zum Auto gerannt, die Mädchen getroffen und eine Probefahrt gemacht! Im Anschluss wollten sie zu einer Werkstadt fahren, die das Auto checken sollte. Da es jedoch Samstag morgen Mittag war, wollte der Mechaniker frühestens Montag einen Check machen, der auch etwas gedauert und gekostet hätte. Die Mädchen mussten jedoch schon Sonntag losfahren, wegen eines Jobs der Dienstag beginnen sollte und wir sagten ihnen ehrlich, dass es noch andere Interessenten gibt, die sich schon für Kelly entschieden haben und sie noch am selben Tag mitnehmen wollen. Nach kurzer Bedenkzeit entschieden sie sich für Kelly, beim Preis trafen wir uns in der Mitte zwischen unserem Minimum und ihrem Maximum.
Super, juhuu, endlich verkauft! Wir gingen in ein Cafe um die Papiere gemeinsam auszufüllen und alles zu besprechen!
Der Haken der sich an diesem Tag jedoch auftat, bestand darin, dass die Mädchen dachten sie könnten mit ihrer deutschen Kreditkarte mehrere Tausend Euro von ihrem deutschen Konto abheben, Geld mit nach Australien genommen hatten sie nicht. Leider waren es nur 500 AU$ und so gingen wir die Möglichkeiten durch die wir hatten, bzw. eigentlich nicht hatten. Da alle Beteiligten Deutsche sind, schlug ich vor, dass eine der beiden ihre Elter fragen soll, ob sie nicht das Geld auf mein deutsches Konto überweisen können! Bei uns in Australien war es dann auch schon wieder Nachmittag in Deutschland war es jedoch gerade mal sieben Uhr morgens, an einem Samstag! Glücklicherweise konnte der Vater der neuen Kelly-Besitzerin das Geld per online banking überweisen und mir per Mail die Bestätigung schicken. Nachdem dann alles geklärt war, gaben wir Kelly den beiden mit und mussten nur noch die Papiere an das Vehicle Registry Centre WA senden! Soweit alles super gut - endlich konnten wir voller Freude den restlichen Aufenthalt im Hotel genießen!
Aber auch Sydney haben wir in den kommenden Tagen erkundet, was wir uns vor dem Verkauf Kellys nicht erlaubten.
Sydney ist eine schöne, aber auch stressig geschäftige Stadt! Besonders schön und auch vorteilhaft war der Aufenthalt bei unserer Gastfamilie!
Nachdem wir den Van endlich verkauft hatten, konnten wir auch endlich den Rückflug buchen!
Aufbruch: | 30.05.2011 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 30.05.2012 |