Allein auf Tour in den ukrainischen Karpaten
Neues Ziel: Lemberg
Der Zug nach L'viv (Lemberg UA) steht schon bereit. vorn ein Sitzwagen, der Rest des Zuges Schlafwagen. Abfahrt 17.25 ab Solotvyna, an Lemberg morgen früh um 6.40 nach 400 km und 13 Stunden Fahrt zum Preis von 91,20 (=€ 8,20) Griwna incl. Liege und Bettwäsche. Ein Traveler aus USA empfiehlt den Nachtsprung: Du gewinnst einen Tag und zahlst weniger als für eine Hotelübernachtung! Er muß es wissen, denn er ist aus Tiflis über Batumi- Istanbul-Sofia-Bukarest-Sighetu Marmmthei immer mit Nachtschlafwagen gefahren!
Auf dem Bahnhof treffe ich eine Gruppe englischer Wanderer, die in 10 Tagen aus Polen kommend eine Kammwanderung durch die Karpaten parallel zu meiner Route gemacht hat.
Auch in Ust-Corna waren sie und sind zu Fuß genau den Weg gegangen, auf dem ich umgekehrt bin. Dabei hatten sie einen Unfall: Einer hatte schräg auf einen Stein getreten und sich den Fuß verrenkt. Daraufhin hatte die Gruppe die weitere Wanderung abgebrochen.
Einmal mehr bestätige ich mir, dass ich wieder ein unerhörtes Glück gehabt habe. Vielleicht gehörte der Verzicht auf Rumänien auch zu diesem Glück.
Nun gilt es erst einmal einzusteigen, diesmal ohne Hilfe. Wohin mit dem Rad ? Nein, wird mir bedeutet, keinesfalls auf dem Gang, sondern ins Gepäckfach im Abteil über dem Gang. Dazu muß das Vorderrad ab, dann geht es.
Tatsächlich, es geht. Allerdings habe ich eine halbe Stunde zum Verstauen gebraucht. Gut, dass ich bis zur Endstation Lemberg fahre, da dürfte ich auch genug Zeit beim Aussteigen haben.
Ein Blick durch die Gardine aus dem Fenster. Im Gewebe kunstvoll eingestickt ein Bild des Hauptbahnhofs in Lemberg. Oder des Opernhauses von Odessa ?
Bis auf die Enge fast wie eine Hotelsuite. Der Zug hält fast an jedem Bahnhof und füllt sich allmählich. Die Reservierung war nötig, wie man sieht.
Der Fahrplan des Zuges: an geraden Tagen hin, an ungeraden zurück. Leider alle Ortsbezeichnungen nur in kyrillischer Schrift.
Während der Fahrt durch einen Teil der Pußta regnet es. Kein Wunder, wenn die Bauern alle so viel Stroh verbrennen, dass aus dem Rauch allein schon Wolken entstehen.
Dann knickt die Strecke kurz vor der ungarischen und slowakischen Grenze bei Cop nach Norden ab in die waldigen Karpaten.
Es wird Zeit, mich per Handy nun endlich mal bei Freund Sergej in Lemberg zu melden.
Doch das Handy streikt und verlangt die PUK.
Die aber liegt zuhause. Ich lese mir noch einmal das ausgedruckte Mail aus Neumünster durch. 3 Handynummern hat er mir gegeben und die des Cafe Tibava, wo wir uns früher getroffen haben.
Aber Kommunikation ist nun nicht mehr möglich, auch nicht nach Hause. Aber der Zug rollt schon unaufhaltsam Richtung Lemberg.
Den spannenden Aufstieg über die Berge, den ich vor wenigen Tagen schon einmal im Bummelzug gemacht habe, verschlafe ich dieses Mal.
Was morgen kommt, wird sich finden. Immerhin kommen mir leise Zweifel, ob die Umdisposition nach Lemberg das Ideale war, aber nun muß ich durch!
Aufbruch: | 27.08.2011 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 11.09.2011 |
Rumänien
Slowakei