Indienreise von Mon und Olaf
Im Norden
Mon, 15.12.11
Im Zug
Ausgetrocknete Ebenen mit gelbem, dürrem Gras und staubigem Buschwerk ziehen an uns vorbei. Ab und zu Erhebungen mit Felsen, Schafhirten mit ihren Herden, alleinstehende Häuser und Hütten, Männer und Frauen in gebückter Haltung beim Arbeiten auf Feldern oder beim Tragen von Brennholz und Gras.
Beim Aufenthalt in Bahnhöfen: Bettler am Fenster, Kinder in dreckigen Kleidern, die mit einem Besen auf allen Vieren durch den Gang im Zug kriechen, den Abfall zusammen wischen und die Hand für ein paar Rupies entgegenstrecken...
Die Lücken in unserem Bericht werden immer länger, unsere verbleibende Zeit hier in Indien immer kürzer. Den berühmten Taj Mahal einmal in Wirklichkeit zu sehen, und erst noch im schönen Licht früh morgens, war sehr eindrücklich. Wählt man die richtige Tageszeit (und steht dafür eben wirklich sehr früh auf!), kann man die Besuchermassen umgehen. So lohnt sich ein Besuch entgegen anderen Berichten tatsächlich.
Ansonsten hat uns aber nichts festgehalten, in dieser lauten, dreckigen, anstrengenden Stadt namens Agra. Mit den Rikschafahrern zu verhandeln, war immer schon mühsam. Aber in Agra treiben sie's absolut auf die Spitze...Wir hatten bald so die Nase voll, dass wir lieber eine halbe Stunde einer lärmigen und abgasverpesteten Hauptstrasse entlang liefen, anstatt ein Rikscha zu nehmen.
In Pushkar, einem der heiligsten Orte Indiens, hielten wir es sehr viel länger aus. Das Städtchen mit seinem kleinen See, den vielen farbigen, verschachtelten Häusern mit Türmchen, Erkern und wunderschönen Gemälden entlang und neben den Türrahmen sowie den hunderten von Tempeln zog uns sofort in seinen Bann. Die besondere Atmosphäre, welche vor allem im Dunst frühmorgens und im goldigen Abendlicht über den Ghats (Treppen zum See) und der weissgetünchten Häuserfront liegt, Schwärme von auffliegenden Tauben und in bunte Saris gekleidete Frauen inklusive, ist mit jener in Hampi durchaus zu vergleichen. Auch - oder gerade weil der Hauptbasaar von coolen Kleider- und Silberschmuckläden überschwemmt ist und die chilligen, gemütlich eingerichteten Rooftop-Restaurants vor allem auf westliche Touristen ausgerichtet sind, bleiben viele wohl länger da als geplant. Abgesehen von Olis Lebensmittelvergiftung (nach dem Verzehr einer wohl zu alten Hefeschnecke), welche ihn 2 Tage ins Bett zwang, dauerte es über eine Woche, bis wir genug bekamen vom Herumschlendern in den verwinkelten Gässchen, vom Herumsitzen in den Korbstühlen der Traveller-Restaurants, vom Lassi- und Lemon-Ginger-Honey-Tea-Trinken, vom endlosen Shoppen, vom Nutella-Banana-Pancake essen, von der Jagd auf den besten Kaffee des Ortes (übrigens im winzigen Restaurant "Honey Dew" zu finden), von unserem Luxushotelzimmer mit Schaukelstuhl und "erleuchtbarem" Bild, vom Paradiesgarten im Restaurant "Olive Garden" mit den ganzen Spiegelchen und Vögelchen-Aufhängern zwischen den Bäumen,...
Um unseren Luxus nicht auf die Spitze zu treiben, wechselten wir unsere Unterkunft, sobald es Oli besser ging. Wobei sich hier die Frage stellt, wie man Luxus definiert: Superschönes Hotelzimmer (dafür teuer und extrem lärmig gelegen) oder einfaches, etwas schmuddeliges Zimmer in einem Guesthouse, wo man dafür ruhig schläft, einen Rasensitzplatz mit Sicht auf den See und den "Olive-Paradiesgarten" gleich nebenan hat...
Unsere Tipps für Pushkar:
- Kanhia Hotel (oder Guesthouse?) > wenn man luxuriöse Hotelzimmer sucht
- Olive Garden > abschalten im Grünen
- Restaurants "Shiva's Eye" und "Baba" (vis-à-vis) > beste "Heimwehküche" > riesige Müeslis und himmlische italienische Pasta (!)
Highlights in Pushkar
- Tomaten-Käse-Oliven-Pasta in Baba's Restaurant
- Kafi und Brown-bread-toast im "Honey-Dew"
- riesiges, am schönsten dekoriertes Müesli im "Milkman"
- Mondfinsternis
- Wirksame Medis für Olis Magen
Anti-Highlights
- Oli krank
- Nach dem Postpaketversand
A) realisieren, dass wir nur noch 10 Tage in Indien sind und uns etwas Geld hätten sparen können, hätten wir etwas mehr im Rucksack mitgetragen
B) das diffuse unsichere Gefühl, ob wohl unser Paket jemals in der Schweiz ankommt...
Aufbruch: | 10.10.2011 |
Dauer: | 11 Wochen |
Heimkehr: | 26.12.2011 |