Allein auf Tour in den ukrainischen Karpaten
Zwischen Sighetu Marmathiei/Rumänien und Solotvyna/Ukraine führt eine von der EU gesponserte Brücke über die Theiß, die dort die EU-Außen-Grenze bildet. Ursprünglich (1994) für die Entwicklung des kleinen Grenzverkehrs gebaut, wollte ich wissen, ob man als EU-Bürger dort heute auch rüberkommt. Niemand konnte mir im voraus dazu etwas sagen. Bleibt also nur, selbst hinzufahren....
spontane Reiseplanung
Auf den Spuren der K.u.K.-Donaumonarchie wollte ich das Marmuresch erkunden, das sich in den nördlichen Karpaten sowohl auf rumänischer wie auch auf ukrainischer Seite erstreckt.
Denn bis 1918 hatte beides ja noch zu Österreich-Ungarn gehört. Eine alte Karte, die ich aus der Universitätsbibliothek in Göttingen bekommen hatte, zeigte alle Orte dort mit ungarischer Bezeichnung. Wege waren auch eingezeichnet, allerdings nicht unterschieden nach deren Qualität. Aber mit dem Fahrrad wird man ja notfalls schieben können, sagte ich mir.
Bei 35 Grad noch länger in Kosice/Slowakei zu bleiben, kam für mich auf keinen Fall infrage.
Und da ich so schön billig als über 70jähriger mit der slowakischen Bahn fahren kann, löse ich mir erst einmal für 33 Euro-Cents eine Fahrkarte nach Michalovce,73 km weiter östlich, um von dort ins Virholatgebirge im äußersten Osten der Slowakei zu radeln. Bei etwas mehr Höhenluft muß es ja etwas kühler werden.
Doch in Michalovce scheint es noch heißer zu sein, sportlicher Ehrgeiz jedenfalls wird im Keim erstickt. .
die halbe Welt steht einem in Michalovce offen, einmal wöchentlich nach London oder Luxemburg, aber täglich dreimal nach Uzgorod, also fahre ich nach Uzgorod
Aber ich entdecke auf dem Busbahnhof, dass um 15 Uhr ein Bus nach Uzgorod in die Ukraine fährt. Wenn der auch mein Fahrrad mitnehmen sollte, dann wäre das ja eine Alternative. Ein betagter Bus rollt an mit ukrainischem Nummernschild. Ob ich mein Rad mitnehmen könnte ? Alles für 5 € inklusive, denn die hinterste Sitzreihe ist leer, Platz genug für Rad und Gepäck.
Da kann man nicht nein sagen - und schon bin ich drin. Und schon eine Stunde später plus einer Stunde Zeitverschiebung an der ukrainischen Grenze bei Uzgorod. Dort gibt es einen nagelneuen Bahnhof zu bewundern, der gleich meine Neugier nach weiterem Fortkommen weckt. Denn ich will auf größere Höhen, um der Hitze zu entfliehen.
ein Nahverkehrszug Richtung Perechin steht schon abfahrtbereit, aber wo bekommt man die Tickets, die man mit Griwna (UAH) bezahlen muß ?
Und wie wuchtet man das Fahrrad samt Gepäck über diesen hohen Einstieg ?
Der Geldautomat kann mir nur ein Zehntel meiner angeforderten Summe liefern, fürs Ticket langt es wohl, aber wo gibt es die ? Für Fernzüge gibt es einen edlen Kundenbereich, wo man sogar deutsch versteht, aber dort bekommt man nicht die Karten für die Bummelzüge.
Da kommt extra jemand vom Bahnpersonal mit, um mir die Schalterhalle für Nahverkehrszüge zu zeigen! Für umgerechnet 28 Eurocents kann ich wenigstens inklusive Fahrrad 20 km im Uz-Tal aufwärts bis Perechin fahren und schon im Zug erfahre ich, wo ich dort im Motel Turjanska Dolina übernachten kann.
Damit wäre der erste Tag dieser Reise gelaufen, im Biergarten des Hotels zeige ich mit dem Finger auf die Speisekarte und lasse mich überraschen, was ich bekomme.
Volltreffer: Pilzragout von frischen Steinpilzen, dazu schmeckt das heimische Bier vorzüglich.
Im Zimmer krame ich meine Landkarte heraus um zu überlegen, wie ich morgen weiterkommen könnte. Wenn ich mit der Bahn Richtung Lemberg bis auf die Paßhöhe der Karpaten fahre und erst von dort mit dem Rad starte, kann ich eigentlich nichts falsch machen. Da fährt auch morgen früh um 8.13 Uhr ein Zug in diese Richtung. Zufrieden schlummere ich ein.
Am Ortsrand von Perechin steht eine vergilbte Tafel mit allen Unterkünften in der Umgebung - wenn man nur die kyrillische Schrift lesen könnte ! Zur Anmeldung braucht man unbedingt ein ukrainisches Handy - habe ich auch nicht.
Aufbruch: | 27.08.2011 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 11.09.2011 |
Rumänien
Slowakei