Allein auf Tour in den ukrainischen Karpaten
Im Kurgebiet der Karpaten
Heute habe ich kein unbekanntes Terrain mehr vor mir. Denn schon 2004 sind wir hier zu dritt gewesen. Doch dieses Mal ist kein Auto dabei, in das ich bei Bedarf umsteigen könnte. Also nehme ich mir nur etwa 60 Kilometer bis Miz'hirya vor.
Der Hauptkamm der Karpaten verläuft im Nordteil von Nordwest nach Südost, die Theiß entwässert das Gebiet südlich davon und zahlreiche Nebenflüsse bringen zeitweise reichlich Wasser aus den Bergen, wie die breiten Flussbette beweisen, die mich auf meiner Fahrt begleiten sollen.
Holz gibt es im Überfluß und auch genug Handwerker, die es verarbeiten können. Nur hier scheint dem Bauherrn das Geld ausgegangen zu sein.
Ich werde aber von Flussbett zu Flussbett wechseln, und dazwischen gilt es, eine geeignete Straße zu finden und Pässe zu überwinden.
So komme ich meistens auf einem steilen Weg nach oben, kann auf der Paßhöhe die schöne Sicht und das etwas kühlere Lüftlein genießen und dann erst mit Schußfahrt, später entlang des Flusses mit sachtem Gefälle mühelos mit gutem Tempo fahren.
Trotz der intensiven Sonnenstrahlen kann gemähtes Gras nur zu trockenem Heu werden, wenn es von Hand über Nacht zu solchen Stauden aufgestapelt wird und am nächsten Vormittag von Hand wieder in die Sonne ausgebreitet wird.
Hier hätte ich keine Mühe, eine Unterkunft zu finden, dazu meistens in einem Neubau oder einem frisch umgebauten Haus. Auf ukrainische Gäste ist man eingestellt. Aber als Ausländer muß man sich mit Händen und Füßen verständigen, willkommen ist man gleichwohl
Hier sind die Karpaten kein geschlossenes Waldgebiet. Wiesen und Almen formen eine anmutige Hügellandschaft. Doch die Berge im Hintergrund erreichen fast 2000 Meter ! Entsprechend sind die Steigungen dazwischen auf den Straßen. Unten im nächsten Tal liegt Volovez.
Heute verläuft alles nach Wunsch, nur auf den Steigungen verfluche ich mein Gepäck. Ich schiebe von einer schattigen Stelle zur nächsten, denn 12 % mit Gepäck raufzustrampeln wird mir schnell zu viel. Im übrigen ist der Weg das Ziel.
Der führt zunächst über Volovez.
Hier geht die Hauptbahnstrecke über die Karpaten, zum Rasten ist es noch zu früh. Also gleich hinauf auf die nächste Steigung.
Ein untrügliches Zeichen, dass mir wieder ein Pass bevorsteht, 5 km für Reisebusse gesperrt, also werde ich rund 2,5 km bergauf und dann 2,5 km steil bergab müssen.
Schicke Herbergen laden zum Einkehren ein. Aber alle Türen sind verschlossen. Nebensaison oder Pleite ?
Rund um die Uhr kann man eine Handynummer anrufen, wenn man hier einkehren will. Probiert habe ich es nicht
Auch diese Herberge steht Gästen offen, jedenfallls steht es so auf dem Spuchband. Aber die Rezeption war verwaist: Handynummer bitte anrufen.
Die Strecke, obwohl schon 2004 zurückgelegt, kenne ich kaum wieder. Alle diese Hotels gab es 2004 noch nicht. Nur: Wann ist denn hier die Saison, in der die dafür nötigen Gäste kommen ? Vielleicht im Winter ?
Wandern müßte hier ein besonderes Vergnügen und Abenteuer sein, man brauchte aber schon eine Karte und GPS, um sich zurechtzufinden
Die Kurgegend der nördlichen Karpaten. Leider alles nur auf ukrainisch und schon etwas vergilbt. Noch gibt es hier keinen Touristenboom, schon gar nicht aus dem Ausland.
Das idyllische Bild von unberührter Natur täuscht etwas, der Job des Hirten, der von ein paar Tieren leben muß, ist hart und entbehrlich.
talabwärts fährt sich's am schönsten. Erstaunlich, welche Wassermassen das Tal noch aufnehmen könnte.
Miz'hirya heißt mein heutiges Ziel, auf deutsch "zwischen den Bergen". Der Fluß knickt hier durch eine Engstelle nach Süden ab, morgen werde ich deshalb ostwärts den nächsten Paß vor mir haben.
Für heute reichts, ich suche mir ein schönes Hotel und finde es mitten im Ort. Eine Oase von Luxus mitten in dörflicher Atmosphäre, für umgerechnet € 31,50 incl. Frühstück!
Auf dem Parkplatz parken hochkarätige Karossen, alle mit Kennzeichen UA, ich bin der einzige ausländische Gast und der kommt nur per Fahrrad!
Aber dass ich eine Unterkunft suche, kann ich den Damen an der Rezeption glaubhaft machen und bekomme ein Doppelzimmer, das keine Wünsche offen läßt.
Schimmhalle vom Feinsten im Hotel Boha Woda in Miz'hirya. Wird bescheiden als Swimmingpool angeboten. Im Winter gastieren hier die Leistungssportler. Ich schwimme im 25m-Becken gerade mal 750 Meter und habe die Halle ganz für mich allein.
Ein opulentes Pilzmenu erwartet mich vor dem offenen Kamin zum Abendessen, die strahlende Wärme des Kamins ist am Abend sogar angenehm.
Aufbruch: | 27.08.2011 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 11.09.2011 |
Rumänien
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