Unser Traum von Australien
Willkommen im Süden
(Willkommen im Süden - Gleichnamigen Film kann ich wärmstens allen Italien- und Humorliebhabern empfehlen)
Nachdem wir ziemlich lange getrödelt hatten, haben wir Cairns gegen Montag Nachmittag verlassen und sind Richtung Süden gefahren. Auf unserer Fahrt, die sich bis in die Dunkelheit hinein zog, konnten wir einen grandiosen Sonnenuntergang miterleben.
Augen zu: Stellt euch viele verschieden hohe Berge vor, die, weil sie verschieden weit weg von einander stehen, in verschiedenen dunklen Schattierungen erscheinen. Doch, dass es Berge sind, die aussehen als seien sie mit Moos bewachsen, kann man gerade noch erkennen. Der Himmel über den Bergen erscheint in facettenreichen rosarot Tönen. Unterhalb des Berges, bis hin zur Straße auf der wir fahren, befinden sich wildwachsende Wiesen deren ausgedörrte Halme gelb schimmern. Zwischen drinnen schlängelt sich eine Anordnung aus verschieden großen Dümpeln, mit Seerosen darauf und noch ergrünter Vegetation am Rande, durch die ausgetrocknete Natur. Die Wasseroberfläche spiegelt den rosa Himmel. Ein Schwarm kleiner Vögel erschreckt sich und fliegt aus der Wiese in einer symmetrischen Formation in den Himmel hinauf.
Letzten Endes sind wir doch wieder auf dem kostenlosen Rastplatz gelandet, der uns vor geraumer Zeit eine feucht fröhliche Nacht beschert hat. Auch diesmal haben uns die Sprinkler erwischt, zum Glück hatten wir die Kofferraumklappe nur angelehnt.
Von Kettensägen geweckt, fuhren wir am nächsten Morgen schon früh los. Nach 80km bemerkten wir, dass wir meinen Bikini und Markus Badehose, welche sich auf dem Wagendach befanden, verloren hatten. Die beiden haben durch das Meerwasser nach dem Ausflug auf Fitzroy Island gestunken.
Unser nächstes Ziel sollte Airlie Beach seien, welches das Tor zu den Whitsunday Islands ist.
Dort angekommen, mussten wir jedoch feststellen, dass diese Kleinstadt durch den herrschenden Kommerz absolut keinen Charme besitzt und die Touristen, welche vornehmlich Backpacker sind, ausgenommen werden wie die Weihnachtsgänse. Nachdem wir die Preise für eine Überfahrt ohne alles zu den Whitsunday Islands gesehen hatten, verließen wir Airlie Beach wieder und fuhren weiter. In der folgenden Nacht bekamen wir einen Vorgeschmack darauf, was uns im kalten Süden Australiens erwarten wird: eisige Kälte!
Auf der weiteren Fahrt fuhren wir durch Unweiten von sugar cane Feldern, die in dieser Gegend Australiens angebaut werden. Die Zuckerrohre sind sehr hoch und ganz oben weht eine Art kleines Fähnchen im Wind. Neben den sgar canes werden jedoch auch Maccadamia Nüsse angebaut. Die Gegend durch die wir fahren ist sehr ländlich und sieht sehr einladend aus - genau mein Geschmack. Es gibt sehr viele Felder, Wiesen und Weiden, in den verschiedensten Farben, auf denen Kühe und Pferde grasen und mit großen Teichen darauf in denen sich die Enten baden. Es gibt leuchtend grüne Wiesen. Es gibt schillernd gelbe Wiesen. Es gibt angenehm orange Wiesen. Und es gibt feurig rote Wiesen. Alles in allem sehr idyllisch hier.
Zuckerrohrfelder
Weiteres Ziel sollte der Rainbow Beach sein, dessen Sand in 72 Farben leuchten soll. Leider war das wohl eine Fehlinformation unseres Reiseführers. Auf dem Weg dort hin haben wir jedoch einen sehr großen Waldbrand gesehen. Zu Beginn der 60km langen Straße bis nach Rainbow Beach war der Himmel noch strahlend blau, zum Schluss war er wolkenbedeckt. Je näher wir dem Ort kamen, desto näher kam auch das Feuer. So einen riesigen Brand hatten wir noch nie zuvor gesehen, es war wirklich unglaublich. Wir konnten mit beobachten wie sich die Schwaden an Rauch langsam in den Himmel hinauf schoben und die Sonne verdeckten die zu einem roten Ball wurde. Irgendwie war es trotz der Tatsache, dass es ein Waldbrand war, schrecklich schön. Das Rauch- und Wolkengebilde, welches durch das Feuer entstand und sich in den verschiedensten Farben zeigte, war einzigartig. Ganz am Ende des Weges dachten wir, die Feuerwehr erblicken zu können, dabei waren es Beauftragte mit Benzin gefüllten Wagen, die das Feuer entfachen sollten. Der Waldbrand war also absichtlich und kontrolliert gelegt worden. Das wird in der Trockenzeit in Australien oft so gemacht, damit die Natur durch die entstehende Asche, welche als Dünger dient, wieder aufblühen kann.
An diesem Punkt der Reise haben wir auch zum ersten Mal in Australien Nadelbäume gesehen und zwar gleich eine 40km lange Baumschule. Außerdem muss noch erwähnt werden, dass wir in dieser Gegend Australiens und zu dieser Jahreszeit den Mond schon ab 15Uhr sehen können. So geben sich die Sonne und der Mond schon Mittags die Hand und lösen sich ab.
Der Waldbrand
Wir sind schon wieder 2000km von Cairns entfernt und haben die 14.000km Marke geknackt. Wie schon zuvor erwähnt fahren wir Richtung Kälte, was wir mit jedem Tag an dem wir weiter nach unten kommen, merken. Zum Glück haben wir mehrere Decken und unsere Schlafsäcke. Da wir nur am Kofferraum ein Fliegennetz haben müssen wir nachts die Kofferraumklappe immer etwas auflassen um frische Luft zu bekommen, weshalb ich mir erst einmal eine Mütze für die Nacht kaufen musste. Mittlerweile bleiben wir morgens auch etwas länger im Bett um uns vor der Kälte zu drücken und gehen um 17Uhr abends schon wieder in den Bus, da es später zu kalt ist um draußen zu sitzen.
Auf unserem Weg in den nächsten Bundesstaat New South Wales, der uns über den Highway führte, brauchten wir unglaublicherweise eine Stunde um durch Brisbane durch zu kommen, denn die Autobahn in Australien verläuft meistens mitten durch die Stadt. Als wir aus der Stadt draußen waren und endlich wieder schnell fahren konnten, dauerte es nicht mehr lange bis wir an einem kostenlosen overnight Rastplatz ankamen. Schnell wollten wir das Essen zubereiten, als wir merkten, dass das Gas leer ist. Zum Glück haben wir fürs dinner auch immer eine kalte Variante mit dabei.
Hier auf dem Rastplatz, der direkt an den Wald grenzt, gibt es riesige wilde Hühner und Hähne. An diesem Abend konnten wir noch einen Hahnenkampf unter unserem Auto miterleben. Wir verzogen uns dann doch lieber ins Auto.
Morgens wurden wir schon ab 4Uhr von den Hähnen geweckt, die wohl einen Wettbewerb im Krähen veranstalteten. Jeder der Hähne, und es waren mehrere, hatte seinen eigenen Platz zum Krähen und ging uns tierisch auf die Nerven.
beginnender Hahnenkampf - schaut man genauer hin, kann man unter dem Reifen den zweiten Hahn erkennen, der sich vor dem ersten versteckt.
Am nächsten Tag fuhren wir zum glashouse montains lookout um den schönen Ausblick und unser Frühstück zu genießen. Danach fuhren wir schon den nächsten Rastplatz an. Dort war es erlaubt über Nacht zu beleiben und so legten wir einen Gammeltag ein - ich hatte die Nase voll vom vielen Auto fahren. Dieser Rastplatz grenzte zwar an eine Tankstelle, was immer einen erhöhten Geräuschpegel mit sich bringt, doch hier konnten wir uns duschen, was uns zwei Dreckspätze sehr erfreute. Am frühen Abend schon beobachteten wir am Anfang des angrenzenden Waldes Kängurus bei der Futtersuche. Die niedlichen Tiere kamen immer näher, bis auf das Feld auf dem wir mit unserem Auto standen. Wir liefen hin um ein Foto zu machen und waren nur wenige Meter von ihnen entfernt. Eines der Kängurus hatte sogar ein Junges in seinem Beutel. Das war wirklich schön.
Was stand am nächsten Tag wieder an? Fahren natürlich, was auch sonst, denn in diesem Abschnitt Australiens gibt es einfach nichts zu sehen. In unserem Bescheidenen Ort Rödermark machen die Touristen ja auch nicht unbedingt Halt.
Die Rastplätze die wir am Abend anfahren wollten, gab es irgendwie nicht mehr und auf dem nächst gelegenen bekamen wir dann auch noch Stress mit einem Assi-Camper. Auf dem nächsten Rastplatz, welcher direkt neben der Autobahn lag, haben wir uns dann nieder gelassen und sogar noch zwei Mädels wieder getroffen dir wir schon des öfteren gesehen hatten. Auf diesem Rastplatz war in kleiner Runde doch eine Menge los. Erst verwechselten wir ein Opossom mit einer Riesenratte, der obligatorische australische wilde Truthahn war auch mit von der Partie, ein Camper-Nachbar brachte noch schnell seine beiden Katzen und den Hund zu Bett und zu guter Letzt ging die Alarmanlage eines Autos an dessen betrunkener Besitzer vergessen hatte das Licht auszumachen, die Schlüsselbatterie war auch noch leer und die Türen gingen nicht auf.
An diesem Abend haben wir auch Dank der Kälte und Feuchte gemerkt, dass es in unserem Auto Schimmel gibt - irgendwie logisch.
Mittlerweile war es wirklich schon sehr kalt, nicht nur in der Nacht, und unsere Autoheizung funktionierte nicht. Aus unverständlichen Gründen wurden die Schläuche von einem der Vorbesitzer gekappt. Als wir durch Sydney fuhren, das einen sehr schönen ersten Eindruck hinterlies, fuhren wir in einem kleinen Industriegebiet ab und landeten beim Autoelektroniker Vangelis, dessen Vorfahren aus Zypern kommen. Er hat uns kostenlos gesagt, was zu tun sei und uns obendrein auch noch seinen Rosenkranz geschenkt. So machten wir uns auf die Suche nach den richtigen Autoteilen - eigentlich nur ein Schlauch. Als wir schließlich doch zum Ersatzteilelager von Toyota selbst gefahren sind, hatten sogar die es nicht. Wir wurden zu einem simplen und kleinen Laden weiter geschickt der Autoteile- und Zubehör verkauft. Hier fanden wir das gute Stück und am nächsten morgen konnte Markus das Auto reparieren. Wir mussten erst eine Weile fahren, bis der Motor heiß wird, doch letzten Endes funktionierte es und wir freuten uns nicht mehr frieren zu müssen.
Kurze Zeit später entdeckten wir einen Aldi, ja richtig Aldi und kauften erst mal "günstig" ein. Doch selbst im günstigen Aldi bezahlten wir für einen einviertel vollen Wagen 100AU$.
Wenigstens haben wir (unter anderen) hier die besten Erdbeeren und Paprika unseres Lebens gekauft.
Noch am selben Tag roch es aus der Lüftung im Auto plötzlich nach verbranntem und verkokeltem Plastik. Wahrscheinlich gab es einen Grund, weshalb die Heizungsschläuche gekappt wurden. Jetzt gehen wir die Sache lieber etwas langsamer und weniger heiß an, aber um die beschlagene Scheibe zu klären und unsere Füße zu heizen, reicht es.
der erste Einkauf bei unserem deutschen Discounter - sogar in Deutschland produzierte Knoppers gibt es
Um auf das Willkommen im Süden zurück zu kommen: Der Südosten Australiens hieß uns mit kräftigen Regenschauern willkommen und das nicht nur für einen kurzen Moment, nein es dauerte mehrere Tage. Ein Grund mehr schnell Richtung Melbourne zu fahren, denn ansehen konnten wir uns bei diesem Wetter eh nichts. An dieser Stelle möchte ich die Snowy Mountains erwähnen, laut Reiseführer ein Muss für Besucher North South Wales, die man dieser Tage jedoch nur mit Schneeketten befahren kann.
Die Tage bestanden nur aus verhältnismäßig langem Schlafen, auf dem Bett frühstücken, und fahren, immer weiter fahren. Abend haben wir uns mit dem Regenschirm vor dem Auto etwas gekocht und wieder auf dem Bett gegessen. Wohl auch mal eine Erfahrung - zum Camping im Kalten gesellt sich Camping im Regen. Die Australier lachen uns sicher schon aus, weil wir die einzigen Blöden sind die zu dieser Jahreszeit Richtung Süden fahren. Das bemerken wir übrigens auch an der Anzahl der Camper die uns Abends auf den Rastplätzen empfangen: Weit und breit ist niemand zu sehen.
Das ist auch der Grund weshalb wir nun öfters unerlaubt innerhalb der Stadt inmitten einem Wohngebiet übernachten. Zwischen zwei Orten befindet man sich nämlich im Nirgendwo - es gibt viel Wald und keinen Handyempfang. Alleine dort zu übernachten ist dann sogar uns zu gruselig. Schön war jedoch, dass wir während eines Zwischenstopps auf solch einem Rastplatz wilde und vor allem leuchtend rotblaue Papageien sehen durften. Das war wieder wirklich sehr schön.
schlechtes Wetter
Nach 500km, wahrscheinlich waren es mehr, kamen wir endlich im kalten Bundesstaat Viktoria an und das Wetter besserte sich von Kilometer zu Kilometer. Auf der Fahrt zu unserem nächsten Rastplatz durchfuhren wir sehr schöne Gegenden. Hügel und Weiden so weit das Auge reicht, in orange Tönen, auf denen Schafe grasen und immer wieder kehrende Teiche den Himmel in sich spiegeln. Berge die trotz eisiger Kälte vernebelten Regenwäldern ein Zuhause geben, in denen tropische Pflanzen wachsen, auf denen man aber auch Eis und Schnee vorfinden kann. Wege durch endlos erscheinende Eukalyptuswälder in denen man den wohltuenden Duft des Eukalyptusbaumes riechen kann.
Alles in Allem ist die letzten zwei Wochen nicht wirklich viel passiert. Wir haben sehr viele Kilometer hinter uns gebracht und während dessen zieht nicht nur die für Australien typische, atemberaubend schöne Landschaft an uns vorbei sondern auch die Zeit.
Aufbruch: | 30.05.2011 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 30.05.2012 |