Baltikum-Rundreise: Litauen – Lettland – Estland

Reisezeit: Mai / Juni 2005  |  von Anke Schlingemann

Marienburg, Chelmno, Thorn (Polen)

Unser Tagesziel ist Marienburg (Malbork). Gerne hätten wir im Burghotel übernachtet, aber dieses ist, wahrscheinlich aufgrund des an diesem Wochenende hier stattfindenden mittelalterlichen Festes, ausgebucht. Immerhin finden wir nach mehreren Anläufen noch ein einfaches Hotel in Fußnähe zur Burg.

Marienburg - Blick vom anderen Ufer des Flusses Nogat

Marienburg - Blick vom anderen Ufer des Flusses Nogat

Einen wunderschönen Blick auf die bombastische Marienburg haben wir vom anderen Ufer des Flusses Nogat. Vom Abendlicht wird die Burg wunderschön angestrahlt und leuchtet rot. Viele mittelalterlich gekleidete Musiker tummeln sich in der Burganlage. Vor der Burg ist eine Bühne aufgebaut, wo mittelalterlichen Konzerte stattfinden.

Erfreulicherweise bekommen wir immerhin einen Tisch im Burgrestaurant.

Samstag, 04.06.2005 Marienburg - Chelmno - Thorn - Berlin

Heute steht zunächst die Besichtigung der Marienburg an. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg zu 50 Prozent zerstört. Zum größten Teil wurde sie inzwischen wieder aufgebaut und 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Die Marienburg gilt als das größte Backsteinschloss der Welt. Bereits im 13. Jh. wurde durch den Deutschen Orden mit dem Bau eines viereckigen Kastells begonnen. Im 14. Jh. wurde die Anlage erweitert. Es entstand eine uneinnehmbare Festung, die von Ringmauern umgeben ist. Die für die Wehrhaftigkeit neuralgischen Punkte, wie beispielsweise Tore und Durchgänge, waren mit allen im Mittelalter bekannten Schutzvorrichtungen wie Fallgatter, Torzwinger, Pechnasen oder Schießscharten versehen.

Leider ist der Zugang zu den Räumen nur im Rahmen einer Führung möglich. Wir erstehen zwei Tickets und gehen in den Innenhof des Schlosses, der gleichzeitig ein Gruppensammelplatz ist. Er werden zwar regelmäßig Führungen in unterschiedlichen Sprachversionen durchgeführt, doch wir versuchen den Tipp unseres Reiseführers zu folgen, uns einer Reisegruppe anzuschließen. Am Vorabend hatten wir im Burgrestaurant mitbekommen, wie sich eine deutsche Reisegruppe für 9 Uhr hier verabredet hat. Diese treffen wir hier nun wieder. Der Reiseleiter, den wir ansprechen, erlaubt uns freundlicherweise, dass wir uns der Gruppe anschließen.

Marienburg

Marienburg

Die Anlage der Marienburg umfasst das Mittel- und das Hochschloss sowie den Hochmeisterpalast. Die eineinhalbstündige Führung beginnt im Mittelschloss. Über eine hölzerne Zugbrücke erreichen wir das Hochschloss.

Das Schloss ist mit einer Art Fußbodenheizung ausgestattet. Diese funktioniert so, dass in einem im Keller befindlichen Heizraum Feuer gemacht wurde und die warme Luft über Rohre transportiert wurde. Die Temperaturregelung erfolgte durch im Fußboden angebrachte Deckel, die je nach Bedarf abgenommen oder verschlossen werden konnten.

Am äußeren Ende der Anlage gab es sogar einen Toilettenturm. Da man schon mal die Orientierung verlieren konnte, findet man an den Wänden lustig ausschauende kleine Figuren, die als Wegweiser dienten.

Es sind weniger die Ausstellungen, wie beispielsweise eine Bernsteinsammlung, Porzellan, Kleidung, Möbel, Waffen oder eine Glasfensterproduktion, die den Reiz ausmachen, als vielmehr die imposante Gebäudeanlage. Neben dem Kreuzgang gefällt uns besonders gut der Hochmeisterpalast mit seinen Gemächern sowie der Rittersaal.

Nun fahren wir weiter Richtung Süden. Einen kleinen Zwischenstopp legen wir in verschlafenen, mittelalterlichen Stadt Chelmno (Helmo) ein. Ganz nett sind das Rathaus sowie einige Häuser aus rotem Backstein.

Viel besser gefällt uns Torun (Thorn), seit 1997 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Durch ihre Lage am Weichselufer gehörte sie einst zu einem der wichtigsten Handelszentren.

Torun

Torun

Am Rathausmarkt beginnen wir unseren Rundgang. Schön ist die prachtvolle Fassade des Hauses zum Stern - ein Blick hinein auf die geschnitzte Wendeltreppe lohnt sich. Besonders sehenswert ist das altstädtische Rathaus mit dem davor stehenden Kopernikusdenkmal. Vis-a-vis steht der Artushof - ein imposantes Neurenaissance-Gebäude. Schon von weitem fällt der hohe Turm der spätbarocken, dreischiffigen Heilig-Geist-Kirche auf. Etwas dahinter befindet sich der gotische Backsteinbau der Marienkirche, die ein sehr schönes Sterngewölbe hat.

Als nächstes erreichen wir die Kopernika-Straße. Zwei gotische Häuser fallen besonders auf. In einem, dem heutigen Kopernikusmuseum, wurde angeblich am 19.02.1473 Nikolaus Kopernikus geboren. Ganz in der Nähe befindet sich die älteste Kirche Toruns, die Kirche des hl. Johannes - ein imposanter Backsteinbau der leider derzeit geschlossen ist.

Weiter geht es zum Dambski-Palais, das ebenfalls eine ausgesprochen schöne Fassade hat. Nun gelangen wir an das Weichselufer. Hier sind noch Reste der Stadtmauer mit einigen erhalten Toren und Türmen (Schiefer Turm, Seglertor, Brückentor) zu sehen. Nicht weit entfernt erreichen wir die Ruinen der Deutschordenburg. Die Stadt gefällt uns sehr gut, doch leider müssen wir schon wieder weiter.

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, heute noch bis nach Posen (Poznan) zu fahren und dort zu übernachten. Nachdem wir mehrfach großräumig die Altstadt umrundet habe, ohne uns dieser richtig zu nähern, schwindet unsere Lust auf eine weitere Besichtigung. Wir rechnen uns aus, dass wir gut drei Stunden für die Rückfahrt nach Berlin benötigen. Kurz entschlossen treten wir daher direkt die Rückreise an und beenden etwas abrupt den Urlaub einen Tag früher als geplant. Immerhin bringt uns dies einen ganzen Tag, um uns vom Urlaub zu erholen.

Resümierend stellen wir fest, dass der Urlaub anstrengender war, als wir es letztendlich erwartet hatten. Obwohl wir uns auf die Fahrerei und die schlechten Straßenverhältnisse gedanklich eingestellt hatten, stecken und die knapp 5.500 km ganz schön in den Knochen und wir könnten uns gut vorstellen, jetzt eine Woche zu relaxen und uns vom Urlaub zu erholen. Nichtsdestotrotz würden wir jedem Baltikum-Interessierten empfehlen, sich nicht nur die Hauptstädte anzusehen. Der Unterschied zwischen diesen reichen, westeuropäisch geprägten Städten und dem Landleben ist groß. Und natürlich gibt es eine Menge unberührter Natur (15.000 Flüsse und Bäche, über 7.000 Seen) zu entdecken.

Hat Ihnen unser kleiner Reisebericht gefallen? Weitere Reiseberichte gibt es auf unserer Homepage (www.schlingels.de).

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisebericht mit Fotos von Anke Schlingemann & Detlef Hälker. Rundreise: Vilnius, Europa Park, Trakai, Kaunas, Klaipeda, Kurische Nehrung, Dzukijos, Gruto Parkas, Pape-See, Kuldiga, Sliteres, Rundale, Riga, Gauja, Muhu, Saaremaa,Tallinn, Lahemaa, Danzig
Details:
Aufbruch: 21.05.2005
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 04.06.2005
Reiseziele: Estland
Polen
Litauen
Lettland
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!